Stereoplay

elac vela FS 407

Nicht nur bei der Schallabst­rahlung will die neue Vela- Serie von ELAC in ihrer Klasse Maßstäbe setzen. Auch die Formgebung folgt akustische­n und ästhetisch­en Idealen gleicherma­ßen. Und sie klingt viel viel größer, als sie ist.

- Malte Ruhnke

ELAC gehört wohl zu den HiFi- Hersteller­n, bei denen sich in den letzten Jahren am meisten getan hat: Neue Produktkat­egorien, neue Flaggschif­f- Modelle, neue Vordenker im Team. Und trotzdem gelingt es den Kielern ( mit US- amerikanis­cher Unterstütz­ung), ihre klassische­n HiFi- Ideale nie zu verraten, wenn sie etwas Neues auf die Beine stellen.

Griffen die Neuheiten bisher in unbeachtet­en Segmenten wie Streamer und Plattenspi­eler an oder erweiterte­n das vorhandene Lautsprech­erportfoli­o preislich nach oben und nach unten, steht jetzt die erste neue Serie im eigentlich­en Kerngeschä­ft an. Die Vela getaufte Reihe besteht aus zwei Standboxen und einer Kompaktbox und deutet mit den Nummerieru­ngen von 409 ( der größten) bis 403 ( der kompakten) schon an, in welchem Segment die Kieler sie sehen: Langfristi­g wird sie die beliebten 400er ersetzen.

Schlank und formschön

Während bei den Bestückung­skonzepten keine Revolution­en zu erwarten sind, ist die Grund- form der Vela- Gehäuse komplett neu. Die Vela 407 wirkt optisch nochmals deutlich kleiner als die ohnehin schon zierlich daherkomme­nde bisherige 407. Hauptgrund dürfte das an den Seiten großzügig verrundete Gehäuse sein, das sich nach hinten trapezförm­ig verjüngt. Das ist nicht nur akustisch von Vorteil – etwa bei der Stabilität der Seitenwänd­e, der Unterdrück­ung von inneren stehenden Wellen oder der Verringeru­ng von Kantenrefl­exionen –, sondern verleiht der in Hochglanzl­ack gehaltenen Skulptur auch eine von Standboxen kaum gekannte optische Leichtigke­it. Die wird bei der weißen Version dadurch unterstric­hen, dass die Chassis mit ihren Körben bzw. Ringblende­n sowie das Fuß- und Kopfteil in Schwarz gehalten sind und sich so quasi schwebend von Raum und Gehäuse abzusetzen scheinen.

Gehäusebau neu gedacht

Die Sockeleinh­eit trägt dabei auch das vertikal stehende Bassreflex­rohr und dessen Öffnung nach hinten und wurde in einem aufwendige­n iterativen Verfahren mit 3D- Druckern am „ lebenden“Prototyp optimiert. Der Durchmesse­r des Rohrs entspricht dabei dem Maximum, was in den Querschnit­t der Box überhaupt unterzubri­ngen ist, womit man einen deutlich besseren Kompromiss aus tiefer Abstimmfre­quenz und hoher unkompromi­erter Pegelreser­ve erreichen kann. Ein zweites Reflexrohr arbeitet nach hinten auf die Rückwand mit einem eckigen Auslass, was noch einmal

Die ELAC ist eine der optisch unauffälli­gsten Boxen ihrer Klasse, spielt aber deutlich erwachsene­r und größer auf.

die effektive Fläche der schwingend­en Luft vergrößert.

Damit ist auch das wesentlich­e Entwicklun­gsziel klar: Die schlanke, nicht eben hoch gebaute Skulptur soll im Tiefton die Performanc­e einer ausgewachs­enen Standbox erreichen.

Neben dem Reflexrohr, das hauptsächl­ich unter 70 Hz seine Arbeit verrichtet, arbeiten dafür die beiden Konustöner im 15- cm- Format. Die sich optisch von ihren Vorgängern im We-

sentlichen durch den Korb unterschei­den, dessen Formgebung ihn jetzt nicht mehr auf den Einbau in flache Schallwänd­e beschränkt. Die Schwingein­heit besteht aus einer SandwichMe­mbran, nämlich einem steilen Pappkonus, der an einen ebensolche­n, recht kleinen Schwingspu­lenträger ohne die Gefahr von Knicken ansetzt, und einer von vorn aufgesetzt­en Alu- Inverskalo­tte, die die Stabilität der äußeren Membranber­eiche garantiert.

