Dark Matter
nen Erfolg zu erlangen, der ihm mit seinem Status in der Heimat beschieden ist. Dafür lässt der 74- Jährige uns besser als viele andere US- Songwriter ins Innerste der amerikanischen Befindlichkeit hineinhören. Auch sein erstes Album mit eigenen Songs seit neun Jahren ist ein solcher Seismograf. Newman vereint die verschiedensten musikalischen Strömungen und Ausdrucksmittel der letzten hundert Jahre von Vaudeville über die goldene Ära des Musicals bis hin zur aktuellen Americana. Er schlägt den Bogen von Bing Crosby über Mandy Patinkin bis hin zu Tom Waits und bleibt bei alledem zu hundert Prozent der offenherzig kauzige Randy Newman, der er immer schon war. Manche Songs sind opulent, andere sparsam, der Grundton des Albums ist heiter bis melancholisch, aber unter dieser scheinbaren Gelöstheit brodelt es. Denn die Texte sind von beißendem Zynismus. Sie wollen wieder und wieder gehört werden. „ Dark Matter“ist damit ein ebenso scharf- wie feinsinniger Kommentar zu unserer Zeit und doch in seiner Zeitlosigkeit oder treffender Zeitvergessenheit ein universales Charakterbild. Newman singt diese Lieder nicht nur, er inszeniert sie und füllt Haupt- und Nebenrollen selbst aus. In einem Zeitalter gefährlicher Marginalien entblättert er uns die Verlässlichkeit eines in seiner Widersprüchlichkeit überaus facettenreichen Amerika, das wir über viele Jahrzehnte zu lieben gelernt haben.