Fazit Punktstrahler
Eine letztgültige wissenschaftliche Erklärung, warum Koaxial- und BreitbandLautsprecher in den meisten Fällen eine herausragend realistische Abbildung bei Stereofonie erzeugen, ist uns aktuell nicht bekannt. Auch unser großer Test kann sich diesem Phänomen nur experimentell nähern, es aber nicht wirklich beweisen. Selbst Studiopro s wie die Londoner Air Studios in ihrer Mastering- Suite ( Bild oben) schwören auf Koax. Bei allen zehn Punktstrahlern konnten wir eine homogene Abbildung auf den Testbögen notieren, teilweise geht es sogar bis in den hologra schen, dreidimensionalen oder extrem realistischen Bereich.
Zu diesem Thema gibt es einige technische Tatsachen, die für Punktstrahler sprechen: So fallen die Interferenzen und Auslöschungen unter verschiedenen Winkeln unweigerlich größer aus, wenn Mittel- und Hochtoner übereinander oder nebeneinander angeordnet sind, wie das bei klassischen Mehr- Wege- Boxen der Fall ist. Auch wenn die Au ösung des menschlichen Gehörs beim Differenzieren verschiedener Einfallswinkel nicht groß genug ist, um Mittel- und Hochton getrennt zu lokalisieren, ist es doch wahrscheinlich, dass der komplexe Hörsinn über die Kopfübertragungsfunktion bei leichten Bewegungen oder beim Umweg der Raumre exionen in der Lage ist, geringe Ortungsunterschiede zu detektieren und damit die Ortung der Phantomschallquellen als nicht mehr perfekt deckungsgleich zu erkennen.
Akustisch bedeutsamer dürfte aber das frequenzabhängige Abstrahlverhalten an sich sein. Bei den meisten Breitbändern und auch bei vielen Koaxiallautsprechern ( nämlich solchen mit de nierter Richtwirkung für den Hochton) nimmt die Bündelung stetig zu hohen Frequenzen hin zu, was die Gefahr verringert, dass Raumre exionen mit charakteristischer Tonalität dem vom Direktschall gelieferten Höreindruck widersprechen. Besonders die großen Breitbänder und Koaxe besitzen zudem ein insgesamt höheres Bündelungsmaß, was für weniger bedämpfte Räume von Vorteil sein dürfte.
Die Theorie zur Praxis
Solche für die häusliche Praxis wichtigen Eigenschaften sind uns vor allem bei KS Digital, Heco, Omega und Omnes Audio aufgefallen, die allesamt entsprechende Empfehlungen bekommen haben.
Überhaupt kann man festhalten, dass das akustische Niveau der getesteten Breitbänder auf einen deutlichen Fortschritt bei der Abstimmung hinweist. Beim letzten Quäntchen Höhenglanz und Feinau ösung sind Mehr- Wege- Lautsprecher zumeist noch im Vorteil, doch der Abstand hat sich deutlich verringert. Gerade Hybrid- Konzepte wie Audium und Omnes sind einen Hörversuch wert, auch wenn man bisher ( wie der Autor dieser Zeilen) zu absoluten Breitbandskeptikern gehörte. Den Urvorteil der Breitbän- der, hohen Kennschalldruck und einfach zu treibende Last für zarte Röhrenverstärker, ndet man jedoch eher bei den klassischen Full- Range- Konzepten.
Bei den Koax- Modellen erfreute vor allem, zu welch günstigem Kurs man schon HighTech- Treiber mit hologra scher Abbildung erstehen kann. Das gilt weniger für die Teufel, die ihre Vorteile beim Streaming und bei klassischen Mehr- Wege- Tugenden ausspielt, als vielmehr für die preisbezogen erstaunlich audiophile KEF und die verblüffend dynamische KS Digital, bei passender Hörsituation auch für die ELAC.
Mein persönlicher Favorit, mit dem ich deutlich mehr Stunden im Hörraum verbrachte als für den Test notwendig, ist die Audiodata. Sie balanciert nicht nur alle Tugenden eines Punktstrahlers aus und erfüllt höchste Ansprüche an Au ösung und Neutralität, sondern hat das gewisse Etwas bei Timing und Dynamik. Mein Tipp: Öfter mal Punktstrahler probieren, am besten im eigenen Hörraum!