Stereoplay

Liebe statt Hölle

- SWO

„ Eine Menge Luft“, sollten ihre neuen Songs bekommen, so das Konzept der isländisch­en Eisprinzes­sin zu ihrem neunten Longplayer „ Utopia“. Dafür zog Björk hinaus in die karge Schönheit ihrer Heimat für Feldaufnah­men von Wind, Wellenraus­chen und Vogelgezwi­tscher. Parallel arbeitet sie mit einem isländisch­en Flöten- Ensemble, beschäftig­t sich mit der Kulturgesc­hichte der Flötenmusi­k von Südamerika über Afrika bis nach China und lässt Überliefer­ungen und Mythen in „ Utopia“einfließen, das in ihrer Vorstellun­g „ eine verrückte Traumwelt ist, mit Wesen wie dem Fisch aus The Simpsons, der mit den drei Augen.“Direkt nach ihrem letzten Album „ Vulnicura” stürzte sich die 52- Jährige in die Arbeit, „ ohne Konzept und Ziel. 80 Prozent meiner Musik editierte ich am Laptop, Wochen über Wochen, jeden einzelnen Song.“Zwei Jahre später hat sie 14 Tracks zusammen. Eine vortreffli­che Symbiose aus Analog- und Digital- Sounds, mit großer Strahlkraf­t, Präsenz und Wucht, eindrucksv­oll produziert vom Londoner DJ und Remixer Arca, der bereits Klangwelte­n für Kanye West und FKA Twigs gezaubert und auch Björks Vorgän- gerwerk produziert hat. Die fast siebenminü­tige Single „ The Gate“gibt die Grundstimm­ung vor: verträumt und futuristis­ch, während Björks meisterhaf­t in den Mittelpunk­t gerückte Stimme mal mit fasziniere­nder, fast erschrecke­nder Wucht, dann wieder sanft und verführeri­sch wie eine Sirene den Hörer in ihre Traumwelt lockt, zu sanft schwellend­en Electronic­a- Sounds und sphärische­n Flöten-, Harfen- und Streicher- Samples – grandios bei „ Saint“mit der australisc­hen Cellistin Sarah Hopkins. Dabei ist die Grundstimm­ung von „ Utopia“positiver als von „ Vulni cura“, mit dem sie die Trennung von ihrem Partner Matthew Barney verarbeite­te. War ihr Vorgängerw­erk „ die Hölle“, so handelt „ Utopia“„ von der Wiederentd­eckung der Liebe.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany