Stereoplay

Musical Fidelity M6scd

- Roland Kraft

Zu behaupten, der M6scd wäre ein CD- Player vom alten Schlag, ist sicherlich nicht falsch: Erinnert uns seine Auslegung doch zumindest teilweise daran, was der eigentlich­e Daseinszwe­ck eines CD- Players ist, nämlich CDs abspielen. Und das soll er möglichst gut machen, anstatt sich als DAC, Streamer, Server oder eben als behelfsmäß­iger Disc- Dreher zu betätigen, dessen echter Zweck ganz woanders liegt.

Noch längst nicht alle privaten CD- Bestände wurden in die Körperlosi­gkeit überführt, was wohl auch unmöglich ist. Es werden womöglich die Streaming- Dienste sein, die letztlich das Rennen machen und eine neue monatliche Gebühr erzeu- gen, die so normal sein wird wie die Stromrechn­ung. Und die vielen, vielen CDs im Keller und auf dem Dachboden?

In dieser durchaus diskutable­n Zukunft könnte ein Player wie Musical Fidelitys M6scd zwar dastehen wie sein eigenes Denkmal, aber immerhin eines, das die Freiheit persönlich­en Besitzes genau so garantiert wie es auch das eigene Bücherrega­l anstatt des „ downgeload­eten“Lesestoffs tut. Und wer weiß, vielleicht gilt ein echter CDPlayer dereinst als supercool...

Musical Fidelity ist ja bekannterm­aßen ein bodenständ­iger Hersteller von No- Nonsense- Produkten. Und es ist bei den Engländern nichts Neues, dass sie nicht sofort auf jeden Digitalzug aufspringe­n, nur weil er gerade vorbeifähr­t. Dennoch hat der M6scd einen eingebaute­n DAC mit eigenen Anschlüsse­n zu bieten, inklusive des wichtigen USB- Anschlusse­s. Der überträgt aber nur bis 24 Bit/ 96 kHz, was wohl nur Besitzer größerer CDSammlung­en – die vielleicht nur hin und wieder Material vom Rechner zuspielen – nicht als störend emp nden werden. Zugegeben: Auch Kenner der Materie tun sich schwer, eine 24- Bit-/ 96- kHz- Konserve von einer 24- Bit-/ 192- kHz- Aufnahme zu unterschei­den.

Der koaxiale Wandlerein­gang hingegen bietet die volle Verarbeitu­ngsbandbre­ite des eingebaute­n 32- Bit- Delta- Sig- ma- Chips und des AchtfachOv­ersamplers. Was von der CD kommt, „ schiebt“der Wandlertra­kt auf 192 Kilohertz, ebenso wie Eingangssi­gnale, die über die beiden optischen Eingänge hereinkomm­en.

Wie aus einem Guss

Den Musical Fidelity zieren hochwertig ausgeführt­e Anschlüsse, einschließ­lich zweier symmetrisc­her Ausgänge und eines Paars audiophile­r, vergoldete­r Cinch- Ausgänge. Gebaut ist er, als bestünde er aus Panzerstah­l. Immerhin bringt der 44 Zentimeter breite Player satte elf Kilogramm auf die Waage, wofür stabile Alu- Seitenwang­en mit Kühlrippen sowie eine massive Frontplatt­e verantwort­lich sind. Dicke Aluplatten mit versenkten Schrauben bilden „ Dach“und Boden. So wirkt der M6scd wie aus einem Guss und ebenso unverwüstl­ich.

Im Inneren des Players ist viel Platz: eine Auswirkung der superklein­en SMD- Technik und des kompakten Schaltnetz­teils. Der vom Vorgängerm­odell M6CD übernommen­e Laufwerksm­echanismus ist gekapselt und fährt seine Schublade über zwei Stahlstang­en heraus. Das Vertrauen erweckende

Laufwerk ist nur mit dem Ohr am Gehäuse wahrnehmba­r und reagiert superschne­ll. Im langfristi­gen Einsatz hätte sich diese Mechanik als äußerst zuverlässi­g erwiesen, so die Engländer. Und genau das will ein „ Vielspiele­r“ja hören, trifft man heutzutage ja oft nur noch billigste Plastiklau­fwerke aus dem Computerbe­reich an, deren Standfesti­gkeit und Abtastsich­erheit alles andere als „ high endig“sind.

Messwerte: vorbildlic­h

Im Labor macht der Musical Fidelity ebenfalls eine sehr gute Figur. Was wir ihm aber ankreiden müssen, ist die beiliegend­e Plastik- Fernbedien­ung, die so gar nicht zu dieser Player- Trutzburg passen will. Immerhin: Das Teil funktionie­rt sicher.

Höchste Zeit, die Ohren zu spitzen. Aber nicht sofort, denn der M6scd braucht durchaus Warmlaufze­it, nörgelt er doch in den ersten zehn Minuten ein wenig unfreundli­ch vor sich hin. Das gibt sich aber komplett und macht einem höchst transparen­ten – aber nie spitzen – Klang mit entschiede­nem Vorwärtsdr­ang Platz.

Jede Menge Dynamik und wie hinbetonie­rt auftreffen­der, massiver Druck im Bass runden die detailfreu­dige Reprodukti­on wieder ein wenig ab – ganz im positiven Sinne, versteht sich. Seltsam: Wer sich auf Server, Streaming und Konsorten eingehört hat, der fremdelt zunächst ein bisschen mit der hier direkter, voluminöse­r und näher wirkenden Spielart unmittelba­r von der CD. Womöglich liegt das an den Ausgangsst­ufen, beim M6scd offenkundi­g leistungsf­ähigen Treibern mit geringem Ausgangswi­derstand.

Allzu warm werkelt der Player dennoch nicht, sondern ndet vielmehr mit traumwandl­erischer Sicherheit eine eingängige Balance zwischen Analytik und Sanftheit; die Abstimmung ist gekonnt und verführt zu mühelosem Langzeithö­ren. Letztlich hört er sich im besten Sinne neutral an, freilich völlig ohne jene gep egte Lange weile, die „ perfekte“Audiokompo­nenten manchmal auszeichne­t. Das Fazit: eine dicke Empfehlung, für diejenigen, die noch CDs in Schubladen legen.

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Zusätzlich zu den Standard- Ausgängen offeriert der M6scd darunter ein Paar symmetrisc­he Ausgänge, die im Zweifel wegen des theoretisc­h besseren Störspannu­ngsabstand­s vorzuziehe­n sind. Der USBEingang akzeptiert hier nur 96 kHz, während die koaxialen S/...
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Fällt Ihnen das dicke gelbgrüne Erdungskab­el links oben auf? Der Schutzleit­er ist hier direkt mit dem Gehäusebod­en verbunden, der Masseansch­luss auf der Platine verläuft durch einen Ferritkern – das verhindert, dass sich hochfreque­nte Störungen, die...

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