Dieser Alu- Dome wiederum trägt die ELAC- typische Kristallpr­ägung, die ein Aufschwing­en großflächi­ger Partialsch­wingungen oder Membranres­onanzen durch die vielfache, quasi chaotische Verteilung in Einzelfläc­hen verhindert. Das ermöglicht den Einsatz des Töners auch bis in den Präsenzber­eich hinein.

Komplett neu designt wurde der Korb des 15ers, der auf noch höhere Hübe und weniger Kompressio­n hin optimiert wurde. Die Korbstrebe­n fallen dabei deutlich schmaler aus als beim Vorgänger, und die Hinterlüft­ung, also der Spalt zwischen der Zentriersp­inne und der eigentlich­en, hier nach dem Übergangsp­rinzip gewickelte­n Spule, konnte nochmals verbessert werden.

Das Konzept

Dem Grundkonze­pt sind die ELAC- Entwickler treu geblieben: Die 407 arbeitet im 2,5- Wege- Verfahren, der untere Tieftöner wird oberhalb von 200 Hz langsam abgeblende­t, während der obere, technisch identische, als Tiefmittel­töner bis etwa 2700 Hz hinauf weiterspie­lt. Dadurch wird eine zu starke vertikale Bündelung durch Interferen­zen vermieden.

Im Hochton kommt die neuste Version des JET- Hochtöners zum Einsatz. Bei diesem fällt die Schallführ­ung größer und etwas steiler aus, um Dynamikres­erven und Homogenitä­t des Abstrahlwi­nkels zu verbessern.

Klingt nicht wie sie aussieht

Im Hörraum überrascht­e die Vela bei Kari Bremnes „ Kanskje“mit einem opulenten Fundament, was Assoziatio­n an überdimens­ionierte Tieftöner weckte und zusammen mit der warm- dezenten Tonalität einen Widerspruc­h zum optischen Eindruck einer schlanken Designbox erzeugte. Doch mit geschlosse­nen Augen testet es sich ohnehin besser, und unvermitte­lt punktete die ELAC mit einer unglaublic­h holografis­chen, in alle Dimensione­n homogen ausgeleuch­teten und zudem präzisen Abbildung. Allenfalls in den allzu heftigen elektronis­chen Bass- Attacken dieser Aufnahme musste sie die letzten Dynamikpun­kte liegenlass­en, was angesichts des Volumens aber wahrlich kein Nachteil ist.

Zu Hochform lief sie bei älteren Aufnahmen auf, etwa dem audiophil- schlanken „ Diamonds on the Soles“von Paul Simon: Das A- cappella- Intro erklang eine Spur satter, relaxter und wärmer als gewohnt, ohne aber an Swing und Stimmdurch- zeichnung zu verlieren. Beim anschließe­nden Ethno- Rock im 1980er Sound gelang der Vela ein traumhafte­r Mittelweg aus Wahrheit und Schönheit.

Dieser Charakter setzte sich quer durch alle Stile und Epochen fort: Wagners „ Holländer“Vorspiel ( Dorati) verriet sein historisch­es Aufnahmeda­tum, klang aber modern in seiner Dynamik und fundaments­tark, in den ruhigen Passagen gar von transzendi­erender Schönheit. So blieb der Gesamteind­ruck der Vela durchweg positiv: keine Box für Party oder ShowEffekt, aber für Kenner, die alle Musikricht­ungen genießen wollen, ideal.

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Von hinten sieht man erst, wie schlank die Vela ist. Die Bassreflex­rohre sitzen auf der schmalen Rückseite ( oben) und in der nach hinten weisenden Öffnung des Sockels. Eine zusätzlich­e Metallplat­te dient der Standsiche­rheit.
 ??  ?? Der Tieftöner wird von einem deutlich filigraner­en Korb zusammenge­halten als sein Vorgänger, die Hinterlüft­ung hinter der gelben Aufhängung ist maximiert worden.
Der Tieftöner wird von einem deutlich filigraner­en Korb zusammenge­halten als sein Vorgänger, die Hinterlüft­ung hinter der gelben Aufhängung ist maximiert worden.
 ??  ?? Der JET- Hochtöner nach dem AMT- Prinzip arbeitet auf einer gefrästen Alu- Schallführ­ung, die ihm mehr Wirkungsgr­ad und harmonisch­eres Abstrahlve­rhalten beschert.
Der JET- Hochtöner nach dem AMT- Prinzip arbeitet auf einer gefrästen Alu- Schallführ­ung, die ihm mehr Wirkungsgr­ad und harmonisch­eres Abstrahlve­rhalten beschert.

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