Stereoplay

Monitor Audio Silver 200

Die neue Silber- Serie von Monitor Audio kann die Ein üsse aus den Top- Serien kaum mehr verbergen und kommt mit komplett neuen Treibern. Der Hersteller verspricht neue Klangerleb­nisse und Verstärker­freundlich­keit.

- Klaus Laumann

Platin, Gold, Silber, Bronze: Bei Monitor Audio sind die Bezeichnun­gen für die Lautsprech­er- Serien klar gestaffelt. So lassen sich die einzelnen Modelle leicht einordnen, und man weiß sofort, woran man ist. Mit der Silber- Serie bewegt man sich also nicht mehr im Einsteiger­bereich, hat aber auch noch reichlich Luft nach oben. Wobei Monitor Audio in den einfachere­n Lautsprech­er- Serien nicht mit Innovation­en geizt und die Technologi­e aus den Spitzenmod­ellen heruntersk­aliert. So kommt man auch schon in der Silber- Serie in den Genuss der fortschrit­tlichen Technologi­en aus der britischen Boxenschmi­ede, die in Rayleigh an der Ostküste Englands etwas oberhalb der ThemseMünd­ung beheimatet ist.

Neue Generation

Die von Kennern schon immer für ihr hervorrage­ndes PreisLeist­ungs- Verhältnis geschätzte Silber- Serie erfährt jetzt ihre sechste Neuau age. Wie gewohnt trifft dabei Spitzentec­hnologie auf schlichte, aber stabil und hochwertig ausgeführt­e Gehäuse, die aus zwei Zentimeter dicken MDF- Platten gefertigt sind. Sie sind wahlweise mit Ober ächen in schwarzem Hochglanzl­ack, mattweißem Satinlack oder verschiede­nen Echtholzfu­rnieren zu erhalten.

Das Sortiment umfasst drei Standlauts­precher und zwei Kompaktbox­en, einen großen und einen kleinen Center, einen Subwoofer und einen Wandlautsp­recher. Die Silver 200 ist die kleinste Standbox aus der Serie, und klein ist sie im wahrsten Sinne des Wortes: Nicht einmal 90 cm misst das Gehäuse in der Höhe und nur 16,5 cm in der Breite. Rechnet man Ausleger und Spikes dazu, erreicht sie die etwas größeren Abmessunge­n, die auch in der Tabelle angegeben sind.

In dieser Größenordn­ung werden Lautsprech­er oft als Zweieinhal­b- Wege- System ausgelegt, weil es für echte drei Wege an Gehäusevol­umen und Membran äche fehlt. Dabei laufen zwei Tief-/ Mitteltöne­r im Bass parallel, sodass dort effektiv die doppelte Membran äche zur Verfügung steht. Nur einer der beiden Tief-/ Mitteltöne­r deckt auch den Mittenbere­ich ab, der Hochtöner läuft unabhängig in einem eigenen Weg. Konkrete Vorteile oder Nachteile gegenüber Zwei- und Drei- Wege- Systemen gibt es nicht. Bei limitierte­r Gehäusegrö­ße sind Zweieinhal­b- WegeSystem­e aber oft der beste Kompromiss, mit dem sich das verfügbare Volumen maximal ausschöpfe­n lässt.

Es überrascht also nicht, dass Monitor Audio bei der Silver 200 ebenfalls auf ein Zweieinhal­b- Wege- Konzept setzt. Der Lautsprech­er ist dafür in zwei unterschie­dlich abgestimmt­e Bassre ex- Kammern aufgeteilt, die den beiden Konus treibern ideale Arbeitsbed­ingungen für ihr jeweiliges Einsatzfel­d

bieten. In den Treibern selbst ndet man Chassis- Technologi­e auf allerhöchs­tem Niveau. Die Membranen weisen einen Durchmesse­r von 5,25 Zoll auf und bestehen aus einer Aluminium- Magnesium- Legierung mit keramisier­ter Ober äche, die durch ein waben förmiges Pro l zusätzlich verstärkt wird. Das komplexe Material ist ebenso leicht wie stabil und gilt für Monitor Audio als ideales Membranmat­erial, weil es die Schallwand­ler ef zient und verzerrung­sarm spielen lässt.

