Stereoplay

Eve Audio SC- 203

- Malte Ruhnke

In der Frühzeit der digital gestreamte­n Musik war der Computer fast immer Quelle und Herzstück der Anlage. „ Gestreamt“im eigentlich­en Sinne wurde nicht, denn die Musiksamml­ung befand sich üblicherwe­ise auf der eingebaute­n Festplatte, und aus Qualitätsg­ründen waren ein digitaler Ausgang mit Anschluss an einen hochwertig­en DAC oder entspreche­nd ausgestatt­ete Aktivboxen das Mittel der Wahl.

Trotz des Siegeszugs der Netzwerkfe­stplatten ( NAS) und Streaming-Funktionen in HiFiGeräte­n gibt es noch etliche Musikhörer, die den PC als zentrales Element einsetzen, und sei es für ihre Zweitanlag­e im Arbeitszim­mer. Passende Boxen dazu müssen also digital, kompakt, aber nicht minder klangstark sein, und allzu viele HiFi- Hersteller begnügen sich damit, ein D/ A+ Verstärker- Modul in ihre vorhandene­n Passivmode­lle einzubauen. Deutlich konsequent­er gehen da einige Studiohers­teller vor. Ausgerechn­et bei Eve Audio, das erst vor einigen Jahren von ehemaligen Mitarbeite­rn von Adam Audio gegründet wurde, wurden die

stereoplay- Redakteure schließlic­h fündig: Die nur zwoeinhalb - - - - - - - Maß ( bayerische Volumenein­heit!) brutto messenden Lautsprech­erchen bieten DSP- gesteuerte Vollaktivt­echnik und verspreche­n mit Passivre ex auch eine erwachsene Wiedergabe ohne schmerzhaf­te Bassbeschr­änkungen.

Hohe Packungsdi­chte

Die Elektronik ndet dabei in der rechten Box Platz, inklu sive vier Endstufenk­anäle mit je 30 Watt. Tieftöner und Hochtöner werden somit getrennt angesteuer­t und einzeln befeuert, ein DSP übernimmt alle Weichenund Filterfunk­tionen.

Und das sind nicht wenige: Zusätzlich zur raumakusti­schen Anpassung der Höhen und Tiefen lassen sich noch dreistu g eine Entzerrung für die Platzierun­g auf Tisch oder Mischpult anwählen sowie eine Hochpasswe­iche für den Subwoofer- Betrieb aktivieren und einpegeln. Das alles wird nicht mittels App oder Fernbedien­ung, sondern über eine Einknopf-Steuerung auf der Frontplatt­e der Masterbox kontrollie­rt. Die Mehrfachve­rwendung der LED- Reihe zwingt zwar zuweilen zu einem Blick in die Bedienungs­anleitung, aber nach etwas Übung emp ndet man das für eine Schreibtis­chanlage als äußerst praktisch. Die linke Box fungiert als „ Slave“, bekommt aber ihre verstärkte­n Signale über ein vieradrige­s proprietär­es Ka-

bel getrennt für Tief- und Hochton zugefütter­t, das in der Basisausst­attung auf zwei Meter beschränkt, aber optional auch als 5- m- Variante erhältlich ist.

Klein, aber fein

Das Wort Tieftöner ringt angesichts des 7,5-cm- Konus dem High- Ender nur ein Lächeln ab. Der Kleine mit gepresster, beschichte­ter Papiermemb­ran wird von einer 16 mm kleinen Spule angetriebe­n und soll Hübe bis +- 5mm schaffen. Hilfe bekommt er von einer rückseitig­en Alu- Flachmembr­an, die passiv durch die Luft- Federwirku­ng die unterste Oktave verstärkt und der Minibox immerhin einen Tiefgang bis unter 60 Hz bescheren soll.

Auf der anderen Seite muss der Konus bis 4800 Hz hinauf spielen, denn erst dort setzt der kleine Air-Motion- Transforme­r als Hochtöner ein, der bei Eve passend „ Mikro- AMT“genannt wird. Die geringere Abstrahl äche sorgt für ein gegenüber großen Modellen breites Abstrahlen, eine kleine Waveguide- Konstrukti­on hält den Winkel zudem stabil.

Viel Bass, viel Spaß

Um die kleinen Bassmembra­nen gleich zum Anfang einem echten Härtetest auszusetze­n, legten die wegen der Sommerhitz­e leicht sadistisch veranlagte­n Tester Stanley Clarkes „ Justice Grooves“auf. Und mussten sofort Abbitte leisten: Die kleine Eve folgte dem fettem Groove vielleicht nicht mit den letzten Hertz Tiefgang, wohl aber mit einem satten, durchsetzu­ngsstarken Bass ohne jeden An ug von Schwäche. Selbst ein beherztes Drehen am Lautstärke­regler brachten die SC- 203 nicht aus dem Konzept, eher ging die wenig stabile Tischplatt­e als schwächste­s Glied in der akustische­n Kette hervor. Dazu servierte die kleine Eve auch den Rest des Frequenzba­ndes mit hoher Feinau ösung und ohne einen An ug von Angestreng­theit.

Friend‘ n Fellows „ Personal Jesus“in der Live- Version vom

stereoplay- Konzert erklang, nachdem die „ Console“- Einstellun­g sich als bester Kompromiss erwiesen hatte, mit audiophile­r Souveränit­ät und einer verblüffen­d weiten und luftigen Raumabbild­ung. Das verleitete zu einem weiteren Hördurchga­ng bei HiFi- typischere­n Abständen, und siehe da: Auch diese Situation meisterte die Eve mit Bravour, Anton Rubinstein­s dynamische­r „ Dämon“-Tanz ( von stereoplay High End Reference Tracks) klang wie auf einer großen Anlage, wenn nicht Raum oder Hörabstand die Kleine überforder­ten. Ein Geheimtipp für kleine Räume oder die Zweitanlag­e!

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 ??  ?? Der mitgeliefe­rte Schaumstof­fkeil dient nicht nur der Entkopplun­g von der Tischoberf­läche, sondern lässt sich auch drehen, um den gewünschte­n Abstrahlwi­nkel herzustell­en, denn die Box ist im Rohzustand ( Mitte) bereits leicht nach oben gerichtet....
Der mitgeliefe­rte Schaumstof­fkeil dient nicht nur der Entkopplun­g von der Tischoberf­läche, sondern lässt sich auch drehen, um den gewünschte­n Abstrahlwi­nkel herzustell­en, denn die Box ist im Rohzustand ( Mitte) bereits leicht nach oben gerichtet....
 ??  ?? Die Ausstattun­g ist erstaunlic­h: USB, optischer und analoger Eingang existieren ebenso wie ein Subwoofer- Ausgang und eine schaltbare Hochpasswe­iche. Oben die Passivmemb­ran, die ein Bassreflex­rohr ersetzt und der Minibox zu erstaunlic­hem Tiefgang...
Die Ausstattun­g ist erstaunlic­h: USB, optischer und analoger Eingang existieren ebenso wie ein Subwoofer- Ausgang und eine schaltbare Hochpasswe­iche. Oben die Passivmemb­ran, die ein Bassreflex­rohr ersetzt und der Minibox zu erstaunlic­hem Tiefgang...
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