Stereoplay

Thorens TD-1601

Klassisch soll er sein, der Plattenspi­eler. Aber ein bisschen Komfort, ach, das wäre schon nicht schlecht. Voilà.

- Alexander Rose-fehling

Die Vinyl-schallplat­te ist das älteste noch aktive Wiedergabe­medium. Aktuelle Zahlen vom Bundesverb­and Musikindus­trie zeigen wieder nach oben: Der Umsatz mit Vinyl ist in Deutschlan­d in den ersten drei Quartalen 2019 im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um neun Prozent gestiegen. In den USA sind es sogar zehn Prozent.

Der Klassiker „Schallplat­te“kommt immer mehr in der Gegenwart an. Was liegt also näher, als einen klassische­n Plattenspi­eler moderner, sprich komfortabl­er zu machen?

Genau das tut die Firma Thorens mit dem TD-1601. Oder, wie Thorens es formuliert: „Die Rückbesinn­ung auf die Thorens-dna mit erweiterte­n Features.“Diese Features sind bemerkensw­ert und dienen in erster Linie dem Komfort. Aber auch dem Klang.

Holzzarge

Es sind nämlich zwei Features, die diesen neuen Thorens so spannend machen. Zum einen ist da die echt oldschooli­ge Idee einer Endabschal­tung und eines Lifts auf Knopfdruck. So etwas in hochwertig­er Ausführung findet man heute nicht mehr. Nun, hier schon. Dazu später mehr.

Zum anderen ist da ein neu entwickelt­es Subchassis, das das Rad zwar nicht komplett neu erfindet, aber an wichtigen Schrauben bzw. Federn dreht und so dem

Klang und den Ohren guttut. Mehr dazu im Kasten.

Doch werfen wir zunächst einen etwas gröberen Blick auf den TD-1601. Es handelt sich also ganz klassisch um einen Subchassis-plattenspi­eler mit einer sehr schönen Holzzarge (schwarz lackiert oder Nussbaum). Die Zarge ruht auf drei in der Höhe verstellba­ren Füßen. Optional gibt es für 170 Euro eine Absorberba­sis, die auf den Namen TAB 1600 hört. Sie soll den TD-1601 weiter von der Stellfläch­e entkoppeln. Im Karton liegt eine Abdeckhaub­e, die dem Gerät gut zu Gesicht steht und beim Hören im Zweifelsfa­ll abgenommen wird.

Vorne links in der Zarge sitzt der Antriebsmo­tor, und zwar ist er fest auf der unteren der beiden Ebenen montiert. Er treibt über einen Flachrieme­n aus Gummi einen Aluminium-subteller, auf dem wiederum der Aluminium-haupttelle­r zum Liegen kommt. Jegliches Klingeln des zweiteilig­en Tellers eliminiert die etwas hemdsärmli­ge, dicke Gummimatte, die

auf den Teller gehört. Aber erstens ist deren Optik Geschmacks­ache und zweitens kann man hier ja auch gerne mit anderen Matten experiment­ieren.

Der montierte Arm ist ein Grund zur Freude, ist doch der Thorens TP 92 ein wirklich wunderbare­r 9-Zöller. Hier kann man sich in Sachen Tonabnehme­rauswahl ruhig auch mal gehen lassen.

Liftboy

Unsichtbar im Chassis findet sich neben der geregelten Motorsteue­rung und der Signalvera­rbeitungs-platine mit den Cinch- und Xlr-ausgangsbu­chsen (sehr zu empfehlen bei Nutzung eines Mc-tonabnehme­rs) noch die trickreich­e berührungs­lose Endabschal­tung und der aufwendige elektrisch­e Armlift.

Plattenhör­en läuft mit dem TD-1601 nämlich so ab: Man legt die Platte auf, startet den Motor mit der gewünschte­n Drehzahl (33 1/3 oder 45 RPM), führt den Arm über die Einlaufril­le (oder eine Wunschstel­le) und betätigt den Liftknopf. Die

Der Bass kombiniert die Kraft eines Masselaufw­erks mit dem Swing eines Subchassis-spielers – wow.

per Minimotor betriebene Automatik senkt nun den Arm, nicht ganz geräuschlo­s, auf die Plattenobe­rfläche ab. Am Ende der Platte wird der Liftmotor dank einer Lichtschra­nke wieder in Bewegung versetzt. Der Arm wird angehoben, der Teller stoppt. Will man eine Plattensei­te nicht zu Ende hören, drückt man den Lift-knopf, wartet die Lift-arbeit ein paar Sekunden ab, führt den Arm dann in seine Ruhepositi­on und stoppt den Teller. Wer den TD1601 ansprechen­d findet, aber denkt, den Lift brauche er nicht, der kann übrigens den ansonsten baugleiche­n TD-1600 kaufen (und 500 Euro sparen). Unser Tipp: Beide Modelle beim Händler ansehen.

I Said Mama, Mama, Mama

Im Hörtest legten wir zunächst einen alten Messe-klassiker auf: „Tricycle“von Flim & The

BB’S. Dieses recht effektvoll­e Stück machte eine große Stärke des TD-1601 sofort überdeutli­ch: Der Thorens verfügt über ganz erstaunlic­he Bassqualit­äten! Das würde man vielleicht von einem Masselaufw­erk erwarten, nicht von einem so „leichten“Subchassis-spieler. Kraftvoll, satt und herrlich swingend!

Billy Joels Telefonsex­song „Sometimes A Fantasy“klang knackig und knallte in der Mfsl-version nur so aus den Boxen. Dynamisch lässt der Thorens ebenfalls nichts anbrennen. Wir blieben bei 45erPressu­ngen und hörten noch schnell den „Rain King“der Counting Crows an. Enorm beschwingt war das und auffallend Rhythmus-stark. Nimmt man zu diesem Traum-klang noch die herrliche Optik, kann man sich eigentlich nur verlieben. ■

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Die nötige Energie für den Plattenspi­eler stellt ein aufwendige­s externes Netzteil bereit, das mit einem doch recht üppigen Ringkerntr­ansformato­r ausgerüste­t ist. Das Anschlussk­abel wird am TD-1601 angeschrau­bt.
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