Madonna
In diesem Fall lohnt es sich, nicht nur die Doppel- CD, sondern auch die DVD bzw. Blu- ray zur Hand zu nehmen. Denn Madonnas „ Rebel Heart Tour“, die die Sängerin vom Herbst 2015 an mit 82 Konzerten um die Welt führte, war ein Spektakel, das sonst kaum jemand in dieser Opulenz in Angriff nimmt. Es war Revue und Cabaret, Tanzshow und Musical, Konzert und Stilisierung in einem, rund um die von der Lederschwester zur Sünderin und von der Phantasiespanierin zur Chansonniere mutierenden Sängerin. Ein Pomp der Bilder, stellenweise unruhig geschnitten, aber bis ins letzte Detail perfekt inzeniert, bei dem die Musik fast zur Nebensache wird. Schon die Credits zu Caspers neuem Album verraten, dass der deutsche Rapper die Grenzen des HipHop ausweiten will. Die Glam-Prog- Band Portugal. The Man ist ebenso im Boot wie Blixa Bargeld. Letzterer verscherbelt seinen guten Namen sicher nicht an eine Allerweltsproduktion. Casper redet politisch Klartext, aber keinen szeneüblichen Bullshit. Verbale Verbrüderungen mit DAF, Wir Sind Helden oder Audio88 & Yessin sind ein Aspekt, beherzte Ausflüge ins Rock- und traditionelle Songwriter- Lager, wie in der Ballade „ Meine Kündigung“ein anderer. Schade, dass er nicht der Versuchung widersteht, sich mit Auto- Tune dem Cloudrap- Zeitgeist anzunähern. Es ist schwer, immer etwas Neues zu machen. Nun hat Dave Grohl durch seine Zeit als Drummer von Nirvana Erfahrung mit Hymnen und schickte auch mit seinen Foo Fighters bereits manchen pfiffig rockenden Lärm in die Welt. Die echten Idee allerdings sind ihm inzwischen ausgegangen. „ Concrete And Gold“spielt noch immer mit dynamischen Extremkontrasten („ Run“), gönnt sich rifflastigen Bluesrock („ Make It Right“, „ Sunday Rain“), verläuft sich aber auch in Stadionpathos („ The Sky Is A Neighborhood“) oder leidet stellenweise unter Energieverlust („ Dirty Water“). Was fehlt, ist die Frechheit von damals. Ein Album Richtung Rock- Mainstream.