Sweet Southern Sugar Chris Hillman
Die Nits sind lange genug dabei, um sich Zeit lassen zu können. Gegründet 1974 und nach einer Wave- Phase in den Achtzigern Richtung Art Pop navigiert, haben sich die Niederländer zu Meistern der akustischen Kurzgeschichte entwickelt. Nach fünf Jahren Pause ist „ angst“ihr 19. Studioalbum, eine Liedersammlung zum Thema der deutschen Besetzung Hollands und den Stimmungen der Wirtschaftswunderjahre. Sänger Henk Hofstede ist der bewährt samtene Provokateur, der Keyboarder Robert Jan Stips weiterhin klanglich geschmackssicher und Schlagzeuger Rob Kloet ein pfiffiger Minimalist. In der Summe ergibt das ruhigen, hintersinnigen Song- Pop. Der Mittvierziger ist ein ganz dickes Ding in den USA: Arena- Rocker, Millionenseller, Restaurantbesitzer („ Made in Detroit“), selbst KongressKandidat. Seit die ersten neuen Nummern kursieren – das satt rockende „ Greatest Show On Earth“und das Blues- geschwängerte „ Po- Dunk“– herrscht wieder Kid- Rock- Mania. Diesseits des Atlantiks wird alles etwas weniger heiß gehandelt, weil Country- Tunes wie „ Tennessee Mountain Top“nicht zünden und Patrioten- Songs wie „ American Rock’n‘ Roll“eher befremdlich betrachtet werden. Doch dann platzt der fett produzierte „ Grandpa’s Jam“herein, ein klasse Crossover à la Limp Bizkit. Seltsames Album. Wenn man als Gründungsmitglied der Byrds dabei war und später bei Bands wie den Flying Burrito Brothers spielte, muss man nur zum Hörer greifen, und das Studio füllt sich mit Kollegen von damals. Chris Hillman hatte nach langer Pause das Bedürfnis, ein Album aufzunehmen. Es kamen alte Freunde wie Tom Petty, David Crosby oder auch Roger McGuinn vorbei und stimmten mit ihm Klassiker wie „ Walk Right Back“oder „ Bells Of Rhymney“an. Über ein Dutzend Songs hinweg entwickelt sich „ Bidin’ My Time“zu einem sanften, im Sound klassischen Country Folk Album, das im Trucker Radio ebenso besteht wie im Hipster Café.