MERGING+ NADAC
Der Markt boomt: Stetig wachsen neue Streaming- Player nach. Doch nur die wenigsten haben, was Nadac einbringen kann: einen professionellen StudioAusstatter im Hintergrund. Klanglich sind wir in den höchsten Weihen daheim.
Es gibt die Pro s – und es umweht sie der Hauch des Ultimativen, gerade im HighEnd- Geschäft. Tonstudios, die einen Track aufnehmen, müssen über die neuesten, geheimsten Techniken der Klangbranche verfügen. Hier spielt natürlich unsere Fantasie mit, die täuschen kann. Tatsächlich kochen auch die Pro s nur mit Wasser. Aber sie bedienen sich nicht im gleichen Markt wie die heimischen HiFi- Freunde. Sie haben besondere Quellen wie beispielsweise Merging.
Die Schweizer statten die feinsten Tonstudios aus: mit komplexen „ Digital Audio Workstations“unter dem Logo Pyramix. Mehr geht nicht in der professionellen Sparte. Doch das hier angesammelte Wissen wäre zu schade, würde es nicht auch an die Fans weitergereicht.
Dafür hat Merging Nadac gegründet. Hier gibt es traumhafte Wandler und Player, von denen wir uns ganz frisch einen sichern konnten. Wir hatten ihn erstmals auf der HIGH END Messe gehört – damals in Multikanal im Verbund mit den wunderbaren Lautsprechern von Geithain. Das klang traumhaft. Ließe sich solche Klangperfektion auch in unserem Hörraum nachbauen? Wir strebten danach.
Stattliche Werte
Den Nadac- Player gibt es in zwei Ausführungen: als StereoModell und als Großausbau mit acht Kanälen. Wir entschieden uns für die Stereo- Welt und wurden nicht enttäuscht. Hier zeigte sich einer der besten Wandler, den wir in unserer Heftgeschichte kennen gelernt haben.
Schon die Au ösung ist stattlich. Es geht hinauf bis PCM in 384 Kilohertz und 24 Bits. Natürlich kann der Nadac auch DXD and DSD auslesen bis zu 256 fs. Das sind stattliche Werte und beweisen abermals die professionelle Herkunft.
Wer unter die Haube schaut, entdeckt eine klare Struktur und gute Verarbeitung. Zentral arbeitet ein Intel- Prozessor mit einem Linux- Betriebssystem. Die Signale werden weitergereicht an eine eigenständige Platine, auf der Nadac die Wandlerstufe verbaut hat. Danach geht es weiter an ein großes Board mit Outputs.
Die tiefere Intelligenz, das Betriebssystem und die passende App stammen von Roon. Das ist die Feinkost unter den Klangverwaltern. Von den Rechenvorgängen im Wandler bekommt König Kunde nichts zu sehen, dafür ist die Animation auf beispielsweise einem iPad umso opulenter. Wir erfahren alles über Tracks und Künstler, zudem die Sampling- Raten und den Verbund der Geräte untereinander. Das ist sehr stabil und zudem auch liebevoll gemacht. Aber warum hat Nadac die App nicht selbst entwickelt? Die Frage erübrigt sich: Auch andere Anbieter setzen auf Roon und fahren gut damit. Vor allem erfreut es den Nutzer – mehr Souveränität geht nicht.
Noch ein paar Kleinigkeitensind wichtig: Natürlich kann man auch über das kleine Display auf der Komponente selbst navigieren, was im Vergleich zu Roon aber nur die halbe Freude ist. Die Lautstärkeregelung vollführt der Nadac digital mit 24 Bit – auch das wirkt souverän, zumal ein Vorverstärker entbehrlich ist.
Noch eine feine Zugabe: Auf der Front gibt es einen Kopfhöreranschluss. Der Amp dahinter ist überaus stabil aufgebaut – ein Klangtipp deshalb vorab auch hier.
Wer sich nach UpgradeMöglichkeiten sehnt, sollte wissen, dass es ein externes Netz-
teil in gleicher Bauform gibt. Das Nadac Power Supply liegt bei 7250 Euro. Man kann sich auch an kleineren Dingen erfreuen. Beispielsweise am Logo des Nadac links: Je nach anliegender Sampling- Rate verändert es seine Farbe.
Klangliche Vorzüge
Wie steht es mit den klanglichen Vorzügen? Schon schnell war dem Hörteam klar, dass hier ein Player der absoluten Spitzenklasse aufspielt.
Wir starteten unseren Test mit einer Legende. Die Beatles sind erstmals in ihrer Geschichte in 24 Bit und 96 Kilohertz zu haben. Apple Records hat das legendäre neue Mastering von „ Sgt. Pepper“freigegeben. Kurz zum Hintergrund: Vor genau 50 Jahren waren die Beatles im Studio an der Abbey Road und spielten „ Sgt. Pepper“ein. Zum Jubiläum durfte Giles Martin, der Sohn von George Martin, an die Masterbänder. Damals hatten die Beatles primär eine Mono- Abmischung anvisiert, das Stereo- Master entstand quasi als Nebenprodukt und nicht besonders ambitioniert. Nun der große Paradigmenwechsel: Das neue Stereobild von „ Sgt. Pepper“klingt fantastisch, originell und trotzdem authentisch. Eine große Leistung. Klang schon die CD gut, so ist das 24/ 96- Master schlicht überragend. Besser hat man die
Beatles noch nicht gehört. Das ist eine echte Herausforderung, gerade für den Digital/ AnalogWandler.
Der Nadac spielte glänzend mit. Das war ein Klangbild für die Götter. Schon der Einstieg: Die ktiven Publikumsgeräusche, die brachiale Sologitarre, der smarte Bass – das klang so frisch und präsent, als wären die Musiker erst gestern im Studio gewesen. Vor allem die Bass- Figuren von Paul McCartney überzeugten – wunderbar melodisch und greifbar. Dazu das Timing der Effekte. Beispielsweise bei „ Being for the Bene t of Mr. Kite!“Das ist eine ultrakomplexe Abmi- schung mit Zirkusatmosphäre. Kein Problem für den Nadac, der eine maximale Au ösung an die Boxen brachte: Da platzte eine überraschende Spielfreude in den Hörraum. Oder das große Finale mit „ A Day in the Life“. Die Wucht des Flügels war nie besser zu hören.
Sinfonischer Reichtum
Wir spürten schnell: Da geht noch mehr. Auf unserer NAS wartete noch die Neuaufnahme der Beethoven- Sinfonien mit den Berliner Philharmonikern, dirigiert von Sir Simon Rattle, auf ihre audiophile Entdeckung. Das Ganze in 24 Bit/ 192 kHz: eine Live- Einspielung, die bes- ser nicht sein könnte. An jedem Pult sitzen Superstars der Klassik. Der Nadac machte daraus ein audiophiles Erlebnis. Da stimmte jeder Punkt der Abbildung. Das war sinfonischer Reichtum. Dazu alles ohne Anstrengung, wunderbar selbstverständlich. Punktgenaue Tutti- Schläge zu Beginn der dritten Sinfonie und das ganz große Panorama bei der Neunten: Hier waren die Solisten selbst im großen Chor nale auf den Punkt genau zu hören. Keine Schwäche weit und breit.
So ultimativ kann perfektes Streaming klingen. Dagegen sieht auch der beste CD- Player alt aus.