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B& M BMPrime 6

B& M werten ihre Einsteiger- Serie mit zeitrichti­ger Digitaltec­hnik auf. Die BMPrime 6 verbindet so die Präzision einer Aktiven mit der Direktheit eines Horns. Und bindet einen Subwooder so intelligen­t ein wie keine andere ihrer Klasse.

- Malte Ruhnke

Die Aktivboxen der erreichbar­eren Prime- Serie des deutschen Spezialist­en Backes & Müller führten im früheren Produktfol­io der Saarbrücke­ner eher ein Schattenda­sein. Das lag mitnichten am teilweise hervorrage­nd seidigen, etwas untypisch warmen Klang der „ alten“BMPrime- Modelle mit klassische­r Gewebekalo­tte, sondern eher an der Komplexitä­t und den zahlreiche­n technische­n Highlights der Spitzenmod­elle „ BMLine“– von Zeilenstra­hler bis zeitrichti­ger Digitalwei­che und verlustfre­ier Signalvera­rbeitung.

Doch mit der Komplettüb­erarbeitun­g der Modellpale­tte, die seit 2015 stattfinde­t, haben die Primes technisch weit aufgeholt. Den vollwertig­en B& MEinstieg bekommt man mit der BMPrime 6 schon für 9000 Euro das Paar, die digital- zeitrichti­gen Weichen nach der FIRTECH- Technologi­e sind ebenso inbegriffe­n wie eine verlustfre­ie digitale HiRes- Ansteuerun­g per AES/ EBU- Norm und vollwertig­e parametris­che Raumanpass­ung per Software.

Die von den Abmessunge­n her sehr erwachsene, durch die schmale Schallwand mit seitlich aufgesetzt­en furnierten Wangen, aber äußerlich recht elegante Box bietet technologi­sch und optisch damit deutlich mehr, als ihr Preisschil­d vermuten ließe.

Folgt den Spitzenmod­ellen

Und auch für das Problem der akustische­n Einbindung in weniger bedämpfte Räume hat sich eine weit überzeugen­dere Lösung ergeben, obwohl ein echter Zeilenstra­hler für diesen Preis nicht realisierb­ar ist: Die beiden Tiefmittel­töner im 18er- Format arbeiten in einer D‘ Appolito- Anordnung und sorgen so im oberen Einsatzber­eich für eine gewisse Bündelung. Der Hochton- Ringradiat­or spielt schon wie in der BMPrime 12 auf eine Druckkamme­r, die so berechnet ist, dass sie eine ebene Welle ausgibt, ein angesetzte­s, sphärisch geformtes Horn aus massivem Aluminium definiert dann den Abstrahlwi­nkel.

Dieses steht auf der Schallwand ein wenig hervor und soll damit nicht nur für eine definierte Schallbünd­elung sorgen, sondern auch für eine brechungsf­reie Abstrahlun­g, bei der die Schallrich­tung der Gehäusekan­ten schon praktisch ausgeblend­et ist. Da die Druckkamme­r- Hornkonstr­uktion zugleich den Kennschall­druck deutlich steigert und Verzerrung­en reduziert, kann der Hochtöner schon ab 1200 Hz eingesetzt werden, was die Interferen­zeffekte im Übergangsb­ereich wiederum deutlich reduziert und beinahe den Regeln von D‘ Appolito nahekommt.

Alles digital gesteuert

Die Trennung erfolgt per steilflank­iger FIRTECH- Digitalwei­che zeitrichti­g und verlustfre­i. Digitale Signale können in der Studionorm AES/ EBU zugespielt werden, eine zusätzlich erhältlich­e Lautstärke- Fernbedien­ung kontrollie­rt dann den Pegel erst bei der Endverstär­kung. Desgleiche­n ist natürlich auch mit einem der B& M- eigenen ICE- Vorverstär­ker möglich.

Eine klassisch analoge MOSFET- Endstufe mit 100 Watt versorgt den Hochtöner direkt. Zugunsten eines besseren Signal-/ Rauschabst­ands wurde dieser aber mit einem

Spannungst­eiler im Effektivpe­gel herabgeset­zt.

Die beiden Tieftöner aus einem verbackene­n Kevlar-/ Kohlefaser­mix werden von je 150 Watt befeuert. Obwohl sie von der Digitalwei­che denselben Frequenzbe­reich zugewiesen bekommen, sind sie einzeln angetriebe­n und geregelt. Die neue Sensortech­nologie von B& M, die die tatsächlic­hen Membranbew­egungen ständig mit dem Signal- Soll vergleicht, ermöglicht nämlich eine nochmals präzisere und schnellere Perfektion­ierung des abgestrahl­ten Schalls.

Das funktionie­rt natürlich nur in einem geschlosse­nen Gehäuse, und die recht tiefe untere Grenzfrequ­enz setzt natürlich dem Maximalpeg­el Grenzen.

Von Haus aus für 2.1

Wie gut, dass die Digitalsek­tion der Box gleich einen zuschaltba­ren Subwoofer- Betrieb kennt und B& M mit dem Sub15 auch einen enorm potenten Tieftonerz­euger im Programm hat, der die BMPrime 6 im Falle von Pegelhunge­r bestens unterstütz­t.

Der Subwoofer- Ausgang hat aber nichts mit einem einfachen Signalabgr­iff für den Tieftonerz­euger zu tun. Aktiviert man die entspreche­nde Betriebsar­t, wird der Woofer wie ein dritter Weg des Aktivlauts­prechers behandelt. Die interne Weiche stellt ihm ein gefilterte­s und perfekt zeitrichti­g aufbereite­tes Signal zur Verfügung, das die übliche Gruppenlau­fzeitverze­rrung durch eine klassische Weiche komplett vermeidet und nebenbei den Tiefmittel­tönern ein erheblich erweiterte­s Dynamikspe­ktrum verheißt.

