udiovector SR3 A vantgarde Discreet
Audiovectors Discreet sehen wie klassische Boxen aus. Doch eine raffinierte Technik überträgt Stromversorgung und Signal durch ein einziges dünnes Kabel – das Ergebnis ist Dynamik und Spielfreude pur.
Die Produktstrategie, die Audiovector verfolgt, ist im HiFi- Sektor eher ungewöhnlich. Man kennt sie jedoch aus anderen Branchen, wo sie sehr erfolgreich angewendet wird, allen voran im Automobilbau: Dort ist es gang und gäbe, dass ein Basismodell in unterschiedlich hochwertigen Ausstattungsvarianten erhältlich ist. Was bei einem Kfz der Motor, wäre bei Audiovector in erster Linie der Hochtöner.
Die SR 3 gibt es in vier verschiedenen Ausführungen. Die einfachste Variante ist die SR 3 Super, die mit einer konventionellen Seidenkalotte bestückt ist. Die nächste Stufe ist die SR 3 Signature mit EvotechHochtöner, einer speziellen, von Audiovector selbst entwickelten Weichkalotte aus karbonfaserverstärktem Seidengewebe. In den beiden hochwertigsten Ausführungen namens Avantgarde und Avantgarde Arreté kommt hingegen der Avantgarde- Hochtöner zum Einsatz – ein AirMotion- Transformer, der wie die anderen beiden Hochtöner von Audiovector in Eigenregie produziert wird, während die weiteren Treiber Spezialanfertigungen sind, die von ScanSpeak zugeliefert werden.
Anders als bei einem Auto hat der Kunde bei Audiovector allerdings die Möglichkeit, die Lautsprecher relativ unkompliziert auf ein besseres Modell aufzurüsten. Dazu schickt man die Box zum Hersteller zurück, wo sie als Erstes zerlegt und dann akribisch inspiziert wird. Danach werden die einzelnen Komponenten, zum Beispiel der Hochtöner, entsprechend ausgetauscht.
Aber nicht nur das: Zusätzlich wird auch das Gehäuse wieder aufgehübscht, das heißt, kleinere Macken werden ausgebessert und die Oberfläche
frisch poliert. Schließlich werden die überarbeiteten Lautsprecher noch auf Herz und Nieren geprüft und neu verpackt. Am Ende bekommt man einen runderneuerten Lautsprecher mit neuer Garantie für die nächsten fünf Jahre. Ein mehr als faires Angebot, das sich größter Beliebtheit erfreut, wie der Hersteller bestätigt.
Um die Sache noch etwas komplizierter zu machen, gibt es die SR- Linie aber nicht nur als Passivlautsprecher, sondern auch in der aktiven Variante „ Discreet“. Und hier gilt ebenfalls: Das Umrüsten von passiv auf aktiv ist auch noch im Nachhinein möglich.
Aus der Reihe
Aktivlautsprecher von Audiovector unterscheiden sich allerdings in einigen Punkten von den Aktivsystemen anderer Hersteller. Der größte Fehler, den man bei einer Discreet machen kann, ist, dass man die beiden Lautsprecherklemmen aus Macht der Gewohnheit ein- fach an einen Vollverstärker anschließt. Im schlimmsten Fall kann die Box dann einen durchaus erheblichen Schaden davontragen, weil es sich hier nicht um normale Boxenklemmen sondern um Anschlussbuchsen für den Discreet Hub, die separate Schaltzentrale des Aktivsystems, handelt. Der Hub versorgt den Lautsprecher sowohl mit der erforderlichen Betriebsspannung von 24 Volt als auch mit einem digitalen Audiodatenstrom in 24 bit/ 192 kHz, die gemeinsam über eine einfache Doppelader übertragen werden können. Die Vorverarbeitung der Audiosignale findet dabei komplett im Hub statt, inklusive Lautstärkekontrolle, Quellenauswahl und A/ DWandlung für analoge Eingangssignale. In der Box selbst wird das Signal nur noch digital entzerrt und getrennt, bevor es, dann wieder analog, über dedizierte Verstärkermodule die Schallwandler einzeln antreibt. Audiovector fügt der besonders klirrarmen Elektronik einen Hauch künstlicher harmonischer Verzerrungen hinzu, was der Box am Ende einen angenehmeren Klang verleihen soll.
Bis ins kleinste Detail
Die SR 3 Avantgarde Discreet ist ein absolut tadellos ausgeführter Standlautsprecher, der in diversen Farbvarianten erhältlich ist, die etwas Abwechslung in das herkömmliche HiFi- Einerlei aus schwarzweißem Klavierlack bringen. Das solide Gehäuse, das nach hinten hin abgerundet ist, um Moden im Inneren zu verhindern, ruht auf einem federnden Standfuß, der die Box effektiv vom Boden entkoppelt und dem unten austretenden Bassreflexrohr ausreichend Spielraum lässt. Die Treiber sind in eine aufgedoppelte Schallwand eingelassen, die farblich auf den Fuß abgestimmt ist. Durch eine besondere Dreipunkt- Fixierung sind sie vom Gehäuse mechanisch weitgehend isoliert, was unerwünschte Wechselwirkungen zwischen Schallwandler und Box minimiert. Die Treiber können dadurch wesentlich präziser arbeiten, was sich insbesondere in einem realistischeren und lebendigeren Klangbild manifestieren soll.
Es sind diese kleinen ausgefeilten Details, in denen sich die gut vier Jahrzehnte Erfahrung in der Lautsprecherentwicklung widerspiegeln, die Audiovector auszeichnen. Die Dänen legen jedoch großen Wert darauf, dass bei ihnen immer die Musik im Mittelpunkt steht.
Nordisch by Nature
Welche Scheibe könnte sich für den Test eines Lautsprechers aus dem hohen Norden besser eignen als die stereoplay- CD Nordic Sounds? Starten durfte der norwegische Saxophonist Karl Seglem mit seinem Jazztitel Helgheim. Die SR 3 offenbarte bei diesem Instrumentalstück ein unglaublich gutes Gespür für feine Details. Sie lotete das Saxophon bis in die kleinsten Nuancen hinein aus, was dem Solisten eine eindrucksvolle Präsenz verlieh. Den komplexeren Mittelteil, wo das Stück ins Experimentelle tendiert, strukturierte die Box mühelos durch und schälte Klangfacetten heraus, die man mit einem anderen Lautsprecher eher nicht gehört hätte.
Die Lautsprecher aus der SR- Serie lassen sich auch noch im Nachhinein zu einem Aktivsystem umrüsten.
Allerdings konnte man sich dem Eindruck nicht erwehren, dass die SR 3 immer den Fuß auf dem Gaspedal hatte. E du nord von Kari Bremnes brachte dann die Gewissheit: Die Stimme in den oberen Lagen mit etwas viel Energie, vielleicht auch wegen der rückseitigen Doppelöffnung, über die der Lautsprecher im Hochton zusätzlich nach hinten abstrahlt. Das Problem ließ sich jedoch recht einfach in den Griff bekommen. Mit zwei Schaltern kann man die Abstimmung der Box feinjustierten. Wie erwartet rückte das Absenken der Höhen die tonale Balance im Groben wieder zurecht. Den Feinschliff brachte aber eine Korrektur der Aufstellung. Mit nicht ganz auf den Hörplatz eingewinkelten Lautsprechern präsentierte sich das Aktivsystem endlich in Topform: Die SR 3 spielte nicht nur exakt, schnell und impulstreu, sondern punktete insbesondere mit exzellenter Feinauflösung, obwohl sie sich nach wie vor etwas prägnant gab. Dänische Handarbeit für Anspruchsvolle!