Summe der Coolness
Das war ein großes Ding. Hip- Hop war gerade im Begriff, sich als ernsthafte, erfolgreiche Stimme der afroamerikanischen Musik künstlerisch freizustrampeln. Der Jazz wiederum scherte mit dem Engagement der Marsalis- Brüder in die Phase des Neotraditionalismus ein, der die Vergangenheit von der Deutungshoheit weißer Exegeten loslöste. Irgendwie musste das zusammenpassen, nicht mehr nur als wütend intellektuelle Seitenlinie des Geschehens wie bei Gil Scott- Heron, sondern aus der Mitte der Szene heraus. Der Rapper Guru schließlich schaffte den Spagat mit seinem Projekt Jazzmatazz, das zahlreiche Jazzmusiker aus der groove- afinen Szene wie den Gitarristen Ronny Jordan, den Trompeter Donald Byrd, den Organisten Lonnie Liston Smith oder auch die Saxophonisten Branford Marsalis und Courtney Pine mit R’n’B Stimmen etwa von N’Dea Davenport oder seinem eigenen Rap und dem seines französischen Kollegen MC Solaar zusammenbrachte. Das Album „ Jazzmatazz Vol. 1“( 1993), dem noch drei weitere folgen sollten, wurde zu einer prägenden Hipster- Platte der Neunziger, denn die Fusion der Stile gelang Guru mit einer Leichtigkeit, die frühere und angestrengt wirkende Projekte aus dem Acid Jazz in den Schatten stellte. Der Flow war samtig und soulig, die Lyrics feierten den Jazz und das urbane Leben, die Solisten garnierten die Musik mit einprägsamen Linien und stellenweise tiefentspannten Soli. Im Rahmen der Reihe „ Urban Legends“und anlässlich der 25- jährigen Jubiläums hat die Universal das Album nun in eine besondere VinylEdition verwandelt. Denn neben dem eigentlichen Jazzmatazz- Vol. 1- Programm ist der Deluxe- Box eine Langspielplatte mit den Instrumentals der Songs und eine mit Remixen von Jazz Not Jazz, The Professor oder dem CJ’s Master enthalten. Dieser Sound ist heute so cool wie damals, gehört auf den Plattenteller und klingt dort bombig wie einst im Club.