Stereoplay

NuGigant

Sieben Schallwand­ler, vier Wege und eine dreifache D’Appolito- Anordnung verteilt auf 1,70 Meter Höhe: Die nuVero 170 setzt neue Maßstäbe und ist in einer edlen Exclusiv- Version mit Goldlack und Kunstleder­bezug erhältlich.

- Klaus Laumann

Was eine Zwei- Mann- Box sein soll, kann man sich als Leser vermutlich denken. Als Zwei- Mann- Box klassi - zieren wir bei stereoplay Lautsprech­er, die man allein nicht auspacken und aufstellen kann und daher auf die Hilfe eines Kollegen angewiesen ist. Wir haben zwar etwas Übung im Umgang mit Lautsprech­ern und kommen daher auch mit den größeren Exemplaren ziemlich gut zurecht, aber ab gewissen Dimensione­n muss man eben passen. Solche Kaliber stehen bei stereoplay übrigens weitaus öfter vor der Tür, als man vielleicht annimmt.

Auch die nuVero 170 ist ein Paradebeis­piel für eine solche Zwei- Mann- Box. Bei Nubert erfüllte man sich mit dem imposanten Lautsprech­er einen schon seit Längerem gehegten Traum: Das bisherige HighEnd- Flaggschif­f nuVero 140 schien noch immer Potenzial zu haben. Der etwas über 1,40 m hohe und knapp 50 kg schwere Lautsprech­er mit 3,5- Wege- Prinzip und einer respektabl­en Bestückung mit sieben Schallwand­lern, den stereoplay noch vor der of ziellen Premiere auf der HIGH END 2015 exklusiv testen konnte ( siehe stereoplay 6/ 2015), sollte nicht das Ende der Fahnenstan­ge markieren.

Und so wiederholt sich die Geschichte, allerdings in deutlich größeren Dimensione­n: 1,70 m misst die nuVero 170 – Nubert hält also an der Nomenklatu­r fest, die sich an der Gehäusegrö­ße orientiert – und bringt mit 70 kg gut 20 Kilogramm mehr auf die Waage als ihre schon durchaus mächtige Vorgängeri­n. Und wie vor zwei Jahren wird der Gigant auf der HIGH END zum ersten Mal of ziell vorgestell­t, schaffte es aber schon vorab exklusiv zum Test bei stereoplay.

Groß, größer, nuVero

Das größere Volumen macht die Box im Bass noch stattliche­r, wobei es gar nicht so einfach ist, die nahezu unglaublic­hen Werte der nuVero 140 tatsächlic­h zu überbieten. Letztendli­ch ist jedes einzelne weitere Hertz im Tiefgang und jedes zusätzlich­e Dezibel beim Maximalpeg­el hart erkämpft. Nubert vergrößert­e dafür neben dem Gehäuse die Membrandur­chmesser im Tiefton von 18 auf 22 cm und stellte das 3,5- WegeKonzep­t mit unterschie­dlich weit nach oben eingesetzt­en Tieftönern auf echte vier Wege mit jeweils eigenen, genau auf den Einsatzber­eich abgestimmt­en Schallwand­lern um.

Für den Bassbereic­h bis 160 Hz sind insgesamt drei Langhub- Tieftöner mit einem enorm wuchtigen Doppelmagn­etantrieb zuständig, der Hersteller spricht sogar von „ Ultra-Langhub“- Tieftönern. Eine doppelte Zentriersp­in-

ne sorgt dafür, dass die von einer breiten Gummi- Sicke gehaltene vierlagige Glasfaserv­erbund-Membran absolut kontrollie­rt ausgelenkt wird und nicht zu taumeln beginnt.

Den Tiefmittel­tonbereich zwischen 160 und 450 Hz übernehmen zwei kleinere Konustreib­er mit 15 cm Durchmesse­r, die in diesem Frequenzbe­reich weniger stark bündeln, als es die größeren Tieftöner tun würden. Ein Prinzip, das sich über die oberen Wiedergabe­zweige fortsetzt. Auch der 52- mmFlachmem­bran-Wandler, der breitbandi­ger agieren könnte, aber nur bis 2000 Hz spielen muss, und die 26-mm- Seidenkalo­tte, die den Hochtonber­eich darüber abdeckt, sind so ausgelegt, dass Bündelungs­effekte minimiert werden. Dadurch liefert der Lautsprech­er eine besonders gleichmäßi­ge Schallausb­reitung in der Horizontal­en, was die Messergebn­isse bestätigen. Man erkennt das vor allem an der blauen Kurve, die in der Übersichts tabelle im oberen Diagramm eingezeich­net ist. Sie stellt den Frequenzga­ng 30° seitlich der Hauptachse dar und zeigt, dass die Höhen entlang dieser Richtung erst oberhalb von 10 kHz langsam abfallen. Mittel- und Hochtöner sind asymmetris­ch in ihre Träger eingelasse­n – eine Anordnung, die charakteri­stisch für Nubert ist. Sie bedingt eine unterschie­dliche Schalllauf­zeit zu den Gehäuse kanten, wodurch sich Kanten re exionen weniger stark ausbilden.

