Primare R15
Die wahren Analogfans müssten sich jetzt die Haare raufen: Hier wird digital verstärkt. Darf man das? Wenn es so wunderbar gelingt wie bei Primare. Der R15 strahlt, glänzt, musiziert – mit samtigem Charme.
Malmö ist nicht das Ende der Welt. Aber man muss clever sein, um dorthinzureisen. Malmö selbst liegt tief im Süden von Schweden. Doch am besten gibt man Kopenhagen in Dänemark als idealen Flughafen an. Von dort verkehrt direkt eine Bahnstrecke über die See. Zwei Städte, zwei Sprachen – aber ein europäisches Gesamtgefühl.
Die Welt beliefern
Primare versteht sich als zutiefst schwedische Company. Wir waren bereits vor Ort, durften mit den Denkern sprechen und die Fertigung sehen. Alles unter einem Dach. Ein kleiner, mittelständischer Betrieb in einem westlichen Vorort von Malmö. Es ist nicht weit bis zum Meer. Alles kommt in einem Stockwerk unter, Primare erstreckt sich im Erdgeschoss. Von hier aus wird die Welt beliefert. Was nur deshalb gelingt, weil hier gut gewirtschaftet wird und zudem ganz schlaue Köpfe denken. Dieses Schaltungskonzept gibt es nur hier – in den Vollverstärkern und Endstufen, aber auch beim Phonoamp R15. Die Chefs haben für die Schaltung das dicke Kürzel „UFPD2“entworfen. Lösen wir es auf. Die „2“steht für die zweite Generation, der Rest für „Ultra Fast Power Device“. Über die
Details wirft Primare den Mantel des Schweigens. Weil man der Konkurrent voraus ist. Denn die Schweden haben ein Verstärkermodell entwickelt, das extrem effektiv ist und dem Typus einer Classdigitalstufe folgt. Doch alle Vorbehalte wurden überwunden. Die frühen Digitalverstärker klangen hart und angestrengt. Primare hingegen hat uns oft mit fast röhrenartiger Feinheit beglückt. Alles gelingt leicht, elegant mit dem Hauch von Samt.
So auch der R15. Er ist ein reiner Phonoamp. Hinein geht es vom Tonarm per Cinch, ebenso hinaus. Alles entsteht am Firmenstandort in Schweden. Die Lohnkosten sind hoch, aber ebenso die Qualitätsmaßstäbe. Auf der Front sehen wir nur eine leuchtende LED, das eigent
liche Schauspiel findet auf der Rückseite statt. Hier wird über den Subsonic-filter bestimmt, ob ein MM- oder Mc-system anliegt. Über Winzschalter lassen sich zudem die Empfindlichkeiten der Eingänge vorgeben. Alles wie aus dem heiligen Handbuch. Doch es gibt einen großen Trick: Auf der Rückseite, gleich neben dem Stromeingang liegt der Haupteinschalter. Wer aber etwas hören will, muss einen zweiten Einschalter zum Weckruf aus dem Standby anklicken. Der liegt mitten auf der Front, versteckt im Signet von Primare. Jetzt erst kann gelauscht werden. Kommt über zwanzig Minuten kein Signal, so verfällt die Vorstufe automatisch in Standby. Was sich aber durch einen langen Tastendruck ausschalten lässt. Sehr praxisnah, sehr elegant.
Super Preis
Nochmals: ein Digital-amp trifft auf feinste Analogsignale. Das kann schiefgehen. Doch der R15 verzauberte uns. Das war warm, gefühlvoll, schnell, brillant – das Beste aus beiden Welten. Nach den Maßstäben unserer Bestenliste hätte man durchaus das Doppelte für diese Qualität ausgeben können.