Thorens TD-1601
Klassisch soll er sein, der Plattenspieler. Aber ein bisschen Komfort, ach, das wäre schon nicht schlecht. Voilà.
Die Vinyl-schallplatte ist das älteste noch aktive Wiedergabemedium. Aktuelle Zahlen vom Bundesverband Musikindustrie zeigen wieder nach oben: Der Umsatz mit Vinyl ist in Deutschland in den ersten drei Quartalen 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent gestiegen. In den USA sind es sogar zehn Prozent.
Der Klassiker „Schallplatte“kommt immer mehr in der Gegenwart an. Was liegt also näher, als einen klassischen Plattenspieler moderner, sprich komfortabler zu machen?
Genau das tut die Firma Thorens mit dem TD-1601. Oder, wie Thorens es formuliert: „Die Rückbesinnung auf die Thorens-dna mit erweiterten Features.“Diese Features sind bemerkenswert und dienen in erster Linie dem Komfort. Aber auch dem Klang.
Holzzarge
Es sind nämlich zwei Features, die diesen neuen Thorens so spannend machen. Zum einen ist da die echt oldschoolige Idee einer Endabschaltung und eines Lifts auf Knopfdruck. So etwas in hochwertiger Ausführung findet man heute nicht mehr. Nun, hier schon. Dazu später mehr.
Zum anderen ist da ein neu entwickeltes Subchassis, das das Rad zwar nicht komplett neu erfindet, aber an wichtigen Schrauben bzw. Federn dreht und so dem
Klang und den Ohren guttut. Mehr dazu im Kasten.
Doch werfen wir zunächst einen etwas gröberen Blick auf den TD-1601. Es handelt sich also ganz klassisch um einen Subchassis-plattenspieler mit einer sehr schönen Holzzarge (schwarz lackiert oder Nussbaum). Die Zarge ruht auf drei in der Höhe verstellbaren Füßen. Optional gibt es für 170 Euro eine Absorberbasis, die auf den Namen TAB 1600 hört. Sie soll den TD-1601 weiter von der Stellfläche entkoppeln. Im Karton liegt eine Abdeckhaube, die dem Gerät gut zu Gesicht steht und beim Hören im Zweifelsfall abgenommen wird.
Vorne links in der Zarge sitzt der Antriebsmotor, und zwar ist er fest auf der unteren der beiden Ebenen montiert. Er treibt über einen Flachriemen aus Gummi einen Aluminium-subteller, auf dem wiederum der Aluminium-hauptteller zum Liegen kommt. Jegliches Klingeln des zweiteiligen Tellers eliminiert die etwas hemdsärmlige, dicke Gummimatte, die
auf den Teller gehört. Aber erstens ist deren Optik Geschmacksache und zweitens kann man hier ja auch gerne mit anderen Matten experimentieren.
Der montierte Arm ist ein Grund zur Freude, ist doch der Thorens TP 92 ein wirklich wunderbarer 9-Zöller. Hier kann man sich in Sachen Tonabnehmerauswahl ruhig auch mal gehen lassen.
Liftboy
Unsichtbar im Chassis findet sich neben der geregelten Motorsteuerung und der Signalverarbeitungs-platine mit den Cinch- und Xlr-ausgangsbuchsen (sehr zu empfehlen bei Nutzung eines Mc-tonabnehmers) noch die trickreiche berührungslose Endabschaltung und der aufwendige elektrische Armlift.
Plattenhören läuft mit dem TD-1601 nämlich so ab: Man legt die Platte auf, startet den Motor mit der gewünschten Drehzahl (33 1/3 oder 45 RPM), führt den Arm über die Einlaufrille (oder eine Wunschstelle) und betätigt den Liftknopf. Die
Der Bass kombiniert die Kraft eines Masselaufwerks mit dem Swing eines Subchassis-spielers – wow.
per Minimotor betriebene Automatik senkt nun den Arm, nicht ganz geräuschlos, auf die Plattenoberfläche ab. Am Ende der Platte wird der Liftmotor dank einer Lichtschranke wieder in Bewegung versetzt. Der Arm wird angehoben, der Teller stoppt. Will man eine Plattenseite nicht zu Ende hören, drückt man den Lift-knopf, wartet die Lift-arbeit ein paar Sekunden ab, führt den Arm dann in seine Ruheposition und stoppt den Teller. Wer den TD1601 ansprechend findet, aber denkt, den Lift brauche er nicht, der kann übrigens den ansonsten baugleichen TD-1600 kaufen (und 500 Euro sparen). Unser Tipp: Beide Modelle beim Händler ansehen.
I Said Mama, Mama, Mama
Im Hörtest legten wir zunächst einen alten Messe-klassiker auf: „Tricycle“von Flim & The
BB’S. Dieses recht effektvolle Stück machte eine große Stärke des TD-1601 sofort überdeutlich: Der Thorens verfügt über ganz erstaunliche Bassqualitäten! Das würde man vielleicht von einem Masselaufwerk erwarten, nicht von einem so „leichten“Subchassis-spieler. Kraftvoll, satt und herrlich swingend!
Billy Joels Telefonsexsong „Sometimes A Fantasy“klang knackig und knallte in der Mfsl-version nur so aus den Boxen. Dynamisch lässt der Thorens ebenfalls nichts anbrennen. Wir blieben bei 45erPressungen und hörten noch schnell den „Rain King“der Counting Crows an. Enorm beschwingt war das und auffallend Rhythmus-stark. Nimmt man zu diesem Traum-klang noch die herrliche Optik, kann man sich eigentlich nur verlieben. ■