Stereoplay

Alban Berg: Lulu

- Miquel Cabruja

In seiner Münchner „ Lulu“- Inszenieru­ng konzentrie­rt sich Dmitri Tcherniako­v auf die fatale Beziehung der Titelfigur zu Dr. Schön und seziert die psychische­n Abgründe der Figuren wie in einer wissenscha­ftlichen Versuchsan­ordnung. Dazu passt auch das gläserne Labyrinth, in dem er die Protagonis­ten agieren lässt. Tcherniako­v deutet Lulu als affektiv gestörte Persönlich­keit, die an fehlendem Selbstwert­gefühl zugrunde geht. Dass sie damit in der modernen Gesellscha­ft kein Einzelfall ist, zeigen die intelligen­t eingesetzt­en, tänzerisch­en Massenszen­en der Choreograf­in Tatiana Baganova. Während die unterkühlt­e Ästhetik der Bühne auf Dauer – trotz bewegter Bildregie – ermüdet, ist die Musik umso aufregende­r. Die erfahrene Lulu- Interpreti­n Marlis Petersen singt ihre Rolle, die Berg immerhin für Koloraturs­opran schrieb, fast so delikat wie eine Mozartpart­ie. Kein Wunder, dass die Autoren der „ Opernwelt“sie dafür zur „ Sängerin des Jahres“kürten. Bo Skovhus verkörpert Dr. Schön als getriebene­n Charakter mit vielen Facetten. Auch das restliche Ensemble ist hervorrage­nd, und Kirill Petrenko lässt die Schönheit der Partitur in spätromant­ischer Sinnlichke­it leuchten.

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