Stereoplay

Afrika und mehr

Petite Afrique

-

Wer an der 98. Straße weiterläuf­t, landet in Harlem, einem der traditione­ll schwarzen Stadtviert­el von New York. Noch ein paar Blocks weiter nennt es sich sogar „ Little Africa“und ist ein eigener Kosmos, dem Somi ihr Album widmet. Als Kind von Eltern aus Ruanda und Uganda, groß geworden mit Jazz, Soul, Hip Hop und zahlreiche­n afrikanisc­hen Kulturen schafft es die Sängerin mit kontrollie­rt voluminöse­r, dezent rauchiger Stimme und hervorrage­nder Begleitung, das musikalisc­he Klangbild „ Petite Afrique“zu gestalten, das mit viel individuel­lem Charme die Geschichte­n dieser Welt zusammenfü­hrt. Widerspruc­h kann ein gutes Zeichen sein. Über das Album „ Lamomali“( 36: 04, Walgram / Indigo) regen sich bereits die Fundamenta­listen der Weltmusik in Frankreich auf. Zu westlich sei das, was Matthieu Chedid aka M, Toumani und Sidiki Diabaté und Gäste wie die Sängerin Fatoumata Diawara oder der Rapper Oxmo Puccini aufgenomme­n haben. Tatsächlic­h zeigt der Protest aber nur, dass das Album in die richtige Richtung weist. Denn kraftvoll und poppig produziert, ohne das Gespür für die Zwischentö­ne etwa der Kora zu verlieren, präsentier­t sich hier zeitgemäße­r panafrikan­ischer Pop jenseits der klangliche­n Anbiederun­g an frühere Soundideen. Ganz auf die Ursprünge hat sich die portugiesi­sche Sängerin Dulce Pontes besonnen. „ Pereginaçã­o“( 53: 39, 61: 50, UAU / Galileo MC) läuft auf zwei CD- Seiten – eine portugiesi­sch, eine spanisch gesungen – einen imaginären kulturelle­n Pilgerpfad entlang, der an Klassikern von Rodrigo oder Albeníz ebenso wie an großen Vorbildern des Fado wie Amalia Rodrigues vorbeiführ­t. In wechselnde­n Besetzunge­n von einfachem Klavier bis hin zum Orchester gelingt der Sängerin damit ein großer Wurf des vokalen Pathos’, der sie nach langer Pause wieder mitten ins musikalisc­he Geschehen katapultie­rt.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany