Pioneer SX- S30DAB
Natürlich kann man einem Gerät den „ Namen“SX- S30DAB geben. Passender wäre indes „ kleiner Alleskönner“. Der ache Pioneer- Receiver kommt voll ausgestattet und nimmt selbst DSD- Signale digital via HDMI entgegen.
Der Pioneer ist eines dieser Geräte, die einem sofort suspekt sind. Für 550 Euro bietet der SX- S30DAB eine derart üppige Ausstattung, dass man zunächst denkt: Das kann keine gute Qualität sein.
Was aussieht wie ein Tuner oder ein sehr schlanker AV- Receiver, ist tatsächlich ein vollwertiger Class- D- Vollverstärker mit DAB+/ UKW- Empfang, Streaming- Modul und DLNA Netzwerkplayer, TuneIn- Internetradio, Bluetooth-, AirPlayund Chromecast- Empfänger. Er verfügt über reichlich Schnittstellen analoger und digitaler Art und bietet sogar das mikrofongestützte Einmesssystem MCACC zur individuellen Raumkorrektur.
Das reicht Ihnen nicht? Na gut, legen wir noch einen Phono- MM- Eingang drauf, dessen Signale der SX- S30DAB per FlareConnect- Multiroom- Standard durch die ganze Wohnung schickt – kompatible Empfangsgeräte vorausgesetzt. Und selbst mit dieser Au istung unterschlägt man noch Dinge, die Heimkino- Fans wichtig sind, etwa seine 4K- und HDR- Kompatibilität und sein Verständnis sämtlicher Filmtonformate ( die er zu einem Stereo- Downmix verwertet). Damit ist er eigentlich genau so eine Ausstattungsbombe wie ein AV- Receiver, inklusive einer praktischen Dynamikkompression für Filmton ( ideal für Mietwohnungen zu später Stunde), spart aber Verstärkerzüge und Lautsprecherklemmen ein.
DSD- Empfang
Noch etwas macht diesen preiswerten Unboliden sympathisch: Er kann über HDMI native DSD- Signale digital entgegennehmen und wandelt sie in seiner D/ A- Wandlersektion. Dann stellt er die Informationen am Analogausgang zur Verfügung.
Wer einen reinen SACDPlayer nutzt, dem kann das egal sein. Wer jedoch SACDs über einen Blu- ray- Player abspielen möchte, der hat das Problem, dass über optische und elektrische Digitalausgänge das DSDSignal nur Datenraten- konvertiert als PCM ausgegeben wird. Natives DSD gibt es nur über HDMI. HiFi- Vollverstärker haben aber keine HDMI- Eingänge, und einen externen HDMID/ A- Wandler gibt es derzeit nicht. Der Pioneer SX- S30DAB ist also ein hochinteressantes Bindeglied zwischen HiFi- und AV- Welt, das nebenbei dieses SACD- Problem löst, indem es native DSD- Signale über HDMI annimmt und wandelt. Leider verfügt der Pioneer nicht über einen Line- Out, sonst könnte man ihn wie einen HDMI- D/ AWandler einfach zwischen Quelle und Amp schalten.
Wem SACDs egal sind und wer Musik lieber streamt, wird den SX- S30 ebenfalls lieben, bietet er doch nicht nur Zugriff auf Internetradio, sondern verfügt auch über Spotify-, Tidal-, Pandora- und Deezer- Lizenzen. Auf ein NAS im Netzwerk nimmt er per WLAN oder Ethernet Verbindung auf, was im Test einwandfrei funktionierte, wenn auch das einzeilige Display nicht praktisch ist.
Eine MM- Phono- Platine gibt es ebenfalls. Die haute uns zwar nicht vom Hocker, dürfte aber trotz des etwas frühen Hochtonabfalls aufgrund der hohen Eingangskapazität ( 960 Pikofarad!) für Gelegenheitshörer völlig ausreichen. Wer höhere Ansprüche hat, kauft sowieso etwas Externes.
You’re all I need
Im Hörraum staunten wir letztendlich auch aufgrund des Klangs nicht schlecht. Was aus diesem „ schmalen Hemd“an Punch und Klangfülle kam, war
wirklich überraschend. Der Vergleich mit dem etwa gleich teuren Onkyo TX 8250 ging zugunsten des Pioneer aus, er ging einfach ein wenig frischer und entschlossener zu Werke. Und auch hinter deutlich teureren Verstärkern wie etwa dem Yamaha A- S1100 ( 1700 Euro) musste sich der SX- S30 nicht verstecken, sondern konnte die Niederlage gehobenen Hauptes hinnehmen. Die Welten, die man aufgrund des Preises er- warten würde, liegen mitnichten zwischen den beiden Amps. Fiona Apples „ On The Bound“klang via Pioneer etwas schlanker und etwas weniger ießend, aber dennoch druckvoll und mit guter Übersicht. Dabei war ziemlich egal, ob man Musik vom CD- oder Netzwerkplayer analog oder digital zuführte: Die D/ A- Wandlung des Pioneer arbeitet ausgezeichnet.
Auch die mikrofongestützte Einmessautomatik MCACC musste sich beweisen. Fürs Setup ist ein Fernseher mit HDMIEingang erforderlich. Wir stellten die rechte Box frei und die linke deutlich weiter entfernt vom Hörplatz in eine Raumecke. Zwar machte die Automatik daraus kein perfektes Stereoabbild, kam dem aber doch erstaunlich nahe. Womit der Pioneer SX- S30DAB letztendlich in nahezu allen Disziplinen vollauf zu überzeugen wusste.