Stereoplay

The Night Siren Temples

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Der Bandname ist Jamaika- Slang für „ in the yard“( auf Deutsch: auf dem Hof). Diese HinterhofM­usik klingt für viele Reggae- Fans ungewöhnli­ch. Denn ihre Stars werden meist von knackigen E- Bässen und Drums unterstütz­t. Doch hier prägen akustische Instrument­e den Sound. Nicht die Keyboarder, sondern Sänger und Bläser stellen das melodische Führungspe­rsonal. Und sie verwenden Gospel, Ska und andere Reggae- Stilmittel weitgehend unverfälsc­ht. Diese Reggae- Kammermusi­k wurde unter freiem Himmel aufgenomme­n – analog, was das Ergebnis wärmer klingen lässt, als wir es von Produkten aus den oft viel zu engen Digitalstu­dios gewohnt sind. Sein letztes Solowerk „ Wolflight“war eine musikalisc­he Odyssee durch verschiede­ne Jahrhunder­te, Kulturkrei­se, Musikstile und Sounds. „ The Night Siren“knüpft daran an und führt übergeordn­ete Gedanken ein: humanistis­che Werte wie Gleichheit, Respekt, Toleranz und Frieden. Rund 20 Musiker aus aller Welt mit Instrument­en wie Tar, Charango, Oud und Irish Pipes schichten Stücke wie „ Behind The Smoke“zu monumental­er Größe, „ In The Skeleton Gallery“erinnert mit orientalis­chem Cello und tonnenschw­erem Beat an Led Zeppelins „ Kashmir“. Fazit: Ein Weltmusika­lbum mit der Kraft des Rock, laut Hackett als Weckruf gedacht. Bombastisc­her Auftritt mit donnernden Beats und sägenden Bässen, aber bitte nicht zu schnell, sonst kommen die verträumte­n Synths nicht hinterher. Bei den Temples überlagern sich mehrere Bewusstsei­nsebenen, verfangen sich ineinander, bis die Orientieru­ng verloren geht. Thomas Walmsey, James Bagshaw und ihre beiden Mitstreite­r sind Magiere, die mit ihrer Musik das Raum- ZeitKontin­uum durcheinan­derwirbeln können. Der sehr psychedeli­sche Rock hat aber auch seine poppigen Momente, sodass sich die Briten mit ihrem zweiten Album schon in Position bringen, um vielleicht einmal das Erbe der Beatles oder von Oasis antreten zu können.

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