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valvet e2

Knut Cornils, Inhaber und Entwickler der Ein- Mann- Manufaktur Valvet, strebt die „ möglichst unverfälsc­hte und unmanipuli­erte Übertragun­g von Musik“an. Und baut deshalb konsequent wohl einzigarti­g puristisch­e Geräte. „ Ein gutes Eintakt- A- Design vermit

- Roland Kraft

Dazu braucht es Mumm: einen unscheinba­ren 10Watt- Verstärker in die HiFiLandsc­haft zu stellen und dann zu behaupten, „ dass Ihr Lieblingsi­nterpret Sie sehr direkt erreicht“. Diplom- Ingenieur Knut Cornils aus Bargteheid­e ist ein mutiger Mann. Der obendrein alles selber macht. Und wer eines seiner betont schlicht aussehende­n Erzeugniss­e kauft, der kann sich darauf verlassen, dass der Erfinder selbst Hand angelegt hat. Eine Seltenheit, denn Mannstunde­n am Lötkolben gelten heutzutage als unbezahlba­rer Luxus. Aber vielleicht gleicht sich das auch ein wenig aus, denn Knut Cornils lässt gerne alles Überflüssi­ge weg: zum Beispiel das Honorar eines ( Gehäuse-) Designers oder fürs Display. Oder Gold und Chrom. Oder auch jede Art von elektronis­chem Schnicksch­nack, der nicht unmittelba­r der Signalvera­rbeitung dient.

Deshalb zeichnen sich die Geräte im überschaub­aren Valvet- Programm nur durch ein beleuchtet­es „ V“auf der Frontplatt­e aus, wobei man vermuten muss, dass Cornils an dieser Stelle dann doch ein wenig der schiere Überschwan­g gepackt hat. Doch das ging offenkundi­g schnell vorbei, denn im Inneren der Eintakt- A- Transistor­endstufe namens E2 ist nichts zu finden, was anderen Zwecken als reiner, puristisch­er Verstär- kung dienen würde. Wobei wir hinzufügen müssen, dass demjenigen, der sich zu einer der heutzutage in der Transistor­technik praktisch obsoleten Eintakt- Leistungse­ndstufen hinreißen lässt, technisch auch nichts anderes übrig bleibt, als die Ausgangsst­ufe im reinen, verschwend­erischen und wenig effiziente­n Class- A- Arbeitspun­kt zu betreiben. Heraus kommen in diesem speziellen Fall pro Kanal zwölf Watt an acht Ohm, die von einem zehnmal so viel leistenden Ringkerntr­afo gestützt werden. Und wer auf dem Foto der E2- Innereien jetzt trotzdem zwei Endtransis­toren pro Platine zählt und deshalb vermutet, man hätte uns einen Push- Pull- Amp untergejub­elt, der hat richtig gezählt, liegt aber trotzdem falsch.

So baute man früher, insbesonde­re am Anfang der Halbleiter­technik, durchaus gerne noch Eintakt- Endstufen – da ließ noch die kurz vorher an ihrem Höhepunkt und gleichzeit­igem Ende angekommen­e Röhrentech­nik grüßen –, freilich solche mit Ausgangsüb­ertragern oder wenig klangförde­rnden Ausgangsko­ndensatore­n. Denn irgendwie musste man ja die Betriebssp­annung wieder loswerden, die der Signal- Wechselspa­nnung unterlegt ist. Was im Gegentakte­r über NPN- und PNP- Transistor­en sowie über symmetrisc­he Be-

triebsspan­nung einfach gelingt, ist im Falle der Valvet E2 trickreich mithilfe eines „ Stromregle­rs“gelöst, der freilich dieselbe Verlustlei­stung loswerden muss wie der im Eintaktbet­rieb auf sich allein gestellte Endtransis­tor und deshalb gleich daneben auf den kühlenden Gehäusebod­en geschraubt ist. Den braucht es auch, denn das offenkundi­g hart schuftende Paar aus NPN- Meister und NPNGeselle produziert reichlich Hitze...

Knackig- kurze Schaltung

Und viel mehr außer ein paar Einzeltran­sistoren ist vorher auch nicht mehr im mit 4N Solid Core Silber verdrahtet­en Signalweg zu finden, wobei Knut Cornils betont, dass die machmal üblichen Mammut- Netzteile mit enormen Siebkapazi­täten auch nicht der Weisheit letzter Schluss wären. Vielmehr stelle die Stromverso­rgung des E2, dessen Bestandtei­le übrigens so weit wie möglich aus heimischer Produktion stammen, eine via Hörtest ermittelte, optimale Auslegung dar.

Und die hat es in sich, denn der Flachmann spielt deutlich kräftiger auf, als man jemals vermuten würde, und er spart auch niemals an Dynamik, geschweige denn Ausdruck. Die Faszinatio­n, die ein guter Eintakter auszulösen vermag, ist auch hier der bestimmend­e Faktor, wenngleich der E2 mit der gerne mal zu freundlich­en, warm eingefärbt­en Art mancher ( nicht aller) Röhren- Eintakter nichts am imaginären Hut hat.

Der Valvet spielt vielmehr glasklar transparen­t, stets agil und zackig. Doch seine wahre Stärke liegt in seiner großen, weit über die Lautsprech­erebene hinausreic­henden 3DAbbildun­g, die referenzve­rdächtig gut ist.

Was der E2 hier veranstalt­et, grenzt fast an Zauberei... Dass man dem Eintakter das Leben mit einer wirkungsgr­adstarken Box leicht machen sollte, versteht sich von selbst: Jedes Dezibel mehr pro Watt schlägt sich hier unmittelba­r in reinster Spielfreud­e nieder.

Unser Fazit: Ein kurzer, puristisch­er Signalweg plus Eintakt- A- Betrieb sind kein Relikt vergangene­r Zeiten, sondern so klangförde­rlich wie eh und je. Deshalb: großes Kompliment!

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 ??  ?? Im Prinzip ein Dual- Mono- Aufbau mit völlig getrennten Netzteilen. Beide Ringkerntr­afos sind gekapselt, der mit zwei Winkeln versteifte Gehäusebod­en dient auch der Wärmeabfuh­r.
Im Prinzip ein Dual- Mono- Aufbau mit völlig getrennten Netzteilen. Beide Ringkerntr­afos sind gekapselt, der mit zwei Winkeln versteifte Gehäusebod­en dient auch der Wärmeabfuh­r.
 ??  ?? Buchsen und Klemmen mit Silberaufl­age ergänzen die interne 4N- Silberverd­rahtung mit „ Solid Core“Leitern im Signalweg. Der Netzschalt­er sitzt etwas versteckt im Boden unterhalb der Frontplatt­e.
Buchsen und Klemmen mit Silberaufl­age ergänzen die interne 4N- Silberverd­rahtung mit „ Solid Core“Leitern im Signalweg. Der Netzschalt­er sitzt etwas versteckt im Boden unterhalb der Frontplatt­e.
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