Auf Zeile
Der D’Appolito- Lautsprecher von B& M wird größer, leistungsstärker und teurer. Doch das allein wäre keine Sensation, denn die steckt im Detail: in der Zeilenstrahler- und Digitaltechnologie aus den Spitzenmodellen.
Etwas „ auf Zeile zu schreiben“gilt unter Journalisten und Autoren als schwierige Aufgabe, muss doch die Länge eines Textes genauestens an das vorhandene Layout angepasst werden, ohne Qualität und Krea tivität zu vernachlässigen. Vor einer ähnlich schwierigen Aufgabe stand weiland B& MGeschäftsführer und Vordenker Johannes Siegler, als er die hauseigene Zeilenstrahlertechnologie in die erste Version der Modelle BM15 und BM20 implementieren musste, ohne Größe und Budget zu sprengen.
Das Ergebnis war ein D’Appolito aus klassischen Konus- und Kalottenstrahlern hinter einer schlitzförmigen Schallführung, die die effektive
schallabstrahlende Fläche verringern und die Abbildung verbessern sollte. Das Ergebnis war, obgleich faszinierend räumlich und ortungsgenau, nicht unbedingt dem typischen „ Familienklang“der B& Ms verp ichtet, die Tester notierten eine eher warme Tonalität mit weniger Spritzigkeit und Feinau ösung. Mit der Neuau age der BMLine 20 fällt deshalb die Kalotte weg und wird durch einen Air-Motion- Transformer ersetzt, der schon im kleineren Modell BMLine 14 für hervorragende Au ösung, Timing und Luft sorgte.
Neu bestückt
Der AMT bietet gleich noch weitere Vorteile bei der Umsetzung der B& M- eigenen Abstrahlphilosophie: Er verhält sich in weiten Bereichen wie ein echter Zeilenstrahler und bündelt den Direktschall damit stärker vertikal auf den Hörer, ohne am nutzbaren Sweetspot Einschränkungen zu fordern.
Zum anderen lässt er sich aber auch tiefer herunterziehen und dank der digitalen FIRWeiche im Übergangsbereich deutlich acher ltern. Im Be- reich zwischen 1000 und 1500 Hz spielen AMT und die beiden Mitteltöner fast parallel, die dann bis 200 Hz hinunter nur wenig Arbeit verrichten müssten und dank der D’AppolitoAnordnung mit größerer Entfernung zueinander wiederum dem Abstrahlideal des Zeilenstrahlers sehr nahekommen. Die Inverskalotten im 7,5- cm- Format wurden komplett neu im Haus entwickelt und gefertigt, die tiefgezogenen AluminiumKonen werden mit einem Sand- wich- Lack beschichtet, um hörbare Membranresonanzen vollständig zu beseitigen.
Als vollwertige Drei- WegeBox übernehmen den Tieftonbereich gleich drei Bässe mit gehärtet ausgebackener Kohlefasermembran im 25- cm- Format. Das Trio wird nicht nur von stolzen 500 Watt Endstufenleistung befeuert, sondern mit einer von B& M zum Patent angemeldeten Sensorregelung auch impulsmäßig auf völlige akustische Perfektion gebracht, ohne dabei nach- oder vorzuschwingen oder übermäßig Latenzzeit zu produzieren.
Möglich macht das die FIRFilterung, die aus den großen Modellen BMLine 35 und 25 bekannt ist. Mit aberwitziger Genauigkeit und ohne Dynamikeinschränkungen werden alle Weichen- und Filterfunktionen ( inklusive sechs frei belegbarer Raumentzerrungs lter) verlustfrei bis in die rein analog ausgelegten Endstufen hinein übernommen. Erst dort ndet
eine nale Lautstärkeregelung statt, die im Idealfall eine B& M- Vorstufe wie die ICE 802 zusammen mit einem verlustfreien Digitalsignal an die Box liefert.
Schnell, aber relaxed
Ans Vorgängermodell knüpfte die neue BMLine 20 bei der Abbildung an und fächerte Raum und Orchester bei Nielsens Klarinettenkonzert ( von der
stereoplay- CD 4/ 17) in Breite, Tiefe und Präzision so auf, dass es den Hörern die Sprache verschlug. Dabei band sie die feinen Streicher guren und jedes spieltechnische Detail des Soloinstrumentes mit einer Genauigkeit ein, die man von einer B& M erwartet. Sie folgte auch dynamischen Schattierungen mit traumhafter Eloquenz, ohne sie dem Hörer aufzudrängen oder das Geschehen künstlich zu beschleunigen.
Die neue 20er ist bei aller Souveränität auch eine wahrhaft relaxte Box. Kaum ein Track zeigte das bravouröser als Hubert von Goiserns Live- Version von „ Mercedes Benz“: Schlagzeug und Bass groovten mit der Souveränität einer PA auf den Punkt und zeigten nicht den leisesten An ug von Kompression oder Aufweichung der Impulse, Akkordeon und Stimme des oberösterreichischen Multitalents dagegen mit genau der Lässigkeit und Langsamkeit, die den Charme seiner Musik ausmacht. Selbst die anspruchsvolle Stimme von Sara K. bei „ A Whiter Shade of Pale“stellte die 20er mit der Genauigkeit eines Monitors in den Raum, verblüffte mit einer seltenen Kombination aus höchster Genauigkeit und Artikulation bei riesigem, verblüffend natürlichem Raum. Damit wird die verlustfreie Digitalkette in die HiFi- Geschichte eingehen: als die ultimative Kombination aus Präzision, Timing, Natürlichkeit und Souveränität.