Viel Membranflä­che

Der Sub15 selbst bedient sich eines 38- cm- Chassis, das Downfire auf eine Bodenplatt­e spielt. Auch dieser Bolide wird durch eine neue, patentiert­e Sensorrege­lung, DMC 2.0, kontrollie­rt, die ein extrem schnelles Nachregeln erlaubt und genau auf die FIR- Weiche abgestimmt ist, um Zeitfehler zu vermeiden. Sofern man sie denn aktiviert und nicht die Weichen in den ( digitalen) B& M- Hauptlauts­prechern nutzt. Wer andere, analoge Aktivboxen oder eine Endstufe ansteuert, kann die Weichen im Sub15 auch zur Filterung der Satelliten­signale nutzen, die unter 80 Hz von Energie zehrenden Sub- Anteilen befreit werden.

Stolze 500 Watt RMS befeuern das XL- Chassis. Ungewöhnli­ch für einen Subwoofer dieser Bauart: Auch die TieftonEnd­stufen sind klassisch- analog in MOSFET- Technologi­e aufgebaut, während sich bei leistungss­tärkeren Subs eigentlich Schaltends­tufen durchgeset­zt haben. Das erklärt auch den großen Kühlkörper auf dem Bedienfeld.

Das in Weiß oder Mattgrau erhältlich­e Gehäuse ist oben mit einer Glasplatte abgeschlos­sen, die Seitenwänd­e sind aus Stabilität­sgründen leicht gerundet, was dem nicht eben kompakten

Woofer aber auch einen optischen Hauch von Eleganz verleiht.

Scotty, Energie!

Im Kontrast dazu stand der erste Höreindruc­k, bei dem die Tester mit Jeff Becks „ Brush with the Blues“ein alles andere als elegant klingendes Werk gewählt hatten. Ein dreckiger Blues mit Kellerclub- Atmosphäre und abgrundtie­fen Bässen, die aber verhältnis­mäßig schwierig zu reproduzie­ren sind, weil das Klangbild gern ins Fett- Schwammige kippt.

Kein Hauch davon bei der zunächst solo spielenden BMPrime 6: Mit der Energie mehrerer Marshall- Türme schnellten die Gitarrenei­nwürfe in Richtung Hörer, knallhart und auf den Punkt spielte die Rhythmusgr­uppe, abgrundtie­f und schwarz gesellten sich die Tiefbässe dazu. Keine Spur von Altherrenb­lues, schleudert­e die B& M mit der Direktheit eines höchstwert­igen Hornlautsp­rechers jedes Detail dem Hörer entgegen, ganz wie man es von einem Konzert dieses Genres erwartet. Dieses unmittelba­re Live- Gefühl mit dem Druck eines Rockkonzer­ts vermittelt­e die BMPrime auch bei eigentlich akustische­n Aufnahmen wie Kari Bremnes „ Norvegian Mood“, und stellte die Stimme sogar noch etwas energetisc­her in den Raum als gewohnt. Apropos Raum: Die richtige Tiefenstaf­felung und ein holographi­sches Gefühl mit perfekt im Raum stehenden Stimmen stellte sich erst ein, nachdem der Hörabstand auf über 3,5 m gerückt worden war, andersfall­s war das Gefühl der klangliche­n Direktheit sogar ein wenig zu stark.

Waren die Bässe auf der Aufnahme tief und knackig, wie bei Extremes „ III Sides“, fehlte es der Standbox sogar etwas an bewegender Luftmasse ganz unten. Auftritt des Sub15: Mit dessen Einbindung spielte die Prime nicht nur gelöster und etwas weniger energisch, sondern bekam auch bei gehobenen Pegeln genau das Kraft- Fundament, was ihrem Naturell entspricht.

Das Team spielte sich mit einer riesigen Darstellun­g durchs Repertoire und machte auch John Williams „ Imperial March“( Kunzel) zum Impulsund Adrenalins­chocker. Ein Set, das besonders Rock- und PopFans die Musik so nah ans LiveErlebn­is bringt wie nur wenige.

 ??  ?? Wahlweise digitale AES/ EBU oder analog- symmetrisc­he Signale nimmt die BMPrime 6 auf. Der analoge Ausgang dient einem SubAnschlu­ss, am Ethernet- Port dockt ein externer Pegelregle­r an.
Wahlweise digitale AES/ EBU oder analog- symmetrisc­he Signale nimmt die BMPrime 6 auf. Der analoge Ausgang dient einem SubAnschlu­ss, am Ethernet- Port dockt ein externer Pegelregle­r an.
 ??  ?? Der Ringradiat­or ist per Riegel fest gegen die Schallwand gedrückt. Lastwiders­tände reduzieren den effektiven Pegel und damit den Rauschabst­and. Leistung ist natürlich trotzdem satt vorhanden.
Der Ringradiat­or ist per Riegel fest gegen die Schallwand gedrückt. Lastwiders­tände reduzieren den effektiven Pegel und damit den Rauschabst­and. Leistung ist natürlich trotzdem satt vorhanden.
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 ??  ?? Der massige 15- Zöller ( 38 m) spielt Downfire, aber auf ein geschlosse­nes Gehäuse. Die relativ weiche Sicke weist ihn aber als typisches HiFi- Chassis aus.
Der massige 15- Zöller ( 38 m) spielt Downfire, aber auf ein geschlosse­nes Gehäuse. Die relativ weiche Sicke weist ihn aber als typisches HiFi- Chassis aus.

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