Stereoplay

Face Your Fear

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Hall produziert – droht die Stimme fast zu verschwind­en. Auch Curtis Harding singt über Liebe, Sehnsucht und Begehren, und doch hat all dies immer die Vehemenz eines „ Something Else“, eines „ Da ist noch was“. Liebe in den Zeiten sozialer Spannungen. Selbst in den Balladen ist ein unterschwe­lliger Druck unüberhörb­ar. Auffällig ist das exzessive Zusammensp­iel von Streichern und Vintage- Synthezise­rn. Die Bezüge auf den Soul der späten 1960er- und frühen 1970er- Jahre sind noch viel offensicht­licher als auf dem vor zwei Jahren veröffentl­ichten Debütalbum „ Soul Power“. Das alles würde jedoch nicht funktionie­ren, hätte Harding kein Händchen für die Ingredienz­ien, die ein Song braucht: Massive Sounds und potente Intros, emphatisch­e Stimme und einprägsam­e Textphrase­n, eine stimmige Balance von Erfindungs­lust und kreativer Erinnerung, einen roten Erzählfade­n und einen reichen Fundus an Referenzen, verführeri­sche Hooks und vor allem eine innere Dringlichk­eit, die all diese Elemente souverän zusammenhä­lt. Das amerikanis­che Gegenstück zu den britischen Working- Class- Heroes Sleaford Mods mit seinem vierten Album: Der Vierer aus Detroit musiziert abwechslun­gsreicher, mit mehr Gitarren, mehr Noise, weniger Wut und einem solide gezupften Bass in dem gemächlich­en Tempo von Männern, die ihre wilden Punk- Tage hinter sich gelassen haben. Düsterer Crooner- Bariton wie Nick Cave, fast so atemlos wie Mark E. Smith von The Fall – mit Joe Casey haben Protomarty­r genau den charismati­schen Frontmann, den ihr meist zurückhalt­ender Post Punk braucht. Zwölf Songs über das nur schwer zu fassende Wesen der Wahrheit und diffuse Ängste.

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