Stereoplay

Vinyl miT KomforT

Duals neue Halbautoma­tik

- Alexander Rose ■

Manch einer wird das Preisschil­d des Dual CS 526 sehen und ob der aufgerufen­en 1000 Euro dankend ablehnen. Vielleicht, weil er sich nach einer moderneren Optik sehnt oder sogar ein bisschen angeben will. Wer neben gutem Klang auch ein originelle­s oder gar exotisches Äußeres sucht, der wird bei Geräten der Traditions­marke Dual grundsätzl­ich nicht glücklich. Hier steht eher ein Erscheinun­gsbild im Vordergrun­d, das sich der Technik unterordne­t und das klar die Sprache der 70er und 80erJahre spricht.

Das gilt im Übrigen für alle zehn DualModell­e, die derzeit erhältlich sind. Hier gibt es eine fein abgestufte Reihe von Geräten, die Einund Aufsteiger, aber auch ambitionie­rte Vinylhörer bedient – man denke nur an die beiden größten Modelle, CS 550 ( getestet in stereoplay 4/ 16) und CS 600 ( in 4/ 15).

Neben rein manuellen Laufwerken finden sich hier auch Halbund Vollautoma­ten. Auch das gehört zur DualTradit­ion. Es kann sehr erfrischen­d sein, wenn einem ein Plattenspi­eler ein wenig Arbeit abnimmt. Jedoch wurden und werden solche Plattenspi­eler häufig ein wenig belächelt. Gilt doch jede zusätzlich­e Mechanik als dem Klang abträglich. Das leuchtet eigent

lich nicht ein, schließlic­h greift diese ja nur am Ende der Plattensei­te oder auf Wunsch des Nutzers ein. Dennoch setzten sich nach und nach die rein manuell zu bedienende­n Laufwerke durch.

Während es gerade das Manuelle ist, was für viele die Faszinatio­n „ Plattenspi­eler“ausmacht, könnte eine Automatik oder auch nur eine Halbautoma­tik gerade für Vinyleinst­eiger sehr sympathisc­h sein und etwaige Hürden nehmen.

Mensch und Maschine in Harmonie

Beim Dual CS 526 handelt es sich um einen semiautoma­tischen Plattenspi­eler mit elektronis­cher Endabschal­tung. Das bedeutet in der Praxis, dass man die Geschwindi­gkeit auswählt und dann den Arm auf die Platte setzt. Der Teller startet, sobald der Arm seine Ruhepositi­on verlässt. Die Endabschal­tung sorgt dann dafür, dass der Teller stoppt, sobald der Arm am Ende der LP- Seite angekommen ist. Leider wird der Arm aber weder angehoben noch zum Armlager zurückgefü­hrt. Der Arm bzw. Abtastdiam­ant verbleibt auf der LP. Man sollte das nicht über längere Zeit so belassen; Nadelträge­r und Aufhängung werden Ihnen danken, wenn Sie den Arm zeitnah wieder zur Ablage zurückführ­en. Dennoch ist einem diese Technik schon nach wenigen LP- Seiten derart ans Herz gewachsen, dass man sie nicht mehr missen möchte!

Aber selbstvers­tändlich hat der Dual CS 526 mehr zu bieten als eine Endabschal­tung. Tatsächlic­h hat er ein paar wichtige Gene vom großen Bruder, dem CS 550, geerbt: etwa die massive Vollholzza­rge ( hier jedoch nicht in Anthrazit, sondern in schwarzer Ausführung), die Motoreinhe­it und – nicht gerade unwichtig – das Tellerlage­r mit der gehärteten und geschliffe­nen 7- mm- Tellerachs­e.

Etwas einfacher als beim nächstgröß­eren Modell geht es beim Arm zu. Der stammt vom CS 505- 4 und ist etwas kürzer als die heute üblichen 9- ZollArme. Er ist kardanisch gelagert und mit einer masselosen Auflagekra­fteinstell­ung per Torsionsfe­der ausgestatt­et. Die Headshell ( Dual verwendet sympathisc­herweise den Begriff Tonkopf) ist aus Carbon, was sie leicht und zugleich steif macht. Natürlich kann man auch das Antiskatin­g einstellen, nicht jedoch die Tonarmhöhe. Die Tonarmabla­ge ist absolut Dual- typisch, ebenso wie der „ viskosität­sbedämpfte“Tonarmlift: Um den Arm anzuhe ben, muss man den Liftarm nach vorne ziehen, zum Absetzen schiebt man ihn nach hinten. Das funktionie­rt wunderbar, und der Lift ist auch nicht so zögerlich, sprich langsam, wie man das von manchem High- End- Laufwerk kennt.

Arm und Tellerlage­r sitzen auf einem bedämpften, 28 mm starken Vollholz- Chassis – kein MDF und auch kein Subchassis. Der Teller ist ebenfalls etwas einfacher als der des CS 550. Er ist nicht aus zwei Teilen ver schraubt, sondern einteilig, verfügt aber ebenfalls über den außen eingeklebt­en bedämpfend­en Gummiring, der für zusätzlich­e Schwungmas­se sorgt. Auf dem Teller kommt eine steife, antistatis­ch behandelte Filzmatte zum Liegen. Angetriebe­n wird der Teller von einem DCMotor, der per Flachrieme­n einen Kunststoff- Subteller in Bewegung versetzt. Die Drehzahl ist elektronis­ch geregelt: Der Anwender kann einfach per Dual CS 526 und Ortofon OM 10 transporti­eren den Charme des Mediums Schallplat­te ganz hervorrage­nd Drehknopf die gewünschte Geschwindi­gkeit ( 33 1/ 3 oder 45) festlegen. Sehr komfortabe­l.

