GlimmDoppel
Unison Research sucht das Ideal zwischen Röhre und Transistor. Das Beste aus beiden Welten wollen die Italiener vereinen. Es ist ihnen wieder gelungen: in einem rasant guten Vollverstärker plus CD- Player.
Ohne Röhre geht es nicht. Die Italiener von Unison Research sind dem Glühkolben auf geradezu missionarische Art verpflichtet. Wofür wir sie natürlich lieben. Auch die beiden Neulinge glimmen auf ihre persönliche Weise.
Da wäre etwa der Vollverstärker Unico 90. Der soll nach Ansicht von Unison „ die Verbindung von samtenen Röhrenklang mit satter TransistorKraft“erreichen. Schön gesagt. Wir stehen also vor einem Hybriden. Was machen die Italiener so Besonderes? Sie setzen ECC83- Röhren in eine Vorstufe, die in reinem Class- A läuft und ohne Gegenkopplung auskommt. Wer sich die Schaltung etwas genauer anschaut, freut sich über kurze Signalwege und besondere Bauteile – beispielsweise in der Leistungsstufe, die wiederum als klassische ABSchaltung daherkommt. Hier kommen gleich acht HexfetTransistoren zum Einsatz, vier pro Kanal, das Ganze natürlich thermisch stabilisiert. Auch diese Stufe kommt ohne Über- alles- Gegenkopplung aus.
Was auch gefällt: Die Verarbeitung ist luxuriös, so wünscht man sich einen Vollverstärker. Satte Cinch- und Klemmverbindungen auf der Rückseite, dazu zwei XLR-Ports und ein feines ALPS- Potenziometer zentral auf der Vorderseite. Die Italiener wissen, was sie tun.
CD- Player- USB- DAC
Auch beim CD- Player CD Uno. Was ist er überhaupt? Ein klassischer CD- Player oder ein Digital/ Analog- Wandler mit integriertem CD- Mechanismus? Unison hat ihm eine Vielzahl von Eingängen spendiert. So kann der USB- Port Daten bis 32 Bit und 384 Kilohertz auslesen. Ebenso beherrscht er die DSDAusbeute bis DSD 265. Überraschend: Der CD Uno verfügt auch über ein eingebautes Bluetooth- Modul. Er ist also sichtbar für allerlei Smartphones, die direkt ihre Musik über diese Option zuspielen können.
Wer nur die CD allein gebrauchen will, kann sich über eine bewusst reduzierte Architektur freuen. Das Laufwerk beispielsweise ist als reiner
CD- Ausleser ausgelegt. Dahinter wartet einer der besten Chips der D/ A-Wandler- Branche auf, ein ESS Sabre ES9018K2M. Feiner geht es kaum. Wer die Summe der Bausteine zusammenzählt, staunt über den Preis: 2300 Euro sind für diese Versammlung mehr als preiswert.
Und wo steckt die Röhre? Im Audio- Zweig verwendet Unison Research eine 12AU7/ ECC82-Doppel- Triode, die in reiner Class A arbeitet. Dahinter liegt ein Transistor- Puffer, ebenfalls in Class A. Wer die Bedienungsanleitung genauer liest, entdeckt auch, dass drei unterschiedliche Digital lter zur Wahl stehen. Die Kür: Unison packt dem Player noch eine edle Fernbedienung aus Vollholz anbei, fast ein Handschmeichler.
Die Kernfrage: Hört man die Röhren? Und die nächste Frage: Was assoziieren wir mit Röhren – wie muss es dem Klischee nach tönen? Die meisten erwarten einen soften, samtigen Klang ohne Härten. Eine Art Weichspüler. Doch dafür sind sich die beiden neuen UnisonKomponenten zu schade. Sie können auch Pranke zeigen. Nein, das sind keine Weichspüler. Aber sie verfügen über den Charme des Samtes. Alles gelingt ihnen reicher, aber auch unaufdringlicher.
Da wäre etwa die neue Prachtaufnahme der Bruckner-
Sinfonien unter Daniel Barenboim. An den Pulten sitzt sein Lieblingsorchester, die Staatskapelle Berlin. Die so komplett unterschiedlich von den anderen Spitzenorchestern tönt: wärmer, bass- und erdbetonter. Hier lebt das Klangideal von Wilhelm Furtwängler weiter. Eine gute Elektronikkette muss diese Erdenschwere wiedergeben können. Hier sind andere Qualitäten gefragt. Die beiden neuen Unisons haben sie. Das tönte in unserem Test herrlich bodenverbunden. Da war dieses Grummeln des Basses und dennoch die Brillanz der Blechbläser. Sehr ausgewogen und zum Greifen plastisch, dazu das Gespür für die feinen Momente der Holzbläser. Besser kann man diese Musik nicht wiedergeben.
Sie können auch anders
Wie hält es die Kombi mit Grobdynamik? Wir haben wieder eine unserer Lieblingseinspielungen ausgewählt: Zubin Mehta dirigiert Puccinis „ Turandot“. Die Aufnahme stammt aus den 70er- Jahren und wurde erst kürzlich von den DeccaTontechnikern auf den neuesten Stand der Technik, inklusive Blu- ray- Audio, gebracht. Dahinter steckt eine enorme Wucht. Das Orchester tobt, setzt markante Akzente. Die Basskraft des Vollverstärkers ist gefragt. Und der Unico 90 hat das Format. Das klang beileibe nicht nach einem anämischen Röhrenverstärker, das hatte Druck bis in den Tiefstbass hinein. Fein staffelte er die Klangbühne, setzte die Singstimmen in den richtigen Fokus. Toll, wie viel Lungenvolumen er beispielsweise Luciano Pavarotti verlieh. Das Hörteam war einhellig der Meinung, dass dies weit über der Preisklasse ( 4000 Euro) tönte. Eine Top- Note deshalb in unserer Bestenliste.
Diese Kombi hat musikalisches Gefühl, ohne gefühlsduselig zu wirken. Druck und Punch stimmen, dazu die hohe Ausbeute feindynamischer Informationen. Am stärksten überrascht der Preis: Für diesen Top- Klang ist das wahrlich überaus günstig.