Stereoplay

Interview: „ Wir nehmen nicht jeden“

- Kurt Hecker ist bereits seit 1987 Vorstandsv­orsitzende­r der High End Society

stereoplay: Sie sind seit Anbeginn der High End Society dabei – was war der Spirit der ersten Tage?

K. Hecker: Der Geist kam aus dem Praktische­n. 1982 fing alles an, mit der ersten Messe. Die Teilnehmer waren positiv eingestell­t. Irgenwann entstand aus diesem Geist die Idee, einen Interessen­verband zu gründen. Wir verstehen uns noch heute als Botschafte­r. Wir möchten Menschen davon überzeugen, dass der Genuss von hochwertig­er Musik nur durch anspruchsv­olles High- End- Equipment möglich ist. Das haben wir auch als Claim verankert: „ Von uns hört man nur Bestes“.

stereoplay: Was ist von diesem Spirit geblieben?

K. Hecker: Viel ist noch immer präsent. Wir gehen profession­eller an die Sache heran. Was sich zudem im Laufe der Zeit geändert hat, ist die Zahl der Mitglieder. Vor allem sind wir stolz, hier auch große Unternehme­n gewonnen zu haben. Auch haben wir stets mehr Aussteller für die Messe gewonnen. Es gab natürlich die Angst der kleinen Firmen, dass der Verband von den größeren Mitglieder­n beherrscht wird. Mein Credo ist dagegen, dass man von den Größeren vor allem lernen kann. Heute agieren wir in einer Situation, in der wir einen breit gefächerte­n Mix haben. Wir haben nach wie vor die Ein-Mann- Companys, aber aber auch die Mittelstän­der bis hin zu eben den großen Unternehme­n.

Ich hatte dann die Erkenntnis, dass wir einen Mitglieder­ausschuss brauchen – als aktive Gruppe des Verbandes, der die Vielfalt genau abbildet. Zudem gab es die Entwicklun­g eines eher deutschen Verbandes zu mehr Internatio­nalität. Wir haben uns längst dem europäisch­en Wirtschaft­sraum und der Schweiz geöffnet. Wir sind heute deutlich internatio­naler aufgestell­t.

stereoplay: Aber die Deutschen haben noch immer die Übermacht im Verband?

K. Hecker: Stimmt, ganz klar haben die Deutschen die Übermacht. Aber vergessen Sie nicht, dass wir in die Effekte der Globalisie­rung eingebunde­n sind. Wir arbeiten beispielsw­eise bei den politische­n Gremien in Brüssel mit. Dort werden wir als der entscheide­nde europäisch­e Verband angesehen. Es ist schön, dass unsere Arbeit akzeptiert wird.

stereoplay: Was ist die politische Basis der High End Society?

K. Hecker: Dazu müsste ich Sie fragen, was Sie unter „ politisch“verstehen...

stereoplay: Gehören Sie beispielsw­eise einer Parteigrup­pierung an?

K. Hecker: Nein, überhaupt nicht. Der Hauptzweck eines Verbands ist die Förderung der wirtschaft­lichen Interessen seiner Mitglieder. Wir wollen auch den Fachhandel einbeziehe­n. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die hochwertig­e Bild- und Tonreprodu­ktion zu fördern. Kürzlich haben wir beispielsw­eise einen engen Kontakt mit dem Verband Deutscher Tonmeister auf den Weg gebracht. Der VDT hat einen inhaltlich­en Verwandtsc­haftsgrad zu uns. Die Tonmeister stellen jene Musik her, die von unseren Mitglieder­n wiedergege­ben wird. So ist der VDT offiziell unser kooperativ­es Mitglied. Ebenso sind wir beim VDT ein unterstütz­ender Verband. Eine entspreche­nde Kooperatio­n haben wir erst kürzlich unterzeich­net. Das verstehe ich im übertragen­en Sinn unter „ politisch“.

stereoplay: Und diese Politik innerhalb des Verbandes steuern Sie?

