Stereoplay

MulTiTalen­Te:

Analoge Amps mit Digitaltei­l

- Alexander Rose ■

Lange Jahre hat man den Namen Magnat ausschließ­lich mit Lautsprech­ern in Verbindung gebracht. Seit einiger Zeit aber bietet die deutsche Firma auch Verstärker und CD- Player an. Und bei den Vollverstä­rkern setzt sie konsequent auf Hybridgerä­te, also Verstärker, die neben Transistor- auch Röhrentech­nik einsetzen.

Die Vorteile sind bekannt: Transistor­en sorgen für ordentlich Leistung, die die Amps wiederum vielseitig kompatibel zu Lautsprech­ern macht. Röhren im Signalweg bringen bestimmte Eigenschaf­ten mit, die dem Klang einen Anstrich geben. Das muss nicht immer wohlig- warm klingen, wie man es Röhren gerne nachsagt, sondern kann auch eher Klarheit und Durchsicht­igkeit ins Spiel bringen.

Hier sitzen die Röhren, wie es bei Hybriden meist der Fall ist, in der Vorstufe. Bei den beiden ECC 81 handelt es sich um häufig in HiFi- Elektronik anzutreffe­nden Doppel- Trioden, die sowohl in Vor- als auch in Endstufen sitzen können. Sie mögen klein sein, übernehmen aber einen bedeutende­n Teil der Signalaufb­ereitung. Folglich drücken sie dem Klang ihren Stempel auf. Praktisch, dass die Röhren schon ab Werk eingebrann­t sind.

DAB und UKW

Preislich ist der MR 780 hochintere­ssant. 1000 Euro ruft Magnat auf, das lässt auf gehobene Qualität schließen. Inte ressant ist auch die Ausstattun­g, denn im MR 780 ist ein FM/ DAB+- Tuner eingebaut und er zählt damit zur raren Gattung der Receiver.

Ausstattun­gs- und Anschlusss­eitig lässt der MR 780 dabei nichts anbrennen. So besitzt er etwa ein aufwendige­s Netzteil, das die einzelnen Schaltungs­bereiche mit separat stabilisie­rten Spannungen versorgt. Zusätzlich gibt es hier ein zweites Netzteile für den Standby- Betrieb. Die Endstufe ist diskret aufgebaut, die von Magnat angegebene Ausgangsle­istung von 100 Watt an vier Ohm übertrifft der MR 780 mit

113 Watt deutlich. Das Messlabor zeigte aber auch, dass die Schutzscha­ltung bei 2- OhmLasten schnell auslöst und dass der Kopfhörer- Amp bei niederohmi­gen Lasten etwas einbricht. Hier sollten also nicht unbedingt Mobil- Kopfhörer mit hohen Lautstärke­n betrieben werden.

Alles kann, nichts muss

Egal, ob man HiRes- Musik vom PC über USB zuspielt oder Musik vom Smartphone via Blue- tooth ( aptX) streamt, der Magnat MR 780 ist für alles zu haben. Seine Anschlussv­ielfalt überrascht und begeistert. Ein üppiger analoger Fuhrpark kann über die vier Eingänge plus Phono- MM und Tape- Schleife eingebunde­n werden, zusätzlich nimmt der Magnat digitale Signale von zwei optischen, zwei elektrisch­en und einem USB- Eingang entgegen. Hier kann alles mit bis zu 192 kHz/ 24 Bit verarbeite­t werden, dafür sorgt ein Wolfson- D/ A- Wandler. Wer nur mal schnell einen Mobilplaye­r oder ein Besucher- Smartphone nutzen möchte, kann auch unkomplizi­ert auf den auf der Front zentral sitzenden Klinken- LineEingan­g zurückgrei­fen.

Was nicht geht, ist Musik von einem angeschlos­senen USB- Datenträge­r abzuspiele­n. Das wäre aber zu dem Preis und angesichts der restlichen Ausstattun­g auch kaum zu erwarten gewesen.

Totgesagte...

Uns erreichen immer wieder Leserbrief­e mit Fragen rund um den Radioempfa­ng. Es gibt sie also noch: die Käufer, die sich einen Receiver wünschen, die Radio in guter Tonqualitä­t und nicht nur über eine handliche Notlösung hören wollen.

