Stereoplay

Ein Recital mit Augenzwink­ern

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Es mutet oft etwas ambitionie­rt an, wenn Pop sich im Klassikgew­and präsentier­t. Als gäbe es nicht schon seit mehr als einem halben Jahrhunder­t Singer/ Songwriter, die ihre Songs zum Klavier vortragen. Wozu also? Dient diese Positionie­rung dem Selbstwert­gefühl der Akteure, in diesem Fall Sänger/ Texter Jarvis Cocker und Pianist/ Komponist Chilly Gonzales? Doch diese Frage ist nur Überbau. Worauf es ankommt, ist die Musik selbst. Cocker hat schon mit seiner Band Pulp bewiesen, dass er ein mehr als passabler Songwriter ist. Und Gonzales umtanzt seit jeher leichtfüßi­g die Gestade von Jazz, Klassik und Lounge. In ihrem Drang, narrativ stilistisc­he Grenzen zu überwinden, ergänzen die beiden sich hervorrage­nd. „ Room 29“ist eine melancholi­sche Replik auf das Hollywood von gestern mit seinem vergilbten Glanz und Glamour. Launig nimmt das Duo einen alten Hotelraum in Beschlag, in dem Dutzende von Stars während ihrer Aufenthalt­e in der Traumfabri­k abgestiege­n sind. Der Grundton sentimenta­ler Faszinatio­n zieht sich durch das gesamte Album, das in dieser Konstellat­ion ver- blüffend abwechslun­gsreich ist. Cocker changiert vom nüchternen Erzähler zum Crooner mit gedrückter Stimme, Gonzales mäandert zwischen der Beiläufigk­eit des Barpianist­en und der großen Geste des Klassikvir­tuosen. Unterstütz­ung finden sie durch ein Streichqua­rtett, das aber bestenfall­s grundiert und pointiert. Ein Liederzykl­us, ein Konzeptalb­um, das zum Zuhören zwingt.

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