valvet e2
Knut Cornils, Inhaber und Entwickler der Ein- Mann- Manufaktur Valvet, strebt die „ möglichst unverfälschte und unmanipulierte Übertragung von Musik“an. Und baut deshalb konsequent wohl einzigartig puristische Geräte. „ Ein gutes Eintakt- A- Design vermit
Dazu braucht es Mumm: einen unscheinbaren 10Watt- Verstärker in die HiFiLandschaft zu stellen und dann zu behaupten, „ dass Ihr Lieblingsinterpret Sie sehr direkt erreicht“. Diplom- Ingenieur Knut Cornils aus Bargteheide ist ein mutiger Mann. Der obendrein alles selber macht. Und wer eines seiner betont schlicht aussehenden Erzeugnisse kauft, der kann sich darauf verlassen, dass der Erfinder selbst Hand angelegt hat. Eine Seltenheit, denn Mannstunden am Lötkolben gelten heutzutage als unbezahlbarer Luxus. Aber vielleicht gleicht sich das auch ein wenig aus, denn Knut Cornils lässt gerne alles Überflüssige weg: zum Beispiel das Honorar eines ( Gehäuse-) Designers oder fürs Display. Oder Gold und Chrom. Oder auch jede Art von elektronischem Schnickschnack, der nicht unmittelbar der Signalverarbeitung dient.
Deshalb zeichnen sich die Geräte im überschaubaren Valvet- Programm nur durch ein beleuchtetes „ V“auf der Frontplatte aus, wobei man vermuten muss, dass Cornils an dieser Stelle dann doch ein wenig der schiere Überschwang gepackt hat. Doch das ging offenkundig schnell vorbei, denn im Inneren der Eintakt- A- Transistorendstufe namens E2 ist nichts zu finden, was anderen Zwecken als reiner, puristischer Verstär- kung dienen würde. Wobei wir hinzufügen müssen, dass demjenigen, der sich zu einer der heutzutage in der Transistortechnik praktisch obsoleten Eintakt- Leistungsendstufen hinreißen lässt, technisch auch nichts anderes übrig bleibt, als die Ausgangsstufe im reinen, verschwenderischen und wenig effizienten Class- A- Arbeitspunkt zu betreiben. Heraus kommen in diesem speziellen Fall pro Kanal zwölf Watt an acht Ohm, die von einem zehnmal so viel leistenden Ringkerntrafo gestützt werden. Und wer auf dem Foto der E2- Innereien jetzt trotzdem zwei Endtransistoren pro Platine zählt und deshalb vermutet, man hätte uns einen Push- Pull- Amp untergejubelt, der hat richtig gezählt, liegt aber trotzdem falsch.
So baute man früher, insbesondere am Anfang der Halbleitertechnik, durchaus gerne noch Eintakt- Endstufen – da ließ noch die kurz vorher an ihrem Höhepunkt und gleichzeitigem Ende angekommene Röhrentechnik grüßen –, freilich solche mit Ausgangsübertragern oder wenig klangfördernden Ausgangskondensatoren. Denn irgendwie musste man ja die Betriebsspannung wieder loswerden, die der Signal- Wechselspannung unterlegt ist. Was im Gegentakter über NPN- und PNP- Transistoren sowie über symmetrische Be-
triebsspannung einfach gelingt, ist im Falle der Valvet E2 trickreich mithilfe eines „ Stromreglers“gelöst, der freilich dieselbe Verlustleistung loswerden muss wie der im Eintaktbetrieb auf sich allein gestellte Endtransistor und deshalb gleich daneben auf den kühlenden Gehäuseboden geschraubt ist. Den braucht es auch, denn das offenkundig hart schuftende Paar aus NPN- Meister und NPNGeselle produziert reichlich Hitze...
Knackig- kurze Schaltung
Und viel mehr außer ein paar Einzeltransistoren ist vorher auch nicht mehr im mit 4N Solid Core Silber verdrahteten Signalweg zu finden, wobei Knut Cornils betont, dass die machmal üblichen Mammut- Netzteile mit enormen Siebkapazitäten auch nicht der Weisheit letzter Schluss wären. Vielmehr stelle die Stromversorgung des E2, dessen Bestandteile übrigens so weit wie möglich aus heimischer Produktion stammen, eine via Hörtest ermittelte, optimale Auslegung dar.
Und die hat es in sich, denn der Flachmann spielt deutlich kräftiger auf, als man jemals vermuten würde, und er spart auch niemals an Dynamik, geschweige denn Ausdruck. Die Faszination, die ein guter Eintakter auszulösen vermag, ist auch hier der bestimmende Faktor, wenngleich der E2 mit der gerne mal zu freundlichen, warm eingefärbten Art mancher ( nicht aller) Röhren- Eintakter nichts am imaginären Hut hat.
Der Valvet spielt vielmehr glasklar transparent, stets agil und zackig. Doch seine wahre Stärke liegt in seiner großen, weit über die Lautsprecherebene hinausreichenden 3DAbbildung, die referenzverdächtig gut ist.
Was der E2 hier veranstaltet, grenzt fast an Zauberei... Dass man dem Eintakter das Leben mit einer wirkungsgradstarken Box leicht machen sollte, versteht sich von selbst: Jedes Dezibel mehr pro Watt schlägt sich hier unmittelbar in reinster Spielfreude nieder.
Unser Fazit: Ein kurzer, puristischer Signalweg plus Eintakt- A- Betrieb sind kein Relikt vergangener Zeiten, sondern so klangförderlich wie eh und je. Deshalb: großes Kompliment!