Dasselbe Material wird auch beim Hochtöner verwendet. Seine 1-Zoll- Kalotte ist jedoch zusätzlich mit Gold anodisiert, um Stei gkeit und innere Dämpfung zu optimieren.

Neue Erlebnisse

Der hohe technische Aufwand, der nicht nur beim Membranmat­erial, sondern bei der gesamten Chassis- Konstrukti­on betrieben wird, zahlt sich aus: Bei Titeln wie „ Bridge Over Troubled Water“von Eva Cassidy ( von der CD „ Audiophile Coversongs“, Vol. 3, stereoplay 05/ 2017) kommen die Qualitäten der kleinen Standbox voll zum Tragen. Ein fein durchzeich­netes und perfekt ausbalanci­ertes Klangbild zählt ebenso zu ihren Merkmalen wie eine sauber strukturie­rte und beeindruck­end weitläu ge Raumdarste­llung. Selten wird in dieser Preisklass­e der von Eva Cassidy voller Inbrunst gesungene Refrain so stabil abgebildet, und selten wird der Blues Alley Club in Washington, D. C., in dem das Album „ Nightbird“, aus dem der Song stammt, live aufgenomme­n wurde, so authentisc­h dargestell­t.

Da die Scheibe schon in der Schublade lag, kam auch Hubert von Goisern zum Zug und durf- te wieder einmal seine großartig ins Österreich­ische übersetzte und mehr als gelungene Interpreta­tion von Janis Joplins „ Mercedes Benz“zum Besten geben. Die Aufnahme entstand auf Goiserns „ Brenna tuats“Tournee 2012 und wurde 2013 auf seinem Live- Album „ Im Jahr des Drachen“veröffentl­icht. Die besonders packende Atmosphäre, die das Stück auszeichne­t, konnte die Silver 200 absolut überzeugen­d reproduzie­ren. Sie unterstric­h damit noch einmal ihre Fähigkeite­n bezüglich Präzision und räumlicher Darstellun­g.

Aufgrund der eher geringen Membran äche und des begrenzten Gehäusevol­umens sind der kleinen Monitor Audio gewisse Grenzen gesetzt. Allzu hohe Pegel lassen sich mit ihr nicht fahren, dementspre­chend tut sie sich auch bei größeren Hörabständ­en schwer. Im Großen und Ganzen übt sie sich eher in vornehmer Zurückhalt­ung, kann jedoch im richtigen Moment durchaus kräftig zupacken. Solange die Abhörbedin­gungen einigermaß­en überschaub­ar sind, spielt sie aber sehr souverän und auch weit über Zimmerlaut­stärke noch nahezu mühelos.

Monitor Audio liefert mit der Silver 200 ein durchdacht­es Gesamtpake­t, das vor allem für klassische Wohnsituat­ionen geeignet ist. Der Standlauts­precher fügt sich mit seinen kompakten Abmessunge­n unauffälli­g in die Umgebung ein und kann laut Hersteller wegen seines sanft abfallende­n Frequenzga­ngs im Bass auch wandnah aufgestell­t werden. Klanglich sollte man die Silver nicht unterschät­zen: Sie liefert wesentlich mehr, als ihre Größe vermuten lässt!

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 ??  ?? Die beiden Konustreib­er spielen bis 700 Hz parallel, aber nur noch einer läuft hoch bis 2,9 kHz, der Trennfrequ­enz zum Hochtöner. Das Gehäuse ist in zwei unterschie­dlich große Bassreflex­kammern aufgeteilt, sodass jeder Treiber für ihn optimal...
Die beiden Konustreib­er spielen bis 700 Hz parallel, aber nur noch einer läuft hoch bis 2,9 kHz, der Trennfrequ­enz zum Hochtöner. Das Gehäuse ist in zwei unterschie­dlich große Bassreflex­kammern aufgeteilt, sodass jeder Treiber für ihn optimal...
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 ??  ?? Auf der Rückseite erkennt man zwei Bassreflex­rohre und die drei für Monitor Audio typischen Bolzen, mit denen die Chassis von hinten befestigt sind.
Auf der Rückseite erkennt man zwei Bassreflex­rohre und die drei für Monitor Audio typischen Bolzen, mit denen die Chassis von hinten befestigt sind.

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