Interview: „ Wir nehmen nicht jeden“
stereoplay: Sie sind seit Anbeginn der High End Society dabei – was war der Spirit der ersten Tage?
K. Hecker: Der Geist kam aus dem Praktischen. 1982 fing alles an, mit der ersten Messe. Die Teilnehmer waren positiv eingestellt. Irgenwann entstand aus diesem Geist die Idee, einen Interessenverband zu gründen. Wir verstehen uns noch heute als Botschafter. Wir möchten Menschen davon überzeugen, dass der Genuss von hochwertiger Musik nur durch anspruchsvolles High- End- Equipment möglich ist. Das haben wir auch als Claim verankert: „ Von uns hört man nur Bestes“.
stereoplay: Was ist von diesem Spirit geblieben?
K. Hecker: Viel ist noch immer präsent. Wir gehen professioneller an die Sache heran. Was sich zudem im Laufe der Zeit geändert hat, ist die Zahl der Mitglieder. Vor allem sind wir stolz, hier auch große Unternehmen gewonnen zu haben. Auch haben wir stets mehr Aussteller für die Messe gewonnen. Es gab natürlich die Angst der kleinen Firmen, dass der Verband von den größeren Mitgliedern beherrscht wird. Mein Credo ist dagegen, dass man von den Größeren vor allem lernen kann. Heute agieren wir in einer Situation, in der wir einen breit gefächerten Mix haben. Wir haben nach wie vor die Ein-Mann- Companys, aber aber auch die Mittelständer bis hin zu eben den großen Unternehmen.
Ich hatte dann die Erkenntnis, dass wir einen Mitgliederausschuss brauchen – als aktive Gruppe des Verbandes, der die Vielfalt genau abbildet. Zudem gab es die Entwicklung eines eher deutschen Verbandes zu mehr Internationalität. Wir haben uns längst dem europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz geöffnet. Wir sind heute deutlich internationaler aufgestellt.
stereoplay: Aber die Deutschen haben noch immer die Übermacht im Verband?
K. Hecker: Stimmt, ganz klar haben die Deutschen die Übermacht. Aber vergessen Sie nicht, dass wir in die Effekte der Globalisierung eingebunden sind. Wir arbeiten beispielsweise bei den politischen Gremien in Brüssel mit. Dort werden wir als der entscheidende europäische Verband angesehen. Es ist schön, dass unsere Arbeit akzeptiert wird.
stereoplay: Was ist die politische Basis der High End Society?
K. Hecker: Dazu müsste ich Sie fragen, was Sie unter „ politisch“verstehen...
stereoplay: Gehören Sie beispielsweise einer Parteigruppierung an?
K. Hecker: Nein, überhaupt nicht. Der Hauptzweck eines Verbands ist die Förderung der wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder. Wir wollen auch den Fachhandel einbeziehen. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die hochwertige Bild- und Tonreproduktion zu fördern. Kürzlich haben wir beispielsweise einen engen Kontakt mit dem Verband Deutscher Tonmeister auf den Weg gebracht. Der VDT hat einen inhaltlichen Verwandtschaftsgrad zu uns. Die Tonmeister stellen jene Musik her, die von unseren Mitgliedern wiedergegeben wird. So ist der VDT offiziell unser kooperatives Mitglied. Ebenso sind wir beim VDT ein unterstützender Verband. Eine entsprechende Kooperation haben wir erst kürzlich unterzeichnet. Das verstehe ich im übertragenen Sinn unter „ politisch“.
stereoplay: Und diese Politik innerhalb des Verbandes steuern Sie?
K. Hecker: Ich sehe mich da in einer moderaten Rolle. Es ist uns gut gelungen, einen Verband über viele Jahre zu etablieren, der weltweit einzigartig ist. Ich wüsste keinen Zusammenschluss, der uns global gleicht. Das hat in anderen Länden nicht funktioniert, weil man sich nicht einig war. Sie dürfen nicht vergessen, dass unsere Mitglieder untereinander letztlich auch Konkurrenten sind. Es ist also eine Leistung, dass man trotzdem die Chancen der Gemeinsamkeit erkannt hat.
stereoplay: Wie wird man eigentlich Mitglied im Verband?
K. Hecker: Man muss zunächst einen formlosen Antrag stellen und in der Folge dann einen Aufnahmeantrag und ein Firmenprofil einreichen. Die endgültige Entscheidung übernimmt dann der Mitgliederausschuss. Wir nehmen nicht jeden.
stereoplay: Den Betrachter kann ein Fakt verwirren: Es gibt einen Verein und ebenso eine GmbH mit gleichem Namen. Wie sieht die Trennungslinie zur Service GmbH aus?
K. Hecker: Die Service GmbH ist eine hundertprozentige Tochter des Verbandes. Sie wird von einem eigenen Geschäftsführer gesteuert. Die Service GmbH vertritt die wirtschaftliche Ausrichtung des Verbandes und richtet vor allem die HIGH- END- Messe aus. Was eine 36- jährige Erfolgsgeschichte ist. Wir sind in diesem Jahr wieder ausgebucht, es gibt sogar Wartelisten. Die Messe hat an Bedeutung gewonnen.
stereoplay: Wie plant und formt man so eine Messe?
K. Hecker: Vor allem liegt es am Ort. Das MOC ist nach unserem Geschmack ein idealer Ort. Wir haben uns für diese Form entschieden. Es gibt vielleicht heute noch den einen oder anderen, der der Hotel- Ausstellungsära nachtrauert. Aber der Markt hat sich verändert. Wir sind diesen Wandel mitgegangen. Unsere Zielsetzung ist es nach wie vor nicht primär, Hallen oder Räume zu füllen.
stereoplay: Was ist dann das Ziel?
K. Hecker: Wir wollen eine Messe, wo die maßgeblichen Firmen der Branche versammelt sind. Dazu muss auch die Qualität des Klangs stimmen. Die Aussteller müssen zu der Messe passen.
stereoplay: Richtet sich die Messe an Fachbesucher oder Endverbraucher?
K. Hecker: Wir sind nach wie vor sehr am Endverbraucher orientiert. Im Gegensatz beispielsweise zu einer CES in Las Vegas, bei der nur Fachbesucher akzeptiert sind. Wir legen Wert darauf, dass es eine gute akustische Präsentation für den Endverbraucher gibt – es geht um den Faszinationseffekt, der gelebt werden will.
stereoplay: Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus? Im nächsten Jahr stehen Vorstandswahlen an.
K. Hecker: Ich werde definitiv aus Altersgründen nicht mehr für das Amt als Vorstandsvorsitzender kandidieren. Der Verband ist organisatorisch und finanziell auf einer gesunden Basis. Mit gutem Gewissen kann ich ihn an einen Nachfolger übergeben. Darüber hinaus gibt es eine Möglichkeit in der Satzung. Die Mitgliederversammlung kann auf Vorschlag des neuen Vorsitzenden dessen unmittelbaren Vorgänger im Amt des Vorsitzenden zur weiteren Wahrnehmung bestimmter Aufgaben als weiteres Vorstandsmitglied in den Vorstand hinzu wählen. Dem würde ich mich durchaus stellen.