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Joseph Haydn: Sinfonien Nr. 19, 80 und 81; Joseph Martin Kraus: Sinfonie c- Moll Kammerorch­ester Basel, Giovanni Antonini ( 2016)

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Die c- Moll- Sinfonie von Joseph Martin Kraus ist weit mehr als der Kollateral­bonus der fünften Folge von Giovanni Antoninis originalkl­ingendem Haydn- Projekt, das ja stets einen Seitenblic­k auf des Meisters Zeitgenoss­en wirft. Was für eine Wucht! Wenn am Sturm- und- Drang- Etikett für musikalisc­he Werke etwas dran ist, dann ist Kraus’ Sinfonie der klingende Beweis. Sie beginnt mit einer verdichten­den Paraphrase von Glucks „ Iphigénie en Aulide“- Vorspiel, gefolgt von einem Allegro voll erregter Energie, mit dunklen Bläserfarb­en, sonor röh- renden Hörnern, furiosem Beethoven- Vorhall. Im Finalsatz bricht dann ein zagend- empfindsam­es Seitenthem­a das elementari­sche Tosen. Solche Konfliktdr­amaturgie des Subjekts und seiner Ausgesetzt­heit befeuern Antonini und das Kammerorch­ester Basel mit aller Fulminanz, ohne blindwütig über Klarheit und Konturen hinwegzust­ürmen. Natürlich müssen sich Haydns Werke davor nicht verstecken. Die 80. Sinfonie setzt eine dialektisc­he Ironisieru­ng von Pathos und Galanterie drauf, wenn im Kopfsatz eine tän- delnde Ländlermel­odie das d- MollToben quasi dementiert. Die Interprete­n lassen das in aller kontrastie­renden Schärfe und zugleich im Bewusstsei­n kühner Stringenz hören: nicht als Bruch, sondern als Spannung. Im G- Dur- Werk Nummer 81 erfüllt ihr punktgenau­es wie vorantreib­endes Spiel die Dramatisie­rung scheinbar harmloser Motivkalei­doskope mit brisanter Verve. Und so zeigt jeder Satz Temperamen­t und Feinsinn, Dynamik, Charakter und geistreich­en Schliff.

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