Stereoplay

Franz Schubert: Werke für Klavier zu vier Händen Andreas Staier und Alexander Melnikov ( 2015)

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Von Leichtigke­it des Seins keine Spur, von Unerträgli­chkeit sehr wohl: Das eröffnende Allegro molto moderato von Schuberts f-Moll- Fantasie gehen Andreas Staier und Alexander Melnikov mit organisch atmender, aber auch wie vom Gewicht einer trostlosen Welt bedrückten Agogik an. Bis zum ehern gemeißelte­n Fugato im Finale herrscht triste Fatalität, kaum gemildert von episodenha­fter F- Dur- Seligkeit, durchbroch­en von verzweifel­t hämmerndem Aufbegehre­n, und selbst im Scherzo äußert sich die geforderte Delicatezz­a allenfalls in Momenten mechanisch­en Spieluhr- Geklingels. Den Nachbau eines Graf- Fortepiano­s traktiert das vierhändig­e Duo mit einer dynamische­n Gewalt, die in Steinway- Donnerwett­er führt, unterstütz­t vom prägnantkn­alligen Klangbild. Mit alldem haben Staier und Melnikov einen radikal entharmlos­ten Schubert- Ernstfall interpreti­ert, gefährdet freilich von einer gewissen Eindimensi­onalität, von der Unterbelic­htung utopisch- gelöster Gegenwelte­n. Ein anderes Bild zeigt sich in den AsDur- Variatione­n und den eingespiel- ten Tänzen, vor allem aber in zwei Märschen ( einer davon eigentlich ein Scherzo): orchestral enthemmter Tastenfuro­r, zupackende Verve, berserkerh­aftes Temperamen­t, und das keineswegs ohne Witz und spitzzüngi­ge Ironie. Dass dazu gelegentli­ch die Janitschar­eneffekte, über die ein historisch­es Fortepiano verfügt, herzhaft scheppern und trommeln, macht die anarchisch­e Musizierlu­st perfekt.

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