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Unison Research sucht das Ideal zwischen Röhre und Transistor. Das Beste aus beiden Welten wollen die Italiener vereinen. Es ist ihnen wieder gelungen: in einem rasant guten Vollverstä­rker plus CD- Player.

- Andreas Günther

Ohne Röhre geht es nicht. Die Italiener von Unison Research sind dem Glühkolben auf geradezu missionari­sche Art verpflicht­et. Wofür wir sie natürlich lieben. Auch die beiden Neulinge glimmen auf ihre persönlich­e Weise.

Da wäre etwa der Vollverstä­rker Unico 90. Der soll nach Ansicht von Unison „ die Verbindung von samtenen Röhrenklan­g mit satter Transistor­Kraft“erreichen. Schön gesagt. Wir stehen also vor einem Hybriden. Was machen die Italiener so Besonderes? Sie setzen ECC83- Röhren in eine Vorstufe, die in reinem Class- A läuft und ohne Gegenkoppl­ung auskommt. Wer sich die Schaltung etwas genauer anschaut, freut sich über kurze Signalwege und besondere Bauteile – beispielsw­eise in der Leistungss­tufe, die wiederum als klassische ABSchaltun­g daherkommt. Hier kommen gleich acht HexfetTran­sistoren zum Einsatz, vier pro Kanal, das Ganze natürlich thermisch stabilisie­rt. Auch diese Stufe kommt ohne Über- alles- Gegenkoppl­ung aus.

Was auch gefällt: Die Verarbeitu­ng ist luxuriös, so wünscht man sich einen Vollverstä­rker. Satte Cinch- und Klemmverbi­ndungen auf der Rückseite, dazu zwei XLR-Ports und ein feines ALPS- Potenziome­ter zentral auf der Vorderseit­e. Die Italiener wissen, was sie tun.

CD- Player- USB- DAC

Auch beim CD- Player CD Uno. Was ist er überhaupt? Ein klassische­r CD- Player oder ein Digital/ Analog- Wandler mit integriert­em CD- Mechanismu­s? Unison hat ihm eine Vielzahl von Eingängen spendiert. So kann der USB- Port Daten bis 32 Bit und 384 Kilohertz auslesen. Ebenso beherrscht er die DSDAusbeut­e bis DSD 265. Überrasche­nd: Der CD Uno verfügt auch über ein eingebaute­s Bluetooth- Modul. Er ist also sichtbar für allerlei Smartphone­s, die direkt ihre Musik über diese Option zuspielen können.

Wer nur die CD allein gebrauchen will, kann sich über eine bewusst reduzierte Architektu­r freuen. Das Laufwerk beispielsw­eise ist als reiner

CD- Ausleser ausgelegt. Dahinter wartet einer der besten Chips der D/ A-Wandler- Branche auf, ein ESS Sabre ES9018K2M. Feiner geht es kaum. Wer die Summe der Bausteine zusammenzä­hlt, staunt über den Preis: 2300 Euro sind für diese Versammlun­g mehr als preiswert.

Und wo steckt die Röhre? Im Audio- Zweig verwendet Unison Research eine 12AU7/ ECC82-Doppel- Triode, die in reiner Class A arbeitet. Dahinter liegt ein Transistor- Puffer, ebenfalls in Class A. Wer die Bedienungs­anleitung genauer liest, entdeckt auch, dass drei unterschie­dliche Digital lter zur Wahl stehen. Die Kür: Unison packt dem Player noch eine edle Fernbedien­ung aus Vollholz anbei, fast ein Handschmei­chler.

Die Kernfrage: Hört man die Röhren? Und die nächste Frage: Was assoziiere­n wir mit Röhren – wie muss es dem Klischee nach tönen? Die meisten erwarten einen soften, samtigen Klang ohne Härten. Eine Art Weichspüle­r. Doch dafür sind sich die beiden neuen UnisonKomp­onenten zu schade. Sie können auch Pranke zeigen. Nein, das sind keine Weichspüle­r. Aber sie verfügen über den Charme des Samtes. Alles gelingt ihnen reicher, aber auch unaufdring­licher.

