Michail Glinka: Ruslan und Ludmila
Glinkas „ Ruslan und Ludmila“( 1842), die fünfaktige „ fantastische Oper“nach Puschkin, ist musikalisch ein wahres Brillantfeuerwerk und bietet szenisch ähnlich viele Spielebenen wie Mozarts „ Zauberflöte“. Dmitri Tcherniakovs eigenwillig- einfallsreiche Produktion, mit der 2011 das Moskauer Bolshoi- Theater nach langem Umbau wiedereröffnet wurde, beginnt und endet zwar in demselben Folklore- Kitsch wie die Kirov- Inszenierung von Lotfi Mansouri ( 1995), doch das Dekor erweist sich schnell als Fassade einer grellen Gegenwart, die den Märchen- Protagonisten hart zusetzt. Das Schlachtfeld des zweiten Aktes erinnert fast an Bilder aus der Ost- Ukraine, das Zauberschloss Nainas ist ein Bordell, die Gärten des bösen Tschernomor eine Wellness- Oase. Neben dem fulminanten Chor sind großartige Stimmen zu erleben: Michail Petrenko und Albina Shagimuratova als Titel- Paar, dazu vor allem Alexandra Pendatchanska ( Gorislava), der Countertenor Juri Minenko ( Ratmir), Elena Zaremba ( Naina) und Almas Svilpa ( Farlaf). Das Orchester unter Vladimir Jurowski klingt dagegen ziemlich blass und uninspiriert, und die Bildqualität ist leider miserabel. Trotzdem eine Empfehlung, um das Meisterwerk Glinkas kennenzulernen.