Volle Röhre
Da wird nichts neu erfunden, aber vieles richtig gemacht. Schließlich ist es reizvoll, ein über die Jahre faltig gewordenes Genre wie Bluesrock so anzugehen, dass am Ende ein frisches, kraftvolles Album entsteht. Beth Hart und Joe Bonamassa sind ein gutes Team, seit einem knappen Jahrzehnt arbeiten die beiden sporadisch zusammen. Die Sängerin aus Los Angeles etwa hat einst als Janis Joplin in einem Musical gestartet und sich über zwei Jahrzehnte hinweg zu einer der führenden Stimmen der Americana entwickelt. Ihr Gegenüber aus New York hat schon als Teenager mit B. B. King gespielt und sich mit Bands wie Bloodline oder als Solokünstler seinen Ruf als Saitenmeister aufgebaut. Gemeinsam sind sie mit wechselnden Besetzungen im Sommer 2016 im At the Palms Studio in Las Vegas eingebogen, um ein Programm mit zwei Handvoll Klassikern aus dem Blues- und Soul- Kosmos aufzunehmen. Das Repertoire reicht von Edgar Winters „ Give It Everything You Got“über das Titelstück des Albums „ Black Coffee“aus dem Fundus von Ike & Tina Turner bis hin zu „ Lullaby Of The Leaves“, mit dem sich Beth Hart vor Ella Fitzgerald verneigt. Der Sound pendelt zwischen laut rockigem, mit Bläsersätzen garniertem Soul Blues und pathetisch bewegtem Balladen- Folk mit swingenden und funky groovenden Abstechern. Und er wirkt so kraftvoll und präsent, weil die Stücke live im Studio mit der Power einer kernigen Band gespielt wurden. Das feuerte alle Beteiligten gegenseitig an, und so wird deutlich, dass Joe Bonamassa der Gitarrist ist, den Beth Hart braucht, um den Blues stilecht röhren zu können. Und dass Beth Hart die Sängerin ist, die Joe Bonamassa braucht, um sich nicht in Saitenhuberei zu verlieren. Ein perfektes Paar.