Spaß ohne Bremse
Und ganz nebenbei zeigen Günter Baby Sommer und Till Brönner dem Business die lange Nase. Denn dem einen wird oft unterstellt, er sei vor allem ein Schlagzeugclown mit Ostvergangenheit, der vor lauter Kalauerei zuweilen die Innovation vergesse. Der andere wiederum wird schon mal als Smartjazzer abgekanzelt, der seine überbordende Kreativität an den Kommerz verraten habe. Jetzt aber treffen sich die beiden Vollblutmusiker und lassen sich mit hinreißender Selbstverständ- lichkeit in die Freiheit des improvisierenden Gesprächs fallen, dass Kritiker des Herkömmlichen wie Beckmesser erscheinen müssen. Der Anlass des Duo- Albums „ Baby’s Party“war Sommers 75. Geburtstag, den er im August dieses Jahres feierte und dafür kein großes Defilee verdienter Mitstreiter im Studio hat vorbeiziehen lassen, sondern ein Experiment wagen wollte. Das Duo mit dem Trompeter Brönner hatte er bereits bei verschiedenen Konzert- Anlässen ausprobiert, im Dezember 2017 wurde in den Hardstudios im Schweizer Winterthur daraus ein elfteiliges Programm. Natürlich brachte jeder auch seine Vergangenheit mit, Sommer den Hang zum Humoristischen von der Maultrommel bis zum manchmal knurrenden Begleitgegrummel, Brönner die Eleganz und Eloquenz der Phrasierung, die ihn schon bis ins Weiße Haus der Obama- Jahre gebracht hatte. Darüber hinaus aber ging es um Wagnis und Kommunikation, um gemeinsam ausgekostete Motive, hin und her pendelnde Impulse, um Energien und den Spaß an der Freiheit einer ebenso seltenen wie beflügelnden Kombination von Schlagzeug und Trompete. Beide Musiker ließen sich fallen, ohne sich zu verlieren, beide sind herausragende, inspirierte, erfahrene Instrumentalisten und so wurde „ Baby’s Party“tatsächlich zu einem Fest produktiver Spielfreude, das zeigt, wie weit man ohne Stil- Barrieren und Spaß- Bremsen kommen kann.