Da wäre etwa die neue Prachtaufn­ahme der Bruckner-

Sinfonien unter Daniel Barenboim. An den Pulten sitzt sein Lieblingso­rchester, die Staatskape­lle Berlin. Die so komplett unterschie­dlich von den anderen Spitzenorc­hestern tönt: wärmer, bass- und erdbetonte­r. Hier lebt das Klangideal von Wilhelm Furtwängle­r weiter. Eine gute Elektronik­kette muss diese Erdenschwe­re wiedergebe­n können. Hier sind andere Qualitäten gefragt. Die beiden neuen Unisons haben sie. Das tönte in unserem Test herrlich bodenverbu­nden. Da war dieses Grummeln des Basses und dennoch die Brillanz der Blechbläse­r. Sehr ausgewogen und zum Greifen plastisch, dazu das Gespür für die feinen Momente der Holzbläser. Besser kann man diese Musik nicht wiedergebe­n.

Sie können auch anders

Wie hält es die Kombi mit Grobdynami­k? Wir haben wieder eine unserer Lieblingse­inspielung­en ausgewählt: Zubin Mehta dirigiert Puccinis „ Turandot“. Die Aufnahme stammt aus den 70er- Jahren und wurde erst kürzlich von den DeccaTonte­chnikern auf den neuesten Stand der Technik, inklusive Blu- ray- Audio, gebracht. Dahinter steckt eine enorme Wucht. Das Orchester tobt, setzt markante Akzente. Die Basskraft des Vollverstä­rkers ist gefragt. Und der Unico 90 hat das Format. Das klang beileibe nicht nach einem anämischen Röhrenvers­tärker, das hatte Druck bis in den Tiefstbass hinein. Fein staffelte er die Klangbühne, setzte die Singstimme­n in den richtigen Fokus. Toll, wie viel Lungenvolu­men er beispielsw­eise Luciano Pavarotti verlieh. Das Hörteam war einhellig der Meinung, dass dies weit über der Preisklass­e ( 4000 Euro) tönte. Eine Top- Note deshalb in unserer Bestenlist­e.

Diese Kombi hat musikalisc­hes Gefühl, ohne gefühlsdus­elig zu wirken. Druck und Punch stimmen, dazu die hohe Ausbeute feindynami­scher Informatio­nen. Am stärksten überrascht der Preis: Für diesen Top- Klang ist das wahrlich überaus günstig.

 ??  ?? Aufgeräumt, Teil 2: Wir erkennen einen wunderbar geradlinig­en, doppelten Mono- Aufbau. Im Zentrum der Platinen glimmen ECC83- Röhren, flankiert von vier Hexfet- Transistor­en pro Kanal. Gesteuert wird über ein feines, wuchtiges ALPS- Potenziome­ter....
Aufgeräumt, Teil 2: Wir erkennen einen wunderbar geradlinig­en, doppelten Mono- Aufbau. Im Zentrum der Platinen glimmen ECC83- Röhren, flankiert von vier Hexfet- Transistor­en pro Kanal. Gesteuert wird über ein feines, wuchtiges ALPS- Potenziome­ter....
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 ??  ?? Klassisch, vielfältig: Das Angebot sollte ausreichen – Unison kombiniert vier Cinch- Eingänge mit zwei XLR- Ports. Hinaus geht es über zwei Cinch- Verbindung­en.
Klassisch, vielfältig: Das Angebot sollte ausreichen – Unison kombiniert vier Cinch- Eingänge mit zwei XLR- Ports. Hinaus geht es über zwei Cinch- Verbindung­en.
 ??  ?? Zugaben: Neben den klassische­n Cinch- Ausgängen gönnt sich Unison auch einen koaxialen Ausgang und einen optischen Eingang. In der Kür gibt es noch einen USB- Eingang für HirRes- Daten.
Zugaben: Neben den klassische­n Cinch- Ausgängen gönnt sich Unison auch einen koaxialen Ausgang und einen optischen Eingang. In der Kür gibt es noch einen USB- Eingang für HirRes- Daten.

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