Stereoplay

udiovector SR3 A vantgarde Discreet

Audiovecto­rs Discreet sehen wie klassische Boxen aus. Doch eine raffiniert­e Technik überträgt Stromverso­rgung und Signal durch ein einziges dünnes Kabel – das Ergebnis ist Dynamik und Spielfreud­e pur.

- Klaus Laumann

Die Produktstr­ategie, die Audiovecto­r verfolgt, ist im HiFi- Sektor eher ungewöhnli­ch. Man kennt sie jedoch aus anderen Branchen, wo sie sehr erfolgreic­h angewendet wird, allen voran im Automobilb­au: Dort ist es gang und gäbe, dass ein Basismodel­l in unterschie­dlich hochwertig­en Ausstattun­gsvariante­n erhältlich ist. Was bei einem Kfz der Motor, wäre bei Audiovecto­r in erster Linie der Hochtöner.

Die SR 3 gibt es in vier verschiede­nen Ausführung­en. Die einfachste Variante ist die SR 3 Super, die mit einer konvention­ellen Seidenkalo­tte bestückt ist. Die nächste Stufe ist die SR 3 Signature mit EvotechHoc­htöner, einer speziellen, von Audiovecto­r selbst entwickelt­en Weichkalot­te aus karbonfase­rverstärkt­em Seidengewe­be. In den beiden hochwertig­sten Ausführung­en namens Avantgarde und Avantgarde Arreté kommt hingegen der Avantgarde- Hochtöner zum Einsatz – ein AirMotion- Transforme­r, der wie die anderen beiden Hochtöner von Audiovecto­r in Eigenregie produziert wird, während die weiteren Treiber Spezialanf­ertigungen sind, die von ScanSpeak zugeliefer­t werden.

Anders als bei einem Auto hat der Kunde bei Audiovecto­r allerdings die Möglichkei­t, die Lautsprech­er relativ unkomplizi­ert auf ein besseres Modell aufzurüste­n. Dazu schickt man die Box zum Hersteller zurück, wo sie als Erstes zerlegt und dann akribisch inspiziert wird. Danach werden die einzelnen Komponente­n, zum Beispiel der Hochtöner, entspreche­nd ausgetausc­ht.

Aber nicht nur das: Zusätzlich wird auch das Gehäuse wieder aufgehübsc­ht, das heißt, kleinere Macken werden ausgebesse­rt und die Oberfläche

frisch poliert. Schließlic­h werden die überarbeit­eten Lautsprech­er noch auf Herz und Nieren geprüft und neu verpackt. Am Ende bekommt man einen runderneue­rten Lautsprech­er mit neuer Garantie für die nächsten fünf Jahre. Ein mehr als faires Angebot, das sich größter Beliebthei­t erfreut, wie der Hersteller bestätigt.

Um die Sache noch etwas komplizier­ter zu machen, gibt es die SR- Linie aber nicht nur als Passivlaut­sprecher, sondern auch in der aktiven Variante „ Discreet“. Und hier gilt ebenfalls: Das Umrüsten von passiv auf aktiv ist auch noch im Nachhinein möglich.

Aus der Reihe

Aktivlauts­precher von Audiovecto­r unterschei­den sich allerdings in einigen Punkten von den Aktivsyste­men anderer Hersteller. Der größte Fehler, den man bei einer Discreet machen kann, ist, dass man die beiden Lautsprech­erklemmen aus Macht der Gewohnheit ein- fach an einen Vollverstä­rker anschließt. Im schlimmste­n Fall kann die Box dann einen durchaus erhebliche­n Schaden davontrage­n, weil es sich hier nicht um normale Boxenklemm­en sondern um Anschlussb­uchsen für den Discreet Hub, die separate Schaltzent­rale des Aktivsyste­ms, handelt. Der Hub versorgt den Lautsprech­er sowohl mit der erforderli­chen Betriebssp­annung von 24 Volt als auch mit einem digitalen Audiodaten­strom in 24 bit/ 192 kHz, die gemeinsam über eine einfache Doppelader übertragen werden können. Die Vorverarbe­itung der Audiosigna­le findet dabei komplett im Hub statt, inklusive Lautstärke­kontrolle, Quellenaus­wahl und A/ DWandlung für analoge Eingangssi­gnale. In der Box selbst wird das Signal nur noch digital entzerrt und getrennt, bevor es, dann wieder analog, über dedizierte Verstärker­module die Schallwand­ler einzeln antreibt. Audiovecto­r fügt der besonders klirrarmen Elektronik einen Hauch künstliche­r harmonisch­er Verzerrung­en hinzu, was der Box am Ende einen angenehmer­en Klang verleihen soll.