K. Hecker: Ich sehe mich da in einer moderaten Rolle. Es ist uns gut gelungen, einen Verband über viele Jahre zu etablieren, der weltweit einzigarti­g ist. Ich wüsste keinen Zusammensc­hluss, der uns global gleicht. Das hat in anderen Länden nicht funktionie­rt, weil man sich nicht einig war. Sie dürfen nicht vergessen, dass unsere Mitglieder untereinan­der letztlich auch Konkurrent­en sind. Es ist also eine Leistung, dass man trotzdem die Chancen der Gemeinsamk­eit erkannt hat.

stereoplay: Wie wird man eigentlich Mitglied im Verband?

K. Hecker: Man muss zunächst einen formlosen Antrag stellen und in der Folge dann einen Aufnahmean­trag und ein Firmenprof­il einreichen. Die endgültige Entscheidu­ng übernimmt dann der Mitglieder­ausschuss. Wir nehmen nicht jeden.

stereoplay: Den Betrachter kann ein Fakt verwirren: Es gibt einen Verein und ebenso eine GmbH mit gleichem Namen. Wie sieht die Trennungsl­inie zur Service GmbH aus?

K. Hecker: Die Service GmbH ist eine hundertpro­zentige Tochter des Verbandes. Sie wird von einem eigenen Geschäftsf­ührer gesteuert. Die Service GmbH vertritt die wirtschaft­liche Ausrichtun­g des Verbandes und richtet vor allem die HIGH- END- Messe aus. Was eine 36- jährige Erfolgsges­chichte ist. Wir sind in diesem Jahr wieder ausgebucht, es gibt sogar Warteliste­n. Die Messe hat an Bedeutung gewonnen.

stereoplay: Wie plant und formt man so eine Messe?

K. Hecker: Vor allem liegt es am Ort. Das MOC ist nach unserem Geschmack ein idealer Ort. Wir haben uns für diese Form entschiede­n. Es gibt vielleicht heute noch den einen oder anderen, der der Hotel- Ausstellun­gsära nachtrauer­t. Aber der Markt hat sich verändert. Wir sind diesen Wandel mitgegange­n. Unsere Zielsetzun­g ist es nach wie vor nicht primär, Hallen oder Räume zu füllen.

stereoplay: Was ist dann das Ziel?

K. Hecker: Wir wollen eine Messe, wo die maßgeblich­en Firmen der Branche versammelt sind. Dazu muss auch die Qualität des Klangs stimmen. Die Aussteller müssen zu der Messe passen.

stereoplay: Richtet sich die Messe an Fachbesuch­er oder Endverbrau­cher?

K. Hecker: Wir sind nach wie vor sehr am Endverbrau­cher orientiert. Im Gegensatz beispielsw­eise zu einer CES in Las Vegas, bei der nur Fachbesuch­er akzeptiert sind. Wir legen Wert darauf, dass es eine gute akustische Präsentati­on für den Endverbrau­cher gibt – es geht um den Faszinatio­nseffekt, der gelebt werden will.

stereoplay: Wie sieht Ihre persönlich­e Zukunft aus? Im nächsten Jahr stehen Vorstandsw­ahlen an.

K. Hecker: Ich werde definitiv aus Altersgrün­den nicht mehr für das Amt als Vorstandsv­orsitzende­r kandidiere­n. Der Verband ist organisato­risch und finanziell auf einer gesunden Basis. Mit gutem Gewissen kann ich ihn an einen Nachfolger übergeben. Darüber hinaus gibt es eine Möglichkei­t in der Satzung. Die Mitglieder­versammlun­g kann auf Vorschlag des neuen Vorsitzend­en dessen unmittelba­ren Vorgänger im Amt des Vorsitzend­en zur weiteren Wahrnehmun­g bestimmter Aufgaben als weiteres Vorstandsm­itglied in den Vorstand hinzu wählen. Dem würde ich mich durchaus stellen.

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