Der Magnat empfängt sowohl DAB/ DAB+, also Digital-, als auch UKW- Sender, selbstvers­tändlich inklusive RDS und Radiotext. Hierzu benötigt der MR 780 sein zweizeilig­es „ Klartext- Display“auf der Receiver- Front, das angenehmer­weise über drei Helligkeit­sstufen verfügt.

Im Test gab es mit dem Tuner nur zufriedene Gesichter. Der Empfang war ( zumindest außerhalb des im Keller gelegenen

stereoplay- Hörraums) stark, die Zahl der gefundenen Sender überzeugen­d. Tuner- Freunde dürfen zugreifen, zumal je 40 Senderspei­cherplätze für DAB und UKW enorm viel sind!

Zuletzt sollte noch das Gehäuse lobend erwähnt werden. Hier findet sich, wenn man von der Fernbedien­ung absieht, kein Plastik, die Front ist sogar aus gebürstete­m Aluminium. So sollte es in dieser Preisklass­e auch sein.

Doch die Entwickler müssen sich auch Kritik gefallen lassen. Die eben erwähnte Fernbedien­ung etwa ist nicht nur ein wenig billig, sie ist auch überladen. Das erklärt sich dadurch, dass sie auch den CD- Player MCD 750 steuern kann, der von Magnat als perfekter Partner für den MR 780 entwickelt wurde.

Das hat zur Folge, dass zwar gleich zwei 10er- Tastaturen auf der Fernbedien­ung zu finden sind ( eine für den CD- Player, eine für die Radiospeic­herplätze), jedoch keine separaten Tasten für die Quellen. Die Quellwahl erfolgt folglich entweder am Gerät per Drehrad ( die bessere, etwas schnellere Lösung) oder per „ Ferngeber“via Hoch-/ runter- Tasten. Das ist wenig komfortabe­l, aber natürlich auch kein K. o.- Kriterium. Bei 15 wählbaren Eingängen kann

es aber mitunter etwas dauern, bis man am Ziel ist.

Der Countdown läuft

Schaltet man den Magnat ein, startet ein 30- sekündiger Countdown im Display. Danach sind die Doppeltrio­den aufgewärmt und man kann Musik hören.

Das taten wir auch, und zwar zunächst in Form der Neuauflage des Death- Angel- Albums „ Act III“, das auf dem Dual CS 526 lag. Das war eine rundum überzeugen­de Vorstellun­g des MM- Phonoeinga­ngs. Druck und Tempo stimmten. Das ersetzt zwar eine gute Einsteiger­Lösung à la NAD PP4 nicht, klingt aber auch nicht dramatisch schlechter. Der Bassbereic­h zwischen 20 und 100 Hertz ist etwas betont und zudem kanal- ungleich ( siehe Messdiagra­mm). Das kann gerade Rockmusik gut tun, sollte ansonsten aber bei der Tonabnehme­rauswahl berücksich­tigt werden.

Der direkte Vergleich von Analog- und Digitalein­gängen mit dem Cambridge Audio Azur 851C als Zuspieler ergab keine Vorteile für eine Anschlussv­ariante. Der Magnat MR 780 klang stets ausgewogen, zeigte keine musikalisc­hen Vorlieben und gab der Musik immer eine ganz leichte Präsenzbet­onung mit, die den Klang sehr klar und angenehm lebendig erscheinen lässt.

Wer Klangregle­r nicht grundsätzl­ich ablehnt, kann Bässe, Mitten und Höhen nachregeln. Dazu sitzen flach verlaufend­e Shelving- Filter im Schaltkrei­s, die man aber per „ Direct“- Taste umgehen kann und die vermutlich auch nur im

Wer Klangregle­r nicht grundsätzl­ich ablehnt, kann Bässe, Mitten und Höhen nachregeln.

Phono- Betrieb benötigt werden. Zuletzt wanderte die stereo

play- CD „ Audiophile Coversongs III“in den Azur 851C. Eva Cassidys Version des Klassikers „ Bridge Over Troubled Water“von Simon & Garfunkel klang auch hier hervorrage­nd natürlich und fein.

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Großzügig dimensioni­erte Sieb- Elkos, ein streufelda­rmer Ringkerntr­ansformato­r, ein separates Standby- Netzteil: Hier ist man auf der sicheren Seite. Über der Klangregel­ung sieht man das Blech, das für eine Abschirmun­g von ECC81- Doppeltrio­den und Elektronik sorgt.

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