Ganz entspannt und doch konkret
Seit David Bowies zweitem Album gehörte Tony Visconti zum Team. Denn der amerikanische Produzent hatte ein spezielles Gefühl für die Mischung aus Stilisierung und Direktheit, die jemand wie Bowie brauchte, der gerne mit Inszenierungen spielte. So hatte der Sänger beispielsweise seine Kunstfigur Ziggy Stardust seit einem knappen Jahrfünft beerdigt, fand jedoch, dass die Stücke live durchaus ihre Berechtigung hätten. So rutschen sie in das Programm der 1978er Konzerte, die er im Anschluss an den Erfolg von „ Low“( 1977) und „ Heroes“( 1977) unter anderem in London gab. Visconti war dann auch im Earls Court Club dabei, als die bestens eingespielte Band den Sound für einen Konzertfilm festhalten wollte. Daraus wurde nichts, weil der Künstler mit den optischen Resultaten nicht zufrieden war. Dafür waren die Audio- Aufnahmen bestechend konkret und hypnotisch intensiv, sodass sie nun nach langen Jahren im Archiv als Tripple- ripple- Vinyl ( oder Doppel CD) erscheinen. Zwar gibt es mit „ Stage“( 1978) schon ein Dokument dieser Konzertphase David Bowies, das zwei Monate vor „ Welcome To The Blackout“aufge- nommen wurde. Die Londoner Konzerte vom 30. Juni und 1. Juli 1978 sind aber klanglich und gestalterisch deutlich kompakter und schaffen es, die Stimmung im Club spürbar einzufangen, ohne dafür allzu viel Abstriche beim Sound machen zu müssen. So macht es Sinn, einen zweiten Blick auf diese Monate zu werfen. Bowie selbst klingt ungemein locker, man merkt ihm an, dass die Tournee sich ihrem Ende zuneigte und er seinen Energien freien Lauf lassen konnte. Die siebenköpfige Band wiederum hatte das Repertoire derart verinnerlicht, dass die Stücke nur so flutschten. Visconti wachte aufmerksam über die Klanggestaltung am Pult, die Pressung ist grundsolide und rauscharm, sodass „ Welcome To The Blackout“zu den besten Live- Dokumenten gehört, die es von David Bowie zu hören gibt.