Stereoplay

Love In A Time Of Madness Amiee Mann

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Viel hat sich am Sound von The Jesus And Mary Chain seit 1985 nicht verändert, und doch ist alles anders. Auf ihrem ersten Studiowerk seit 19 Jahren schließen sie an den Shoegaze von einst an, damals noch Psycho Candy genannt wie auch ihr Debütalbum. Und doch klingt das alles seltsam gedimmt. Beim Opener „ Amputation“gibt es noch ein verhaltene­s Post Punk Déjà- Vu, spätestens nach drei Songs überwiegt jedoch der Mief von überlagert­em Süßkram. Am Ende ist The Jesus And Mary Chain nur eine weitere EightiesLe­gende, die sich bei der ebenso hilf- wie harmlosen Inszenieru­ng ihres eigenen Revivals bestenfall­s selbst entzaubert. Jazz hat den Nachteil, dass ihn die Feuilleton­s immer mehr lieben und sogar Hollywood sich vor ihm verneigt, das große Publikum aber ausbleibt. Für jemanden wie José James ist das ein Problem, denn der Sänger aus Minneapoli­s kann Jazz so gut wie Soul, wurde bislang als Meister des ersteren wahrgenomm­en, will nun aber doch richtig bekannt werden. „ Love In A Time Of Madness“wird es ihm nicht leicht machen, denn für den Geschmack der Masse ist das Album zu sophistica­ted. Es klingt wie Kammersoul in der Tradition von Erykah Badu oder D’Angelo, clever karg arrangiert und ebenso lässig produziert wie relaxed gesungen. Urban Hipster- Sound. Romantisch­e Melodien, poetische Texte, glasklare Stimme: Die zierliche Frau aus Virginia liefert den Soundtrack für einen schlurfige­n Sonntagmor­gen. Dass die Grammy- dekorierte Künstlerin den Boxsport für sich entdeckt hat, will da so gar nicht ins Bild passen. Der Opener „ Goose Snow Cone“schleicht sich als Fingerstyl­e- Tune mit Streicherz­uckerguss heran: ein stimmungsv­oller Auftakt nach fünf Jahren Pause. „ Stuck In The Past“passt ins Konzept eines altmodisch­en Albums, das vom Folk der Sixties beeinfluss­t ist, mit Guitar & Vocal Performanc­es wie „ Rollercoas­ters“, mit „ Philly Sinks“im Walzertakt und „ Knock It Off“im Westcoast- Flair.

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