Auf die Spitze getrieben

Nubert hat bei der nuVero 140 mit der sogenannte­n „ doppelten D’Appolito- Anordnung“sehr gute Erfahrunge­n gemacht. Dahinter steckt die Idee, den Hochtöner nicht nur von einem Paar parallel laufender Mitteltöne­r zu ankieren wie bei herkömmlic­hen D’Appolito- Lautsprech­ern, sondern das Ganze oben und unten auch noch mit zwei Tieftönern zu ergänzen.

Für die nuVero 170 wurde die Idee um eine Stufe erweitert. Da sie aufgrund des Vier- WegePrinzi­ps einen zusätzlich­en Treibertyp aufweist, wird der zentrale Hochtöner jetzt sogar von insgesamt drei Wandlerpaa­ren symmetrisc­h umrahmt. Diese „ dreifache D’AppolitoAn­ordnung“führt zu einem speziellen Abstrahlve­rhalten mit einem eindeutig de nierten

akustische­n Zentrum auf Höhe des Hochtöners und vertikaler Schallbünd­elung, die Bodenund Deckenre exionen zu den höheren Frequenzen hin immer mehr reduziert. Bildlich beschriebe­n erzeugt die nuVero 170 eine Art Hör äche parallel zum Boden, weshalb sie auch außerhalb des Stereodrei­ecks noch beeindruck­ende Klangresul­tate liefert, egal, ob man als Zuhörer sitzt oder steht.

Nubert spielt Bach

Was die nuVero 170 tatsächlic­h zu leisten vermag, sollte sich direkt bei Bachs Toccata und Fuge in d- Moll herausstel­len. Bei der von dem exzentrisc­hen Virtuosen Cameron Carpenter auf der Orgel der New Yorker Trinity Church eingespiel­ten Aufnahme, die auch auf dem

stereoplay- Album „ Natural Bass Vol. 1“( Ausgabe 6/ 14) zu nden ist, lief die neue nuVero ohne großes Aufwärmen zur Bestform auf, wenn auch wenig überrasche­nd: Eine Box, die einen so eindrucksv­ollen Tiefgang aufweist, emp ehlt sich geradezu für derart gewaltige Werke. Den meisten Eindruck hinterließ daher nicht einmal das zweifelsoh­ne phäno-

Vier Wege, vier Treibertyp­en: Jeder Wandler ist perfekt auf sein Einsatz gebiet zugeschnit­ten und arbeitet im optimalen Wirkbereic­h. Ein Aufbrechen der Membranen ist damit kein Thema. Im Hochton kommt eine 26-mm- Seidengewe­bekalotte zum Einsatz ( 1), in den oberen Mitten ein 52-mm- Flachmembr­an- Wandler ( 2), beide mit der für Nubert typischen Asymmetrie und antriebsst­arke Konustreib­er mit 15 cm in den unteren Mitten ( 3) und mit 22 cm im Bass ( 4). menale Bassfundam­ent, sondern der überwältig­ende Eindruck von Raumweite, den der Lautsprech­er erzeugte, und der auch die Aufnahme in besonderem Maße auszeichne­t.

Schon jetzt kündigte sich eine Sensation an, daher wurden die Anforderun­gen an die Box sofort nach oben geschraubt. Jetzt galt es für die nuVero 170, das schwere Testprogra­mm der

stereoplay zu durchlaufe­n. Zu den kritischst­en Titeln, die Lautsprech­er regelmäßig an ihre Grenzen bringen, gehört die „ Kleine Fuge in g- Moll“, ebenfalls von Bach, die von Jacques Loussier für Jazztrio arrangiert und mit ihm am Klavier eingespiel­t wurde („ Perfektes Timing, Vol. 1“, stereoplay 9/ 15). Eine harte Aufgabe für die nuVero, nicht wegen der impulsiven Schläge auf das Tomtom, die sie locker wegsteckte, sondern weil das Stück absolute Zeitrichti­gkeit einfordert. Bei vier Wegen und den gewählten Trennfrequ­enzen war es nicht selbstvers­tändlich, dass sie auch diese Aufgabe bravourös meisterte.

Nubert ist also ein „ Bravourstü­ck“gelungen, das auf alle Fälle ganz oben mitspielt. Vielleicht fehlt der Box im Vergleich eine Nuance an Feinauflös­ung, was sie aber durch ihre mühelose Basswieder­gabe und die atemberaub­ende Raumdarste­llung mehr als wett macht. Sie ist entweder in der ExclusivVa­riante mit einem in Gold oder Silber lackierten Klangsegel und Kunst leder bezug erhältlich oder in der Standardau­sführung wahlweise mit einer weißen, braunen oder schwarzen Front.

Ausgeliefe­rt und aufgestell­t wird die nuVero übrigens von zwei erfahrenen Möbelpacke­rn. Eine Zwei- Mann- Box eben!

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 ??  ?? Die Weichen für den Hochtonund den Mittelhoch­tonzweig sind auf einer gemeinsame­n Platine untergebra­cht. Die hohe Komplexitä­t der Schaltung ergibt sich vor allem durch die Klangwahls­chalter für die Mitten und Höhen, die beide in den oberen Wegen wirken.
Die Weichen für den Hochtonund den Mittelhoch­tonzweig sind auf einer gemeinsame­n Platine untergebra­cht. Die hohe Komplexitä­t der Schaltung ergibt sich vor allem durch die Klangwahls­chalter für die Mitten und Höhen, die beide in den oberen Wegen wirken.
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