Skizzen aus einer Zeit des Umbruchs
So ungewöhnlich ist es nicht, dass Robert Görl ein Instrumental- Album veröffentlicht. Schon das Debüt der Deutsch Amerikanischen Freundschaft ( DAF) musste ohne Gesang auskommen, weil Gabi Delgado sich kurzzeitig aus dem Staub gemacht hatte. Dann aber kehrte er zurück, das Duo wurde zum erfolgreichen Prototypen des Electro Wave, mit kargen Arrangements und kryptischen Texten. Man feierte, verkrachte sich, in den folgenden Jahren ging es mit DAF auf und ab. Ende der Achtziger, nachdem Görl erst aus den USA ausgewiesen wurde, weil sein Visum nicht passte, dann von der Militärpolizei gesucht wurde, weil er nicht zum Wehrdienst erschienen war, schlüpfte er mit einem EnsoniqKeyboard in Paris unter und nahm – hinund hergerissen zwischen Aufbruch und Frust – mehrere Kassetten mit synthetischen, kargen Songskizzen auf, die dann beinahe ein Album hätten werden können, wären nicht ein schwerer Verkehrsunfall, drei Jahre Thailand als Mönch und eine Zweit- Karriere als TechnoDJ dazwischengekommen. So fand Robert Görl die „ Paris Tapes“erst vor Kurzem in einem Koffer wieder, hörte rein und stellte fest, dass diese Momentaufnahmen aus Frankreich so viel Eigenart hatten, dass man sie anderen vorspielen könnte. Gedacht, getan und daher gibt es seine Ideen von damals nun als Album, Instrumentals mit beißenden Beats und synthetischer Gelassenheit, spätjugendlicher Melancholie und viel Achtziger- Gefühl. Ein echtes Speicher- Fundstück mit eigenartig entrückter Aura.