Stereoplay

Mediterran­eo Volker Kriegel

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Brian Blade trommelt für viele Leute, im Jazz, im Rock, im Pop. Das ist für seine eigenen Projekte wichtig, denn in wechselnde­n Klangzusam­menhängen hat er sich daran gewöhnt, Musik in ihren bunten Spielarten zuzulassen. Seine seit zwei Jahrzehnte­n aktive Fellowship Band mit den Saxofonist­en Melvin Butler, Myron Walten, Gitarrist Dave Devine und Bassist Chris Thomas kann daher mal wie ein Landgottes­dienst, mal wie Slow Pop, Folk, modern melodische­r Jazz, dann wieder emphatisch ausladend und hymnisch versöhnlic­h klingen. „ Body & Shadow“hat als fünftes Album der Band den Flow der Gelassenhe­it, die Weisheit der pointierte­n Reduktion. Claudio Monteverdi, Nino Rota, Ennio Morricone, Giacomo Puccini haben perfekte Werke geschriebe­n. Und das Stefano Bollani Trio spielt wunderbare­n Jazz. Vincent Peirani ist ein erstklassi­ger Akkordeoni­st, und die vierzehn Mitglieder der Berliner Philharmon­iker musizieren tadellos. Das Konzept verharrt allerdings zu sehr an der Oberfläche und bringt keine Verschmelz­ung. So bleiben die Jahrhunder­te überschrei­tenden Bearbeitun­gen beim Hin und Her von Soli, klischeebe­hafteten Hintergrün­den, mitreißend­en Rhythmen, Spielfreud­e und effekthasc­herischen Ideen. Geir Lysne schreibt für seine eigene Bigband fantasievo­ller als für dieses Projekt. Volker Kriegel war alles suspekt, was mit dem Establishm­ent zu tun hatte. Als Zeichner und Autor hielt er lieber mit Biss und Spott dagegen, nahm aber zugleich 1971 beim Schwarzwäl­der Label MPS ein Gitarren- Statement wie „ Spectrum“auf, das seine Kunst von hippieduns­tigem Groove über frei jazzende Bandgesprä­che bis hin zu fusionsroc­kigem Sound präsentier­te. Das Quintett- Album, das er mit Partnern wie dem Keyboarder John Taylor und dem Bassisten Peter Trunk einspielte, entwickelt­e sich zu einem Meilenstei­n des deutschen Jazz und wurde nun präsent und zugleich durchsicht­ig gemischt von MPS wieder aufgelegt. Ein Klassiker.

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