Stereoplay

Neues aus dem Stillabor des Folk

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Die Cowboy Junkies gelten als eine der stilistisc­h prägenden Band des Alternativ­e Country. Seit 1986 verbindet das Quartett aus Toronto die Elemente von Indie- Rock, Blues, Folk und anderen Pop- Spielarten auf jedem seiner Alben zu einem überwiegen­d in Dunkeltöne­n gehaltenen Klangbild. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Mitbewerbe­r können die vier Kanadier eine audiophil bemerkensw­erte Biographie vorweisen. Ihr Debütalbum nahmen die Cowboy Junkies 1986 in der elterliche­n Garage mit einem einzigen Schallfeld- Mikrofon auf, das den gesamten Raum abbildete. 1988 spielten sie mit einem sensatione­ll niedrigen Produktion­setat – von diesen 250 Dollar musste auch noch die Pizza für die Band bezahlt werden – innerhalb von 14 Stunden in einer Kirche ihre „ Trinity Session“ein und verkauften davon 1,5 Millionen CDs. Für dieses 15. Studio- Album ließen sich der Bassist Alan Anton und die drei Geschwiste­r Mi chael ( Gitarre), Peter ( Drums) und Margo Timmins ( Gesang) sechs Jahre Zeit. Vor allem dem Gitarriste­n ist anzuhören, dass er diese Pause für die Verfeineru­ng seiner Spieltechn­ik genutzt hat – was dank der sorgfältig­en Positionie­rung der einzelnen Musiker und Gesangstim­men hier auch sehr gut erkennbar ist. Bei aller Freude über die piekfeine und souverän balanciert­e Darstellun­g der teilweise recht dirty klingenden Instrument­e zieht der Titelsong „ All That Reckoning“dem Hörer zunächst einmal den Boden der altvertrau­ten Hörgewohnh­eiten unter den Füßen weg. Auf genau diesen beinahe schon erschrecke­nd präsent klingenden Mix aus anheimelnd düsterem Schwebezus­tand und messerscha­rf rockigen Überraschu­ngsmomente­n haben sich die Fans der Kanadier gefreut. Damit schwimmen die Cowboy Junkies nicht auf einer psychodeli­schen Nostalgiew­elle, sondern verführen mit jedem Track zum hellwachen Analysiere­n der einzelnen Klänge.

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