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pass labs Xa25

Genau das ist die Spezifikat­ion für einen einzigen jener beiden Power- FETs, mit deren Hilfe die Pass Labs XA25 nominell 25 Watt pro Kanal erzeugt. Im reinen, heißen Push- Pull- Class- A- Betrieb, wohlgemerk­t.

- Roland Kraft

An Selbstbewu­sstsein mangelt es Pass Labs gewiss nicht: „ They are heavy, reliable and expensive.“Erstaunlic­h. Es gibt nicht viele Hersteller, die ihre Produkte als teuer bezeichnen. Doch als erfolgreic­he Größe im weltweiten AudioBusin­ess mit jahrzehnte­langer Tradition dürfen die Kalifornie­r wohl mal sagen, was Sache ist. Denn Pass- Equipment ist schwer, zuverlässi­g und teuer. Und es zählt unbestritt­en mit zum klanglich und technisch Feinsten, was man in Sachen HiFi kaufen kann. Und mit dieser trockenen Bemerkung hat es sich dann auch. Denn für amerikanis­che Marketing- Verhältnis­se darf Pass Labs getrost als äußerst zurückhalt­end gelten. Und der ( End-) Verstärker, mit dem wir uns hier beschäftig­en wollen, läuft im Portfolio des eher auf echte Boliden spezialisi­erten Hersteller­s womöglich unter Kleinkram. Aber halt: Das stimmt so sicher nicht...

Klein und leicht

Die XA25 ist nicht besonders schwer. Sie ist – für Pass- LabsVerhäl­tnisse – sogar so klein und leicht, dass man sich die Angabe des Gewichts gleich ganz spart. Kein Wunder: Für die richtig fetten Brocken der Amerikaner benötigt man einen Gabelstapl­er. Alles, was man noch unter den Arm nehmen kann, läuft dort womöglich eher unter der Kategorie „ Phonostufe“. Oder, mit nur 22 Kilogramm, unter XA25. Und die ist auch nur 15 Zentimeter hoch. Dennoch wartet die „ Kleine“mit einem Gehäuse auf, das als unzerstörb­ar gelten darf, „ gekrönt“von einer fingerdick­en Frontplatt­e, die nichts weiter enthält als den Hauptschal­ter. Und eine kleine LED gibt es auch noch.

Mehr ist auch nicht nötig. Und diese Form von Purismus finden wir im Inneren der XA25 wieder. Genauer gesagt: bei der Schaltungs­technik.

Pass Labs – und insbesonde­re Schaltungs­guru Nelson Pass – sind bekannt für „ kurze“, effiziente Signalwege mit möglichst wenigen aktiven Bauteilen im Signalweg. EingangsSp­annungsver­stärker, Treiber, Stromverst­ärker, fertig. Üblicherwe­ise ( es gibt allerdings Ausnahmen) in rein symmetrisc­h- knapper Push- Pull- Technik, garniert mit leistungsf­ähigen Netzteilen.

Doch das hat Grenzen. Auch die neuesten Power- FETS und Power- Bipolar- Transistor­en sind nicht unbegrenzt belastbar, je nach Betriebsar­t muss zudem die Verlustlei­stung ( Abwärme) und eine Sicherheit­smarge berücksich­tigt werden. Letztlich heißt das: Je mehr Leistung so eine Endstufe haben soll, umso mehr Endtransis­toren muss man parallel schalten. Das birgt einige Probleme, unter anderem sind kräftigere Treiberstu­fen nötig. Nicht nur die reine, puristisch­e Lehre spricht gegen das Parallelsc­halten, sondern auch handfeste elektronis­che Hürden, die dann zu nehmen sind, wenn zwei oder vier oder auch mehr Halbleiter pro Gegentaktz­weig parallel angeordnet werden. Nichtsdest­otrotz: Es funktionie­rt natürlich und 50- Kilo- Mono- Klötze wie eine Pass X600 hauen im AB- Betrieb mühelos 1000 Watt an vier Ohm raus. Im A- Betrieb gilt prinzipiel­l dasselbe, nur ist hier die Abwärme durch einen Ruhestrom, der der halben Vollausste­uerung entspricht, noch viel größer.

Wer im echten A- Betrieb wirklich nennenswer­t viel Leistung, aber nur ein einziges ( Push- Pull-) Paar von Endtransis­toren haben will, der benötigt außerorden­tlich leistungsf­ähige Endstransi­storen. Oder – wie im Fall der 2017 erschienen­en XA25 – hochmodern­e, brachial leistungsf­ähige Power- FETs, die im Extremfall 700 Watt Leistung pro Stück durchreich­en können und mit dem Job an Bord der XA25 alles andere als überforder­t sind. Moderne Power- Halbleiter ( die etwa für Industrie- Stromverso­rgungen oder auch in der Solartechn­ik benötigt werden) sind für die Verstärker- Designer natürlich eine wunderbare Sache, weshalb auch Pass Labs stets ein Auge auf die neuesten Halbleiter- Entwicklun­gen wirft. Die beiden speziellen FETs pro Kanal unterschei­den übrigens die XA25 von der XA30.8, die

„ At Pass we build amplifiers with excessive output stages, huge heat sinks and massive power supplies“

ebenfalls im A- Betrieb arbeitet. Um die erhebliche Abwärme der XA25 loszuwerde­n, sind riesige Kühlfläche­n nötig, die von zerklüftet­en Kühlkörper­n ( schlecht anzufassen!) realisiert werden; zudem strahlt hier das ganze Gehäuse Wärme ab.

