Musical Fidelity M6scd
Zu behaupten, der M6scd wäre ein CD- Player vom alten Schlag, ist sicherlich nicht falsch: Erinnert uns seine Auslegung doch zumindest teilweise daran, was der eigentliche Daseinszweck eines CD- Players ist, nämlich CDs abspielen. Und das soll er möglichst gut machen, anstatt sich als DAC, Streamer, Server oder eben als behelfsmäßiger Disc- Dreher zu betätigen, dessen echter Zweck ganz woanders liegt.
Noch längst nicht alle privaten CD- Bestände wurden in die Körperlosigkeit überführt, was wohl auch unmöglich ist. Es werden womöglich die Streaming- Dienste sein, die letztlich das Rennen machen und eine neue monatliche Gebühr erzeu- gen, die so normal sein wird wie die Stromrechnung. Und die vielen, vielen CDs im Keller und auf dem Dachboden?
In dieser durchaus diskutablen Zukunft könnte ein Player wie Musical Fidelitys M6scd zwar dastehen wie sein eigenes Denkmal, aber immerhin eines, das die Freiheit persönlichen Besitzes genau so garantiert wie es auch das eigene Bücherregal anstatt des „ downgeloadeten“Lesestoffs tut. Und wer weiß, vielleicht gilt ein echter CDPlayer dereinst als supercool...
Musical Fidelity ist ja bekanntermaßen ein bodenständiger Hersteller von No- Nonsense- Produkten. Und es ist bei den Engländern nichts Neues, dass sie nicht sofort auf jeden Digitalzug aufspringen, nur weil er gerade vorbeifährt. Dennoch hat der M6scd einen eingebauten DAC mit eigenen Anschlüssen zu bieten, inklusive des wichtigen USB- Anschlusses. Der überträgt aber nur bis 24 Bit/ 96 kHz, was wohl nur Besitzer größerer CDSammlungen – die vielleicht nur hin und wieder Material vom Rechner zuspielen – nicht als störend emp nden werden. Zugegeben: Auch Kenner der Materie tun sich schwer, eine 24- Bit-/ 96- kHz- Konserve von einer 24- Bit-/ 192- kHz- Aufnahme zu unterscheiden.
Der koaxiale Wandlereingang hingegen bietet die volle Verarbeitungsbandbreite des eingebauten 32- Bit- Delta- Sig- ma- Chips und des AchtfachOversamplers. Was von der CD kommt, „ schiebt“der Wandlertrakt auf 192 Kilohertz, ebenso wie Eingangssignale, die über die beiden optischen Eingänge hereinkommen.
Wie aus einem Guss
Den Musical Fidelity zieren hochwertig ausgeführte Anschlüsse, einschließlich zweier symmetrischer Ausgänge und eines Paars audiophiler, vergoldeter Cinch- Ausgänge. Gebaut ist er, als bestünde er aus Panzerstahl. Immerhin bringt der 44 Zentimeter breite Player satte elf Kilogramm auf die Waage, wofür stabile Alu- Seitenwangen mit Kühlrippen sowie eine massive Frontplatte verantwortlich sind. Dicke Aluplatten mit versenkten Schrauben bilden „ Dach“und Boden. So wirkt der M6scd wie aus einem Guss und ebenso unverwüstlich.
Im Inneren des Players ist viel Platz: eine Auswirkung der superkleinen SMD- Technik und des kompakten Schaltnetzteils. Der vom Vorgängermodell M6CD übernommene Laufwerksmechanismus ist gekapselt und fährt seine Schublade über zwei Stahlstangen heraus. Das Vertrauen erweckende
Laufwerk ist nur mit dem Ohr am Gehäuse wahrnehmbar und reagiert superschnell. Im langfristigen Einsatz hätte sich diese Mechanik als äußerst zuverlässig erwiesen, so die Engländer. Und genau das will ein „ Vielspieler“ja hören, trifft man heutzutage ja oft nur noch billigste Plastiklaufwerke aus dem Computerbereich an, deren Standfestigkeit und Abtastsicherheit alles andere als „ high endig“sind.
Messwerte: vorbildlich
Im Labor macht der Musical Fidelity ebenfalls eine sehr gute Figur. Was wir ihm aber ankreiden müssen, ist die beiliegende Plastik- Fernbedienung, die so gar nicht zu dieser Player- Trutzburg passen will. Immerhin: Das Teil funktioniert sicher.
Höchste Zeit, die Ohren zu spitzen. Aber nicht sofort, denn der M6scd braucht durchaus Warmlaufzeit, nörgelt er doch in den ersten zehn Minuten ein wenig unfreundlich vor sich hin. Das gibt sich aber komplett und macht einem höchst transparenten – aber nie spitzen – Klang mit entschiedenem Vorwärtsdrang Platz.
Jede Menge Dynamik und wie hinbetoniert auftreffender, massiver Druck im Bass runden die detailfreudige Reproduktion wieder ein wenig ab – ganz im positiven Sinne, versteht sich. Seltsam: Wer sich auf Server, Streaming und Konsorten eingehört hat, der fremdelt zunächst ein bisschen mit der hier direkter, voluminöser und näher wirkenden Spielart unmittelbar von der CD. Womöglich liegt das an den Ausgangsstufen, beim M6scd offenkundig leistungsfähigen Treibern mit geringem Ausgangswiderstand.
Allzu warm werkelt der Player dennoch nicht, sondern ndet vielmehr mit traumwandlerischer Sicherheit eine eingängige Balance zwischen Analytik und Sanftheit; die Abstimmung ist gekonnt und verführt zu mühelosem Langzeithören. Letztlich hört er sich im besten Sinne neutral an, freilich völlig ohne jene gep egte Lange weile, die „ perfekte“Audiokomponenten manchmal auszeichnet. Das Fazit: eine dicke Empfehlung, für diejenigen, die noch CDs in Schubladen legen.