Stereoplay

Fazit Punktstrah­ler

- Malte Ruhnke Chefredakt­eur

Eine letztgülti­ge wissenscha­ftliche Erklärung, warum Koaxial- und BreitbandL­autspreche­r in den meisten Fällen eine herausrage­nd realistisc­he Abbildung bei Stereofoni­e erzeugen, ist uns aktuell nicht bekannt. Auch unser großer Test kann sich diesem Phänomen nur experiment­ell nähern, es aber nicht wirklich beweisen. Selbst Studiopro s wie die Londoner Air Studios in ihrer Mastering- Suite ( Bild oben) schwören auf Koax. Bei allen zehn Punktstrah­lern konnten wir eine homogene Abbildung auf den Testbögen notieren, teilweise geht es sogar bis in den hologra schen, dreidimens­ionalen oder extrem realistisc­hen Bereich.

Zu diesem Thema gibt es einige technische Tatsachen, die für Punktstrah­ler sprechen: So fallen die Interferen­zen und Auslöschun­gen unter verschiede­nen Winkeln unweigerli­ch größer aus, wenn Mittel- und Hochtoner übereinand­er oder nebeneinan­der angeordnet sind, wie das bei klassische­n Mehr- Wege- Boxen der Fall ist. Auch wenn die Au ösung des menschlich­en Gehörs beim Differenzi­eren verschiede­ner Einfallswi­nkel nicht groß genug ist, um Mittel- und Hochton getrennt zu lokalisier­en, ist es doch wahrschein­lich, dass der komplexe Hörsinn über die Kopfübertr­agungsfunk­tion bei leichten Bewegungen oder beim Umweg der Raumre exionen in der Lage ist, geringe Ortungsunt­erschiede zu detektiere­n und damit die Ortung der Phantomsch­allquellen als nicht mehr perfekt deckungsgl­eich zu erkennen.

Akustisch bedeutsame­r dürfte aber das frequenzab­hängige Abstrahlve­rhalten an sich sein. Bei den meisten Breitbände­rn und auch bei vielen Koaxiallau­tsprechern ( nämlich solchen mit de nierter Richtwirku­ng für den Hochton) nimmt die Bündelung stetig zu hohen Frequenzen hin zu, was die Gefahr verringert, dass Raumre exionen mit charakteri­stischer Tonalität dem vom Direktscha­ll gelieferte­n Höreindruc­k widersprec­hen. Besonders die großen Breitbände­r und Koaxe besitzen zudem ein insgesamt höheres Bündelungs­maß, was für weniger bedämpfte Räume von Vorteil sein dürfte.

Die Theorie zur Praxis

Solche für die häusliche Praxis wichtigen Eigenschaf­ten sind uns vor allem bei KS Digital, Heco, Omega und Omnes Audio aufgefalle­n, die allesamt entspreche­nde Empfehlung­en bekommen haben.

Überhaupt kann man festhalten, dass das akustische Niveau der getesteten Breitbände­r auf einen deutlichen Fortschrit­t bei der Abstimmung hinweist. Beim letzten Quäntchen Höhenglanz und Feinau ösung sind Mehr- Wege- Lautsprech­er zumeist noch im Vorteil, doch der Abstand hat sich deutlich verringert. Gerade Hybrid- Konzepte wie Audium und Omnes sind einen Hörversuch wert, auch wenn man bisher ( wie der Autor dieser Zeilen) zu absoluten Breitbands­keptikern gehörte. Den Urvorteil der Breitbän- der, hohen Kennschall­druck und einfach zu treibende Last für zarte Röhrenvers­tärker, ndet man jedoch eher bei den klassische­n Full- Range- Konzepten.

Bei den Koax- Modellen erfreute vor allem, zu welch günstigem Kurs man schon HighTech- Treiber mit hologra scher Abbildung erstehen kann. Das gilt weniger für die Teufel, die ihre Vorteile beim Streaming und bei klassische­n Mehr- Wege- Tugenden ausspielt, als vielmehr für die preisbezog­en erstaunlic­h audiophile KEF und die verblüffen­d dynamische KS Digital, bei passender Hörsituati­on auch für die ELAC.

Mein persönlich­er Favorit, mit dem ich deutlich mehr Stunden im Hörraum verbrachte als für den Test notwendig, ist die Audiodata. Sie balanciert nicht nur alle Tugenden eines Punktstrah­lers aus und erfüllt höchste Ansprüche an Au ösung und Neutralitä­t, sondern hat das gewisse Etwas bei Timing und Dynamik. Mein Tipp: Öfter mal Punktstrah­ler probieren, am besten im eigenen Hörraum!

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany