Fremdenführer für den Blues
Jeder von diesen 42 Tracks war eine Inspirationsquelle für die Rolling Stones. Cover- Versionen wie etwa von Chuck Berrys „ Carol“, Bo Diddleys „ Mona“, Slim Harpos „ I’m A King Bee“und vom Muddy Waters- Hit „ I Just Want To Make Love To You“konnte man schon 1964 auf der Debüt- LP der fünf Engländer hören, für dieses Doppel- Album mit den Vorlagen für die eigenen Rock’n’Roll- Sozialisation wurden die Erst- Einspielungen der vier Rhythm’n’Blues- Klassiker verwendet. Und die Stones blieben ihren Quellen treu, 2016 etwa überraschten Mick Jagger und seine Band ihre Fans mit einem Album, auf dem sie nur Blues- Oldies interpretierten – zum Beispiel Little Walters „ Hate To See You Go“oder Lightnin’ Slims „ Hoodoo Blues“; weitere Original- Aufnahmen, die als Vorlagen für „ Blue And Lonesome“gedient hatten, sind hier nun zu hören. Das ist zunächst kaum sensationell, denn es gibt viele Zusammenstellungen mit Songs, an denen sich die größte Rock’n’Roll- Band aller Zeiten abgearbeitet hatte. Doch hier ist das Material in durchgängig ordentlicher Klangqualität zu hören. Die bestmöglichen Quellen konnten verwendet werden, weil dieses Projekt beinahe schon „ amtlich“ist: Als Kuratoren stehen die Rolling Stones dafür mit ihrem guten Namen gerade und garantieren außerdem, dass pro Doppel- LP 1,25 Britische Pfund (£ 0,65 für die Doppel- CD) an Willie Dixon’s Blues Heaven Foundation gespendet wird. Dem Namensgeber dieser gemeinnützigen Organisation sind sie zu besonderem Dank verpflichtet, denn Willie Dixon war der Songwriter ihres allerersten Nummer- 1- Hits: „ Little Red Rooster“; jene Version, die 1961 von Howlin’ Wolf eingespielt worden war, ist hier zu hören. Der Stones- Fan genießt die Compilation als „ Best of“der Lieblingsplatten von Mick Jagger, Keith Richards und Brian Jones. Für Einsteiger ist sie ein sehr guter Fremdenführer durch die afroamerikanische Großstadt- Folklore zwischen Mississippi Delta und der Southside von Chicago.