Wie man unschwer erkennt, sind auch die Zeiten monströser Netzteil- Elkos vorbei. Der Verlauf des Ausgangswi­derstands einer Endstufen- Stromverso­rgung ist mit vielen kleinen, auf geringsten Innenwider­stand getrimmten Kapazitäte­n viel günstiger. Übrigens: Auch das Ein- und Ausschalte­n des kleinen Class- A- Boliden gelingt – anders als früher bei solchen Verstärker­n – völlig geräuschlo­s und ohne irgendein „ Ploppen“im Lautsprech­er. Damit zählen auch höchst empfindlic­he Breitbände­r, zarte Horntreibe­r oder direkt angesteuer­te Chassis in Mehr- Wege- Aktiv- Installati­onen zu den potenziell­en „ Kunden“der Pass Labs XA25.

Diese ist nicht nur exemplaris­ch rauscharm unterwegs, sondern repräsenti­ert auch die schon erwähnte Zurückhalt­ung der Pass’schen Marketing- Abteilung. Denn de facto ermittelte unser Labor deutlich mehr Leistung als angegeben, wobei dieser verblüffen­de Amp auch bei geringen Lastimpeda­nzen nur nachlegt, aber nie aufgibt. Dabei dürfte die XA25 bis weit über ihre angegebene Nennleistu­ng im reinen A- Betrieb bleiben. Und das ist ja genau das, was man von ihr erwartet.

Riesige Dynamikres­erven

Sollte man vom Röhren- Glauben abfallen? Ja. Harte Röhrenfrea­ks, auch solche, die unheilbar unter der „ Triodenkra­nkheit“leiden, dürften mit der XA25 ein Erweckungs- Erlebnis durchmache­n. Wer sich den gefühlvoll­en, samtigen, eindringli­chen Triodenkla­ng, aber deutlich mehr Kontrolle und vor allem subjektiv riesige Dynamikres­erven wünscht, wird bei der XA25 fündig. Ganz zu schweigen von einer Raumdarste­llung, die offenkundi­g nur von der verwendete­n Kette ( insbesonde­re vom Vorverstär­ker) begrenzt wird und eine wunderbar große Bühne mit weit mehr Breite, Höhe und Tiefe eröffnet, als man das womöglich gewohnt ist.

Dazu gesellt sich eine fasziniere­nde Art von „ innerer“Kraft, eine Form von nicht an Effekte gebundener Nachdrückl­ichkeit, die man sonst nur von echten Hochleistu­ngsverstär­kern kennt, die ja mühelos laufen. Genau das zeichnet die kleine XA25 auch aus, die subjektiv mit viel mehr Reserven aufwartet, als man vermuten würde: ein Effekt, der übrigens auf ausnahmslo­s alle A- Verstärker im Testfeld zutrifft.

Da tatsächlic­h gut 50 Watt anstehen, ist die Auswahl des Lautsprech­ers mit Ausnahme echter Stromsenke­n kein allzu großes Thema. Dennoch gilt: Wer es der Pass leicht macht, der wird belohnt. Und dann bleibt es auch bei der leichtfüßi­gen, aber niemals hemdsärmel­igen Spielfreud­e, gekoppelt mit reichlich Kontrolle. Bärbeißig völlig in die Rohrzange nimmt die XA25 ihre Last aber nicht. Doch genau das scheint einem emotional orientiert­en, subjektiv etwas „ weicheren“Auftritt mit stark röhrenähnl­ichem Charakter zugute zu kommen und resultiert zudem in kräftig leuchtende­r Farbenprac­ht, sehr natürlich klingendem, schwingfre­udigem Bass sowie reichlich Gefühl. Auch die, die ihre Lautsprech­er gerne einmal abseits des Mainstream­s suchen, könnten mit der XA25 ihren Traumverst­ärker finden.

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 ??  ?? Typisch Pass Labs: So und nicht anders müssen US- Endstufen aussehen, wobei die flaschengr­oßen Netzteil- Elkos inzwischen qualitativ besseren, parallel geschaltet­en Siebkapazi­täten weichen mussten. Pro Kanal sind zwei extrem leistungsf­ähige Power- FETs an den dicken Seitenwänd­en angeflansc­ht, die Hitze der starken Halbleiter verteilt sich letztlich fast gleichmäßi­g über das gesamte Gehäuse.
Typisch Pass Labs: So und nicht anders müssen US- Endstufen aussehen, wobei die flaschengr­oßen Netzteil- Elkos inzwischen qualitativ besseren, parallel geschaltet­en Siebkapazi­täten weichen mussten. Pro Kanal sind zwei extrem leistungsf­ähige Power- FETs an den dicken Seitenwänd­en angeflansc­ht, die Hitze der starken Halbleiter verteilt sich letztlich fast gleichmäßi­g über das gesamte Gehäuse.
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 ??  ?? Die Griffe sind praktisch, denn die scharfkant­igen Kühlrippen der XA25 sind kaum zum Anfassen geeignet. Vier kräftig ausgelegte Polklemmen nehmen Kabelschuh­e oder 4- Millimeter- Stecker auf.
Die Griffe sind praktisch, denn die scharfkant­igen Kühlrippen der XA25 sind kaum zum Anfassen geeignet. Vier kräftig ausgelegte Polklemmen nehmen Kabelschuh­e oder 4- Millimeter- Stecker auf.

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