Der Freimaurer Mozart
Von den Auftragsarbeiten Mozarts für die Wiener Freimaurer- Logen konnte sich nur die „ Maurerische Trauermusik“im Repertoire halten. Die acht kürzeren Vokalwerke sind unbekannt. Lediglich mit der „ Zauberflöte“, seiner populärsten Oper, konnte sich der Freimaurer Mozart ein dauerhaftes Denkmal setzen. Die 1999 gegründete Originalklangtruppe „ Die Kölner Akademie“und ihr amerikanischer Chef Michael A. Willens beschäftigen sich schon seit Jahren intensiv mit Mozarts Musik: Sie haben zwischen 2011 und 2015 gemeinsam mit dem holländischen Fortepiano- Crack Ronald Brautigam die bislang beste Einspielung aller Klavierkonzerte Mozarts auf „ period instruments“vorgelegt, wobei Brautigam die genialen Nachbauten des australischen Klavierbauers Paul McNulty verwendete ( bei BIS). Da das Mozart- Virus die Kölner „ Akademiker“offenbar nicht mehr loslässt, haben sie jetzt auch seine „ echten“Freimaurer- Musiken eingespielt und für den Solopart den exzellenten australischen Tenor John Heuzenroeder verpflichtet. Die zwischen 1784 und 1791 für verschiedene Wie- ner Logen komponierten Vokalsätze, die zumeist für Tenor, Männerchor und Instrumentalbegleitung gesetzt sind, vertonen aktuelle, feierlich- erbauliche Texte, die die Tugenden, Ideale und die neue brüderliche Moral des Geheimbundes in den schönsten Farben preisen und fast als religiöses Ritual zelebrieren. Es fällt auf, dass Mozart die Sache sehr ernst nimmt, und sich hier auf dem Niveau seiner Wiener Opern bewegt. Die lyrische Emphase der Lieder erinnert an Opernfiguren wie „ Belmonte“oder „ Tamino“. Den Höhepunkt des Albums aber bildet die Schauspielmusik zu „ Thamos“aus dem Jahr 1778, die als hochdramatische „ Sturm- und Drang“Sinfonie durchgehen könnte, und die hier von der hochmotivierten Kölner Truppe mit glasklar durchgezeichneter, attackierender Verve unter Strom gesetzt wird: So rabiat klingt Mozart selten.