Geht auch ernst Nesola / Universal ( 59: 40)
Eine Stunde Botschaften. Das kann für Menschen über 25, die die pubertäre Besserwisserei und zuweilen anmaßende Verbalblähung des Hip Hop hinter sich gelassen haben, nervtötend sein. BSMG jedoch schaffen es, dass man zuhört. Schon deshalb ist „ Platz an der Sonne“ein starkes Album, noch dazu ein Debüt, das die Rapper Megaloh, Musa und der Beat- Master Ghanaian Stallion präsentieren. Im Zentrum steht Afrika, geschichtlich, als Gegenwart, musikalisch, als Projektionsfolie von Ängsten, Hoffnung, Wut, das Ganze ernst in der Haltung, aber offen in der Deutung. Politisch, kritisch mit Meinung, ohne zu agitieren – das ist erwachsener Hip Hop. Auch Romano hat etwas zu erzählen. Es ist nicht die große Message, eher das Nebenan, das den Rapper aus Köpenick interessiert. So handeln seine Geschichten von Ufo Joe, dem Abgespacten, dem seine Wahrnehmung nicht bekommt, von der Mutti in der Bomberjacke, den Champagner- Urbanisten, von Indianer- Phantasien zu DDRZeiten und ähnlichen bemerkenswerten Alltäglichkeiten. „ Copyshop“( 36: 41, Vertico / Universal) ist humorvoll, hintergründig, ohne den Flow der Vorstadt zu verlieren. Und es ist durch die pointierten, reduzierten Beats von Moritz Friedrich auch musikalisch lässig anzuhören. Noch ein Blick nach Amerika. Tyler, The Creator ist nun auch schon Mitte zwanzig und offenbar alt genug, um nicht mehr fortwährend homophone und sexistische Witze machen zu müssen. „ Scum Fuck - Flower Boy“( 46: 41, Smi Col / Sony) klingt wie ein Kehrtwende des kalifornischen Bad Boys, immer noch explizit im Vokabular und weiterhin stellenweise machistisch überzogen im verbalen Muskelspiel, jedoch konterkariert von textlichen Momenten des Zweifels, der Angst, der Reflexion, gut kachiert, aber vorhanden. Die Beats sind jazzgetönt, soulig, entspannt black mit Electro- Sound- Akzenten. Cool.