Der Tüftler auf dem Weg zum Meister
Nach hoffnungsvollen, vielleicht zu euphorischen Anfängen hatte Bryan Ferry seinen Mitstreiter Brian Eno aus dem Line- up von Roxy Music gekickt. Der aber ließ sich nicht beeindrucken, sondern sammelte einige Bandkollegen und Freunde wie den Keyboarder Phil Manzanera, den Gitarristen Robert Fripp oder den Schlagzeuger Phil Collins um sich und machte weiter mit seinen skurrilen Song- und Soundideen. Noch kurz nach dem Rauswurf erschien 1973 sein Solo- Debüt „ Here Come The Warm Jets“( der Vorläufer „ No Pussy Footin’“von 1972 war noch eine DuoScheibe mit Fripp), bald darauf gefolgt von „ Taking Tiger Mountain ( By Strategy)“( 1974). Enos Klangwelten, die sich der Autodidakt weitgehend über Selbstexperimente erschloss, wurden immer eigenwilliger. „ Another Green World“( 1975) wirkte mit wilden Stil- und Soundbasteleien wie ein psychedelischer, aber auch überraschender Gemischtwarenladen. „ Before And After Science“( 1978) hingegen war stellenweise bereits eine Vorwegnahme der Talking Heads, denen er bald darauf als Produzent zur Seite stand. Diese vier ungewöhnlichen Pop- Alben jenseits von Enos Ambient- Versuchen sind nur als edel gepresste Vinyl- Editionen erhältlich. Gemastert in den Abbey Road Studios in halber Geschwindigkeit und zusätzlich auf Platten mit 45 RPM gepresst, wurden die Aufnahmen dem nahezu bestmöglichen Produktions- und Wiedergabestandard angepasst, was wiederum bedeutet, dass einerseits die Tiefen prägnanter tönen, darüber hinaus aber auch das Höhenspektrum klarer und ziselierter als bei früheren Ausgaben wirkt. Man kann darüber streiten, ob sich der Aufwand für das in der Anlage noch sehr rüde instrumentierte „ Here Come The Warm Jets“wirklich lohnt. Spätestens aber von „ Antother Green World“an war auch Enos Konzept so ausgetüftelt, dass man den abgerundeten Vinylklang zu schätzen weiß. Und die Musik lohnt allemal ein Wiederhören.