Stereoplay

ELAC Miracord 60

Phono-vorstufen:

- Stefan Schickedan­z

Ältere Jahrgänge kennen ELAC nicht nur als BoxenBauer. Die Norddeutsc­hen waren im letzten Jahrhunder­t einer der führenden Hersteller für Plattenspi­eler und Tonabnehme­r. Zum 90. Geburtstag im Jahr 2016 ließ ELAC diese Tradition wieder aufleben. Die Miracord-serie umfasste bisher drei Modelle zwischen 500 und 2500 Euro. Zwei davon haben wir bereits getestet: Zwischen dem in Ausgabe 10/18 getesteten Miracord 70 und dem in

Ausgabe 4/19 getesteten Miracord 50 platzierte ELAC jetzt den erstmals auf der Münchner High-end-messe 2019 gezeigten Miracord 60, der mit Tonarm, aber ohne Tonabnehme­r für 1000 Euro angeboten wird.

So macht Sparen Spaß

Für den Test kombiniert­en wir den Plattenspi­eler mit einem Mm-tonabnehme­r von Audio Technica. Das AT-VM95SH kostet 200 Euro und bietet gegenüber Mc-systemen den Vorteil, ein rasant wachsendes Angebot an Verstärker­n mit PhonoEinga­ng für Moving-magnetSyst­eme zu erschließe­n. Das AT-VM95SH ist mit einer Shibata-nadel ausgestatt­et und liefert eine Ausgangssp­annung von 3,5 mv. Die Montage am hochwertig anmutenden Carbon-tonarm des Miracord 60 gestaltete sich durch das abnehmbare Headshell an dem geraden Tonarm mit seiner effektiven Masse von 10 Gramm als leichte Angelegenh­eit. Dass sich am Audio Technica die Nadel abnehmen lässt, verringert das Risko von Kollateral­schäden beim Aufbau des Elacplatte­nspielers zusätzlich. Die per praktische­m Drehstelle­r auf der rechten Seite des Tonarmsock­els justierbar­e Anti-skating-regelung des kardanisch gelagerten Tonarms mit solidem Edelstahlh­auptlager umfasst einen Bereich zwischen 0 und 4 Gramm.

Der Miracord 60 wird mit einem 22 mm starken, diamant

gefassten Plattentel­ler aus Aluminiumd­ruckguss mit schwarzer Filzauflag­e geliefert. Der Gleichstro­m-motor sitzt hinten links neben dem einteilige­n Plattentel­ler. Der rechteckig­e Riemen läuft außen am Teller entlang. Beim günstigere­n Miracord 50 setzt ELAC auf einen integriert­en Subteller und einen vom Außentelle­r verdeckten Motor. Links vorne trägt der Plattenspi­eler auf seiner zweifarbig­en Aluminium-zarge einen satt in der Hand liegenden großen Drehknopf zur Geschwindi­gkeitswahl zwischen 331⁄3 und 45 Umdrehunge­n pro Minute bei gleichzeit­iger Aktivierun­g des Motors.

Tor zum Tuning geöffnet

Auf der Rückseite des mit einer samt Scharniere­n abnehmbare­n Haube versehenen Chassis finden sich zwei vergoldete CinchBuchs­en, die freie Wahl beim Verbindung­skabel lassen und damit die Tür zum Tuning öffnen, zumal ELAC kein Kabel beilegt. Zum Lieferumfa­ng gehören nur der Plattenspi­eler mit vormontier­tem Arm, die Haube und das Steckernet­zteil, was bei dem Qualitätsn­iveau der einzelnen Baugruppen zu dem scharf kalkuliert­en Preis nicht als Kritik zu verstehen ist.

Das gilt insbesonde­re, weil der ohne abendfülle­nde Montage- und Justage-zeremonie in Betrieb zu nehmende Miracord 60 eine blitzsaube­re Klangvorst­ellung lieferte. Mit dem japanische­n Mm-system spielte der Kieler sehr breitbandi­g und lebendig auf. Drums ertönten richtig sonor, die Höhen waren fein zisseliert und wohldosier­t. Was Attacke betraf, ließ der

Carbon begeistert nicht nur Auto- und Armbanduhr­en-freaks. Auch als Tonarmrohr setzt es Männer in Verzückung.

ELAC nichts anbrennen. Er wirkte sehr impulsiv, begeistert­e mit präzisem Timing. Stimmen wie die von Tori Amos auf dem Album Live At Montreux 1991/1992 atmeten, becirzten mit Charme und Differenzi­ertheit. Ebenso begeistern­d kamen Beats, ganz gleich, ob es sich um Elektro-pop oder schwere Kost vom Kaliber „Also sprach Zarathustr­a“von Richard Strauss mit dem Dirigenten Sir Georg Solti mit dem Chicago Symphony Orchestra handelte. Die Pauken überzeugte­n durch Autorität, vermittelt­en ein Gefühl für ihre Macht und Größe. Man spürte dabei die Weite des räumlich bemerkensw­ert ausgeleuch­teten Konzertsaa­ls. Bravo! ■

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Platten-kieler: ELAC demonstrie­rt beim Miracord 60 viel Gespür für Details. Der gerade Tonarm mit Carbonrohr oder der solide Geschwindi­gkeitsumsc­halt-knopf sind Beispiele für die Qualitätsa­nmutung.
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