Niemand bestückt Platinen
schöner als Helmut Brinkmann, der Mann hinter dem D/ A- Wandler Nyquist.
Brinkmanns Nyquist ist nicht nur ein DAC, sondern er besitzt darüber hinaus gehobene Streaming- Fähigkeiten. Und damit ist der Nyquist dafür prädestiniert, etwa zusammen mit einem NAS im Hausnetz als digitales Zentrum einer gehobenen Installation zu arbeiten. Auch mit Servern ( die Zusammenarbeit mit unserem Syrah von Playback Designs klappte zum Beispiel problemlos) und natürlich direkt mit dem PC via USB kommunizierte der röhrenbestückte Schönling auf Anhieb.
Aber der Reihe nach: Brinkmanns edler Nyquist ist ein DAC/ Streamer mit röhrenbestückter Ausgangsstufe. Gebaut ist er in jener Qualität, für die die deutsche Manufaktur so berühmt ist, denn der oben mit einer Glasplatte abgedeckte Nyquist ist schlicht eine Augenweide, in der die insgesamt vier Röhren vom Typ PCF803 ( diese Röhre kombiniert ein Pentoden- und ein Triodensystem) waagerecht eingebaut sind. Den Trafo des Netzteils lagerte man in ein Extragehäuse aus, im Nyquist selbst arbeitet nach den Gleichrichterstrecken ein ganzer Satz elektronischer Spannungskonstanthalter. Interessant dabei ist, dass die Betriebsspannung für die DAC- Chips ( zum Einsatz kommen zwei Sabre9018S) auch aus der RöhrenHochspannung von 160 Volt gewonnen werden.
Die komplette DAC- und Streamer- Sektion des Nyquist ist modular ausgeführt und damit wechselbar. Würden zukünftige Anforderungen also über Software- Updates hinausgehen, ist der Brinkmann- User auf der sicheren Seite, ange- sichts des Preises dieses Stateof- the- Art- Gerätes sicherlich eine gute Design- Entscheidung.
Zwei digitale Wege
Ähnliche Konsequenz finden wir auch bei den digitalen Signalwegen. Tatsächlich kann der Nyquist gleich mit zwei aufwarten, da die Verarbeitung von PCM strikt vom DSDSignalweg getrennt ist. Alle PCM- codierten Eingangssignale inklusive des MQAFormats, das ja auf PCM basiert, werden nach einem DSP-
Digitalfilter mit eigener Software je nach Eingangssignal entweder auf 352 oder 384 kHz hochgesampelt, bevor die Achtfach- DACs am Schluss ein symmetrisches Analogsignal generieren. DSD hingegen wird einem Brinkmanneigenen, diskret aufgebauten DAC anvertraut, eine ultimative Lösung, wie man sie nur höchst selten antrifft. Dazu kombiniert der Nyquist ein ebenfalls eigenes, „ freundliches“analoges Ausgangsfilter in Form zweier Lundahl- Übertrager, bevor es dann zu den Röhren weitergeht. Übrigens treiben die Röhren auch den Kopfhörer- Ausgang an; der „ Gain“- Steller, normalerweise auf maximal plus zehn Dezibel Verstärkung für den Line- Ausgang begrenzt, mutiert dann zu einem vollformatigen Pegelsteller.
Auf der Software- und Streaming- Seite bietet der flächig auf einer dazugehörigen Steinplatte sprichwörtlich ruhende Nyquist Decoder- Fähigkeiten für alle Samplingfrequenzen bis 384 kHz, die DSD- Kompatibilität geht bis DSD256, also viermal so viel wie Standard- DSD. Das Gerät ist für das Roon- Interface vorbreitet und unterstützt Tidal, Deezer und natürlich Internet Radio.
Zart oder gewaltig?
Dass die ungewöhnliche Technik des Nyquist auch in einen sozusagen hauseigenen „ Brinkmann- Klang“mündet, ist kaum verwunderlich. Und dieser Klang hat es in sich, ist er doch ungeheuer zart, referenzverdächtig detailreich, von leuchtenden Klangfarben geprägt und vor allem bis in ungeahnte Tiefen durchsichtig. Hier erinnert einfach nichts mehr an „ Digitalklang“, wie man ihn in kritischer Ausprägung des Begriffes kennt. Vielmehr orientiert sich das, was schließlich an den bevorzugt symmetrischen Ausgängen des Streamer- DACs ansteht, subjektiv an einem sehr, sehr guten Plattenspielerklang, anders lässt sich das kaum besser beschreiben. Und das kann der Nyquist unabhängig vom Format des Quellmaterials, dessen Eigenschaften dennoch durchhörbar bleiben.
Zweifellos bietet der Nyquist klangliche Faszination und schon abgehoben zu nennende Natürlichkeit auf einem Niveau, das wohl einzigartig ist. Hier ist nicht der Hauch von Kritik fällig, wenngleich es DACs geben mag, die etwas wuchtiger oder voluminöser spielen.
Doch das ist überflüssige Erbsenzählerei, also genau das, was der Nyquist in seiner Einheitlichkeit, seiner puren Überzeugungskraft und seiner überwältigenden Eindringlichkeit eben nicht tut. Dass der Preis dieses Klangerlebnisses in nicht minder traumhaften Sphären angesiedelt ist, war freilich zu erwarten.