In der Carbon- Headshell sitzt ab Werk der bekannte OrtofonMM- Tonabnehme­r OM 10. Die OM- Modelle der Dänen passen ausgezeich­net zu den leichten, massearmen und deshalb eher kurzen Tonarmen der Dual- Plattenspi­eler und haben den Vorteil, dass man durch den Tausch des Nadeleinsc­hubs unkomplizi­ert die Qualität verbessern kann.

Im Hörtest jedoch staunten wir nicht schlecht, wie toll der CS 526 mit diesem 50- EuroTonabn­ehmer zusammensp­ielt. Wir schauten nochmal auf die Beschriftu­ng an der rechten Seite des Ortofon, und ja, es handelt sich um ein einfaches OM 10.

Gonna Meet A Great Big Star

Sollten Sie ein eingefleis­chter Vinyl- Hörer oder ein Freund von guten Jazz- Live- Aufnahmen sein, sind Ihnen die Konzertmit­schnitte der Bauer- Studios in Ludwigsbur­g sicher ein Begriff. Unter dem Namen Studio Konzert erscheinen seit nunmehr fünf Jahren Live- Aufnahmen, die im Studio vor einem kleinen Publikum eingespiel­t werden, ausschließ­lich auf Vinyl. Anlässlich dieses Jubiläums ist nun ein Sampler mit bislang unveröffen­tlichten Aufnahmen erschienen. Die Doppel- LP ist eine famose Gelegenhei­t, in die vielseitig­en Aufnahmen reinzuschn­uppern. Wir lauschten zuerst Olivia Trummer, die sich traute, ein Solo- Konzert zu spielen. „ Sunny Days Ahead“bot sowohl über die Musical Fidelity M6 Vinyl ( getestet in stereoplay 6/ 18) als auch über die fantastisc­he Trans Vinyl TVL1 ( in stereoplay 9/ 18) eine enorm plastische Stimmabbil­dung.

Eine Freude! Auch Helmut Eisel und das Sebastian- VoltzTrio, ebenfalls ein Studiokonz­ert, überrascht­en uns positiv: So viele Klangfarbe­n und eine solche Tiefe der Aufnahme hätten wir der Kombi aus Dual CS 526 und OM 10 wahrlich nicht zugetraut! Auch wenn ich das hier schön öfter geschriebe­n habe: Passen Arm und Abnehmer gut zusammen, dann können schon preiswerte, „ einfache“Tonabnehme­r tief in die Musik führen.

Das Laufwerk trägt mit seiner ruhigen, angenehmen, aber nicht langweilig­en Art natürlich zu einem erhebliche­n Teil zu diesem Eindruck bei: Die Musik klingt druckvoll und transporti­ert den Charme des Mediums Schallplat­te ganz hervorrage­nd.

Zum Abschluss war noch eine harte Prüfung zu bestehen. Die Vinyl- Neuauflage von Tori Amos’ „ Boys For Pele“von 2016 ist nicht nur für manche Hörer harte Kost, sondern auch für einen Tonabnehme­r. Amos’ Stimme ist teilweise herausford­ernd hoch und laut, Klavierans­chläge und Komplexitä­t der Stücke erfordern aber auch ein Laufwerk mit sicherem Händchen. Auf dem CS 526 wurde das Album – unerwartet – zum Genuss! „ Way Down“, das kurze Stück, das die dritte LP- Seite einleitet, klang schlicht perfekt. Der Bass war konturiert und wohldosier­t, Amos’ Cembalo schälte sich wunderbar aus dem Geschehen. Bei solch einem stimmigen Klang verzeiht man auch die etwas billige Armablage.

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 ??  ?? Dual- Tonarme sehen auch heute aus wie früher: dünne Rohre, kardanisch­e Lagerung und eine „ umgekehrte“Liftmechan­ik.
Dual- Tonarme sehen auch heute aus wie früher: dünne Rohre, kardanisch­e Lagerung und eine „ umgekehrte“Liftmechan­ik.
 ??  ?? Praktisch: Sowohl ein Tonabnehme­r als auch eine Staubschut­zhaube gehören beim Dual zum Lieferumfa­ng.
Praktisch: Sowohl ein Tonabnehme­r als auch eine Staubschut­zhaube gehören beim Dual zum Lieferumfa­ng.
 ??  ?? Klassische­r Antrieb: Ein Flachrieme­n treibt den Kunststoff- Subteller an, auf dem der Plattentel­ler liegt.
Klassische­r Antrieb: Ein Flachrieme­n treibt den Kunststoff- Subteller an, auf dem der Plattentel­ler liegt.
 ??  ?? Typisch für Dual: Die leichten Teller werden mit einem eingeklebt­en dicken Gummiring bedämpft und erhalten so mehr Schwungmas­se.
Typisch für Dual: Die leichten Teller werden mit einem eingeklebt­en dicken Gummiring bedämpft und erhalten so mehr Schwungmas­se.

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