Soul- Vermächtnis eines Swing- Heroen
Verzaubert! Das passiert so selten, denn viele Musiker haben das Verhältnis zu echter Sentimentalität jenseits inszenierter Innerlichkeit verloren. Gregory Porter aber kann mit seinen Liedern zu Tränen rühren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Musik von Nat King Cole ihm in seiner Kindheit und Jugend ein wenig über den eigenen fehlenden Vater hinweg geholfen hat. Jedenfalls taucht der Sänger aus Los Angeles mit einer Herzenswärme und Gefühlskraft in die Songwelt des großen Vorbilds ein, dass Vorbehalte gegen ein im Geigenhimmel schwelgendes Album nur so dahinschmelzen. Natürlich hilft ihm da- bei, dass er einen volltönenden Bariton hat, der die Musik auch ausfüllt, und außerdem über all die kleinen Phrasierungsdetails Bescheid weiß, die die Originale von Meister Cole schon außergewöhnlich machen. Porter gelingt es, künstlerisch nahtlos und persönlich daran anzuknüpfen, unterstützt von grandiosen Partnern wie dem Pianisten Christian Sands oder auch dem Arrangeur Vince Mendoza, der dem großen Klangkörper die passende Mischung aus Opulenz und Schmacht verpasst. So kann er die Party der vergangenen Alben beiseite lassen und sich ganz dem Balladenton und dem sanften, bei aller Nostalgie präsenten und lässig fließenden Swing widmen. Fazit: „ Nat King Cole And Me“ist betörendes Entertainment, vielleicht das schönste Gesangsalbum des Jahres.