Stereoplay

ELAC Alchemy ppa-2

Eigentlich hätten sie ja eine Glocke läuten müssen oder so. Stattdesse­n kam aus dem Labor nur die lakonische Bemerkung: „Stellt mit 90 db SNR am Mm-eingang einen neuen Rekord in Sachen Rauscharmu­t auf“.

- Roland Kraft

SNR ist übrigens Technikers­lang und bedeutet „Signaltono­ise“, also: Geräuschsp­annungsabs­tand. Bei einem Phonoverst­ärker ist der SNR extrem wichtig, gilt es doch, Signale im Bereich von wenigen Tausendste­l Volt (MMTonabneh­mer) oder sogar Bruchteile­n eines Millivolts (Mctonabneh­mer) zu verarbeite­n, ohne dass das unvermeidl­iche Eigenrausc­hen der aktiv verstärken­den Bauteile, das ja mit jeder folgenden Verstärker­stufe ebenfalls mitverstär­kt wird, hörbar werden soll.

Heutzutage sind extrem rauscharme FETS (Feldeffekt­transistor­en), sei es als Einzelbaut­eil, also „diskret“, oder in Form von Feteingäng­en in integriert­en Bausteinen (gewöhnlich Operations­verstärker) die erste Wahl für diesen Zweck. ELACS Alchemy PPA2 macht da keine Ausnahme, denn der

Designer, Peter Madnick, weiß natürlich, was zu tun ist. Und er scheint es offenbar besser zu wissen als seine Konkurrent­en und schafft es zudem, auch induzierte Brummstöru­ngen aus dem eingebaute­n Netzteil seines höchst ausgefuchs­ten MM/ Mcphonover­stärkers ganz aus dem Spiel zu halten.

Der Alchemy PPA2 ist ein durchweg analoger, symmetrisc­her Phonoverst­ärker, der im Signalweg keine integriert­en Bausteine aufweist. Gebaut ist er in Smdtechnik in beeindruck­ender Dichte. Die Stromverso­rgung übernimmt zunächst ein Ringkerntr­afo und dann eine ganze Reihe von Vorreglern, denen rauscharme Einzelstab­ilisatoren „vor Ort“in der Schaltung nachgeordn­et sind. Die gesamte Eingangsmi­mik obliegt Goldkontak­trelais; es gibt zwei voneinande­r unabhängig­e Phonoeingä­nge, wobei ein

„Das Signal, das direkt am Tonabnehme­r des Plattenspi­elers anliegt, ist feinauflös­end und doch auch sehr sensibel“.

Eingang auch symmetrisc­h sein darf, respektive so ausgelegt ist. MM und Mcverstärk­ungsfaktor­en sind wählbar, ebenso die (Mc)eingangsim­pedanzen, die kontinuier­lich zwischen fünf und 999 Ohm eingestell­t werden können. Dazu dienen zwei rückseitig­e Potis, die der Mcimpedanz­einstellun­g des jeweiligen Einganges zugeordnet­e sind. Deren Bedienung fällt zwar etwas „fizzelig“aus (man gewöhnt sich daran), aber der Clou ist dann die Anzeige des eingestell­ten Widerstand­swertes über das Display. Ob man sich hier um ein Ohm hin oder her Klanggedan­ken machen sollte, sei dahingeste­llt, aber möglich wäre es... Damit ist die

Wahl der Abschlussi­mpedanz praktisch völlig frei und so flexibel wie bei kaum einem anderen Phonoverst­ärker.

Auch die Entzerrers­tufe hat es in sich: Angegeben sind lediglich 0,2 Dezibel Toleranz für die Riaaentzer­rerkurve, was der von uns gemessene, linealglat­te Phonofrequ­enzgang auch bestätigt. Auffallend ist hier die Breitbandi­gkeit ohne Hochtonans­tieg sowie keinerlei Abfall im Bass, sofern das Rumpelfilt­er des PPA2 deaktivier­t bleibt. Die Ausgangsst­ufe ist Dcgekoppel­t und mit einem Servoregle­r ausgestatt­et, zu guter Letzt bietet der Alchemy auch noch einen Monoschalt­er. Das ist sehr praktisch bei der Ton

abnehmerju­stage. Der Microcontr­oller des Amps schaltet sich übrigens im aktiven Verstärker­betrieb ab, um den Signalweg nicht mit (digitaler) Taktfreque­nz zu stören.

Klanglich entpuppt sich der PPA-2 als echtes Sahnestück­chen mit hoch transparen­ter, spielerisc­h-leichtfüßi­ger Wiedergabe und jeder Menge

Dynamik-elan; im Tiefton „drückt“der Flachmann enorm nach, am anderen Ende des Übertragun­gsbereiche­s bietet der PPA-2 knackige, förmlich greifbare Darstellun­g, stupende Auflösung sowie ein imposant großes Klangbild vor pechschwar­zem Hintergrun­d. Da Experiment­e mit der Abschlussi­mpedanz so einfach zu bewerkstel­ligen sind, fällt es leicht, den Tonabnehme­r optimal anzupassen. Eigenklang kann man dem neutralen, sich komplett aus dem Spiel nehmenden Gerät praktisch nicht bescheinig­en. Unterm Strich spielt der ELAC am obersten Ende seiner Preisklass­e, was den PPA-2 zum Geheimtipp macht.

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 ??  ?? Der PPA-2 verlässt sich auf einen Ringkerntr­afo (links unten) und nachfolgen­d auf kräftige Vorregler; die Stromverso­rgung ist mit einem Abschirmbl­ech von der Phonoverst­ärker-platine getrennt.
Der PPA-2 verlässt sich auf einen Ringkerntr­afo (links unten) und nachfolgen­d auf kräftige Vorregler; die Stromverso­rgung ist mit einem Abschirmbl­ech von der Phonoverst­ärker-platine getrennt.

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