Richard Strauss: Enoch Arden, Lied- Arrangements für Klavier
Fischer- Dieskau, Oppitz ( 1993)
Das Melodram „ Enoch Arden“komponierte Richard Strauss 1897, ein Jahr nach „ Also sprach Zarathustra“, in etwa zeitgleich mit „ Don Quixote“. Die literarische Vorlage ist die gleichnamige Ballade von Alfred Tennyson, die eine Dreiecksgeschichte aus einer englischen Hafenstadt schildert: Enoch, Philip und Annie sind Freunde von Kindesbeinen an. Im Erwachsenenalter heiratet Annie Enoch, der auf einem Frachter anheuert und auf einer einsamen Insel strandet. Nach jahrelangem Warten glaubt Annie, Witwe zu sein, und heiratet schließ- lich Philip. Als Enoch am Ende doch zurückkehrt, entschließt er sich dazu, das eigene Glück zum Wohle seiner Freunde zu opfern – erst auf dem Totenbett offenbart er sich. „ Enoch Arden“wird äußerst selten aufgeführt. Dabei ist das Werk, in dem sich der Komponist mit dem gesprochenen Wort auseinandersetzt, gerade im Vergleich zu seinen späteren Opern interessant. Der 2012 verstorbene Dietrich Fischer- Dieskau übernahm 1993 für den WDR die Sprecherrolle im Dialog mit der subtilen Klavierbegleitung von Gerhard Oppitz. Seine enorme Erfahrung als Lied- und Opernsänger zeigt sich im Rhythmusgefühl, der genau berechneten Dramatik und dem natürlichen Artikulationsfluss seines Vortrags. Fischer- Dieskau durchlebt den Text, beschwört Bilder herauf und adelt die Dichtung auch dort, wo sie für heutige Geschmäcker sehr pathetisch ist. Mit für Soloklavier arrangierten Strauss- Liedern ergänzt Oppitz das Programm brillant.