ELAC Miracord 60
Phono-vorstufen:
Ältere Jahrgänge kennen ELAC nicht nur als BoxenBauer. Die Norddeutschen waren im letzten Jahrhundert einer der führenden Hersteller für Plattenspieler und Tonabnehmer. Zum 90. Geburtstag im Jahr 2016 ließ ELAC diese Tradition wieder aufleben. Die Miracord-serie umfasste bisher drei Modelle zwischen 500 und 2500 Euro. Zwei davon haben wir bereits getestet: Zwischen dem in Ausgabe 10/18 getesteten Miracord 70 und dem in
Ausgabe 4/19 getesteten Miracord 50 platzierte ELAC jetzt den erstmals auf der Münchner High-end-messe 2019 gezeigten Miracord 60, der mit Tonarm, aber ohne Tonabnehmer für 1000 Euro angeboten wird.
So macht Sparen Spaß
Für den Test kombinierten wir den Plattenspieler mit einem Mm-tonabnehmer von Audio Technica. Das AT-VM95SH kostet 200 Euro und bietet gegenüber Mc-systemen den Vorteil, ein rasant wachsendes Angebot an Verstärkern mit PhonoEingang für Moving-magnetSysteme zu erschließen. Das AT-VM95SH ist mit einer Shibata-nadel ausgestattet und liefert eine Ausgangsspannung von 3,5 mv. Die Montage am hochwertig anmutenden Carbon-tonarm des Miracord 60 gestaltete sich durch das abnehmbare Headshell an dem geraden Tonarm mit seiner effektiven Masse von 10 Gramm als leichte Angelegenheit. Dass sich am Audio Technica die Nadel abnehmen lässt, verringert das Risko von Kollateralschäden beim Aufbau des Elacplattenspielers zusätzlich. Die per praktischem Drehsteller auf der rechten Seite des Tonarmsockels justierbare Anti-skating-regelung des kardanisch gelagerten Tonarms mit solidem Edelstahlhauptlager umfasst einen Bereich zwischen 0 und 4 Gramm.
Der Miracord 60 wird mit einem 22 mm starken, diamant
gefassten Plattenteller aus Aluminiumdruckguss mit schwarzer Filzauflage geliefert. Der Gleichstrom-motor sitzt hinten links neben dem einteiligen Plattenteller. Der rechteckige Riemen läuft außen am Teller entlang. Beim günstigeren Miracord 50 setzt ELAC auf einen integrierten Subteller und einen vom Außenteller verdeckten Motor. Links vorne trägt der Plattenspieler auf seiner zweifarbigen Aluminium-zarge einen satt in der Hand liegenden großen Drehknopf zur Geschwindigkeitswahl zwischen 331⁄3 und 45 Umdrehungen pro Minute bei gleichzeitiger Aktivierung des Motors.
Tor zum Tuning geöffnet
Auf der Rückseite des mit einer samt Scharnieren abnehmbaren Haube versehenen Chassis finden sich zwei vergoldete CinchBuchsen, die freie Wahl beim Verbindungskabel lassen und damit die Tür zum Tuning öffnen, zumal ELAC kein Kabel beilegt. Zum Lieferumfang gehören nur der Plattenspieler mit vormontiertem Arm, die Haube und das Steckernetzteil, was bei dem Qualitätsniveau der einzelnen Baugruppen zu dem scharf kalkulierten Preis nicht als Kritik zu verstehen ist.
Das gilt insbesondere, weil der ohne abendfüllende Montage- und Justage-zeremonie in Betrieb zu nehmende Miracord 60 eine blitzsaubere Klangvorstellung lieferte. Mit dem japanischen Mm-system spielte der Kieler sehr breitbandig und lebendig auf. Drums ertönten richtig sonor, die Höhen waren fein zisseliert und wohldosiert. Was Attacke betraf, ließ der
Carbon begeistert nicht nur Auto- und Armbanduhren-freaks. Auch als Tonarmrohr setzt es Männer in Verzückung.
ELAC nichts anbrennen. Er wirkte sehr impulsiv, begeisterte mit präzisem Timing. Stimmen wie die von Tori Amos auf dem Album Live At Montreux 1991/1992 atmeten, becirzten mit Charme und Differenziertheit. Ebenso begeisternd kamen Beats, ganz gleich, ob es sich um Elektro-pop oder schwere Kost vom Kaliber „Also sprach Zarathustra“von Richard Strauss mit dem Dirigenten Sir Georg Solti mit dem Chicago Symphony Orchestra handelte. Die Pauken überzeugten durch Autorität, vermittelten ein Gefühl für ihre Macht und Größe. Man spürte dabei die Weite des räumlich bemerkenswert ausgeleuchteten Konzertsaals. Bravo! ■