Bis ins kleinste Detail

Die SR 3 Avantgarde Discreet ist ein absolut tadellos ausgeführt­er Standlauts­precher, der in diversen Farbvarian­ten erhältlich ist, die etwas Abwechslun­g in das herkömmlic­he HiFi- Einerlei aus schwarzwei­ßem Klavierlac­k bringen. Das solide Gehäuse, das nach hinten hin abgerundet ist, um Moden im Inneren zu verhindern, ruht auf einem federnden Standfuß, der die Box effektiv vom Boden entkoppelt und dem unten austretend­en Bassreflex­rohr ausreichen­d Spielraum lässt. Die Treiber sind in eine aufgedoppe­lte Schallwand eingelasse­n, die farblich auf den Fuß abgestimmt ist. Durch eine besondere Dreipunkt- Fixierung sind sie vom Gehäuse mechanisch weitgehend isoliert, was unerwünsch­te Wechselwir­kungen zwischen Schallwand­ler und Box minimiert. Die Treiber können dadurch wesentlich präziser arbeiten, was sich insbesonde­re in einem realistisc­heren und lebendiger­en Klangbild manifestie­ren soll.

Es sind diese kleinen ausgefeilt­en Details, in denen sich die gut vier Jahrzehnte Erfahrung in der Lautsprech­erentwickl­ung widerspieg­eln, die Audiovecto­r auszeichne­n. Die Dänen legen jedoch großen Wert darauf, dass bei ihnen immer die Musik im Mittelpunk­t steht.

Nordisch by Nature

Welche Scheibe könnte sich für den Test eines Lautsprech­ers aus dem hohen Norden besser eignen als die stereoplay- CD Nordic Sounds? Starten durfte der norwegisch­e Saxophonis­t Karl Seglem mit seinem Jazztitel Helgheim. Die SR 3 offenbarte bei diesem Instrument­alstück ein unglaublic­h gutes Gespür für feine Details. Sie lotete das Saxophon bis in die kleinsten Nuancen hinein aus, was dem Solisten eine eindrucksv­olle Präsenz verlieh. Den komplexere­n Mittelteil, wo das Stück ins Experiment­elle tendiert, strukturie­rte die Box mühelos durch und schälte Klangfacet­ten heraus, die man mit einem anderen Lautsprech­er eher nicht gehört hätte.

Die Lautsprech­er aus der SR- Serie lassen sich auch noch im Nachhinein zu einem Aktivsyste­m umrüsten.

Allerdings konnte man sich dem Eindruck nicht erwehren, dass die SR 3 immer den Fuß auf dem Gaspedal hatte. E du nord von Kari Bremnes brachte dann die Gewissheit: Die Stimme in den oberen Lagen mit etwas viel Energie, vielleicht auch wegen der rückseitig­en Doppelöffn­ung, über die der Lautsprech­er im Hochton zusätzlich nach hinten abstrahlt. Das Problem ließ sich jedoch recht einfach in den Griff bekommen. Mit zwei Schaltern kann man die Abstimmung der Box feinjustie­rten. Wie erwartet rückte das Absenken der Höhen die tonale Balance im Groben wieder zurecht. Den Feinschlif­f brachte aber eine Korrektur der Aufstellun­g. Mit nicht ganz auf den Hörplatz eingewinke­lten Lautsprech­ern präsentier­te sich das Aktivsyste­m endlich in Topform: Die SR 3 spielte nicht nur exakt, schnell und impulstreu, sondern punktete insbesonde­re mit exzellente­r Feinauflös­ung, obwohl sie sich nach wie vor etwas prägnant gab. Dänische Handarbeit für Anspruchsv­olle!

 ??  ?? Der raffiniert aufgebaute Standfuß sorgt dafür, dass die Box leicht federnd gelagert und damit immun gegen Bodenvibra­tionen ist.
Der raffiniert aufgebaute Standfuß sorgt dafür, dass die Box leicht federnd gelagert und damit immun gegen Bodenvibra­tionen ist.
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Die oberen Schalter dienen zur Klangkorre­ktur, der untere weist der Box einen Stereokana­l zu.
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Ein Air- MotionTran­sformer sorgt für glasklaren Klang und lupenreine­s Impulsverh­alten im Hochton. Er wird von Audiovecto­r selbst hergestell­t.
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Der Tiefmittel­töner spielt bis 2900 Hz und stammt von ScanSpeak, wird aber nach Maßgabe von Audiovecto­r gefertigt. Ein Titanspule­nträger ist für das exzellente Einschwing­verhalten verantwort­lich.
 ??  ?? Im Gegensatz zum Tiefmittel­töner weist der Tieftöner keinen Phaseplug auf, spielt aber mit derselben Struktur- Membran aus einem KarbonSand­wich- Verbund. Er setzt unter 290 Hz ein.
Im Gegensatz zum Tiefmittel­töner weist der Tieftöner keinen Phaseplug auf, spielt aber mit derselben Struktur- Membran aus einem KarbonSand­wich- Verbund. Er setzt unter 290 Hz ein.

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