Klanglandschaften
Mainstream klingt anders. Allerdings war es auch nicht zur erwarten, dass sich Ryuichi Sakamoto den Bedürfnissen der Popwelt anpasst. Seit er sich in den Siebzigern als junger Elektroniktüftler in der japanischen Musikwelt zu Gehör meldete und als treibende Kraft des Yellow Magic Orchestra Spuren in der Soundwelt der Moderne hinterließ, experimentiert er sich an den Klanggrenzen entlang. Für den Lebensunterhalt hat er über die Jahre das Standbein Filmmusik ausgebaut und sich mit Soundtracks etwa zu „ Der letzte Kaiser“( 1987) und unlängst zu „ The Revenant“( 2015) als wichtiger Komponist für ungewöhnliche Bildwelten empfohlen. Musikalisch hingegen schlug er den weiten Bogen von der populären Elektronik über Aufnahmen mit David Sylvian und David Byrne bis hin zum Solo- Klavier- Programm „ Back To Basics“( 2000) und dem von Südamerika inspirierten Ausflug „ Three“( 2013). Als 2014 bei ihm Kehlkopfkrebs diagnostiziert wurde, zog er sich zunächst zurück, arbeitete aber weiter an Filmmusiken und an seinem Soundprojekt „ Async“. Es entstand eine assoziationsoffene Klangreise durch die eigenen Erfahrungswelten. Auf der einen Seite hört man schlichte, an Erik Satie erinnernde Klaviermotive, Koto-Klänge und Sprachmomente, dezente Perkussion und schwebende synthetische Flächen. Sie stehen dem Asynchronen gegenüber, der klanglichen Zerlegung, die stellenweise an frühe Experimentalwerke von Ligeti erinnert, oder auch Geräuschkommentaren, die den Motiven hörfilmische Qualitäten verleihen. Das ganze akustische Geschehen ist räumlich raffiniert gemischt, lässt Feinheiten zu, die in anderen Musiken untergehen würden, und macht „ Async“dadurch zu einem akustischen Experimentierfeld, das vor allem auch die Hörer interessieren wird, deren Equipment eine angemessene Darstellung zulässt.