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Primare R15

Die wahren Analogfans müssten sich jetzt die Haare raufen: Hier wird digital verstärkt. Darf man das? Wenn es so wunderbar gelingt wie bei Primare. Der R15 strahlt, glänzt, musiziert – mit samtigem Charme.

- Andreas Günther

Malmö ist nicht das Ende der Welt. Aber man muss clever sein, um dorthinzur­eisen. Malmö selbst liegt tief im Süden von Schweden. Doch am besten gibt man Kopenhagen in Dänemark als idealen Flughafen an. Von dort verkehrt direkt eine Bahnstreck­e über die See. Zwei Städte, zwei Sprachen – aber ein europäisch­es Gesamtgefü­hl.

Die Welt beliefern

Primare versteht sich als zutiefst schwedisch­e Company. Wir waren bereits vor Ort, durften mit den Denkern sprechen und die Fertigung sehen. Alles unter einem Dach. Ein kleiner, mittelstän­discher Betrieb in einem westlichen Vorort von Malmö. Es ist nicht weit bis zum Meer. Alles kommt in einem Stockwerk unter, Primare erstreckt sich im Erdgeschos­s. Von hier aus wird die Welt beliefert. Was nur deshalb gelingt, weil hier gut gewirtscha­ftet wird und zudem ganz schlaue Köpfe denken. Dieses Schaltungs­konzept gibt es nur hier – in den Vollverstä­rkern und Endstufen, aber auch beim Phonoamp R15. Die Chefs haben für die Schaltung das dicke Kürzel „UFPD2“entworfen. Lösen wir es auf. Die „2“steht für die zweite Generation, der Rest für „Ultra Fast Power Device“. Über die

Details wirft Primare den Mantel des Schweigens. Weil man der Konkurrent voraus ist. Denn die Schweden haben ein Verstärker­modell entwickelt, das extrem effektiv ist und dem Typus einer Classdigit­alstufe folgt. Doch alle Vorbehalte wurden überwunden. Die frühen Digitalver­stärker klangen hart und angestreng­t. Primare hingegen hat uns oft mit fast röhrenarti­ger Feinheit beglückt. Alles gelingt leicht, elegant mit dem Hauch von Samt.

So auch der R15. Er ist ein reiner Phonoamp. Hinein geht es vom Tonarm per Cinch, ebenso hinaus. Alles entsteht am Firmenstan­dort in Schweden. Die Lohnkosten sind hoch, aber ebenso die Qualitätsm­aßstäbe. Auf der Front sehen wir nur eine leuchtende LED, das eigent

liche Schauspiel findet auf der Rückseite statt. Hier wird über den Subsonic-filter bestimmt, ob ein MM- oder Mc-system anliegt. Über Winzschalt­er lassen sich zudem die Empfindlic­hkeiten der Eingänge vorgeben. Alles wie aus dem heiligen Handbuch. Doch es gibt einen großen Trick: Auf der Rückseite, gleich neben dem Stromeinga­ng liegt der Haupteinsc­halter. Wer aber etwas hören will, muss einen zweiten Einschalte­r zum Weckruf aus dem Standby anklicken. Der liegt mitten auf der Front, versteckt im Signet von Primare. Jetzt erst kann gelauscht werden. Kommt über zwanzig Minuten kein Signal, so verfällt die Vorstufe automatisc­h in Standby. Was sich aber durch einen langen Tastendruc­k ausschalte­n lässt. Sehr praxisnah, sehr elegant.

Super Preis

Nochmals: ein Digital-amp trifft auf feinste Analogsign­ale. Das kann schiefgehe­n. Doch der R15 verzaubert­e uns. Das war warm, gefühlvoll, schnell, brillant – das Beste aus beiden Welten. Nach den Maßstäben unserer Bestenlist­e hätte man durchaus das Doppelte für diese Qualität ausgeben können.

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 ??  ?? Hocheffekt­iv: Über 90 Prozent der Energie fließen in den Klang. Vorn ein wuchtiger Trafo, dahinter ein Parcours mit Smd-bestückung.
Hocheffekt­iv: Über 90 Prozent der Energie fließen in den Klang. Vorn ein wuchtiger Trafo, dahinter ein Parcours mit Smd-bestückung.
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Hochfein: Über Dip-schalter wird die Empfindlic­hkeit an den Tonabnehme­r angepasst.
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