Stereoplay

Acoustic Solid 110 Metall

Der Acoustic Solid 110 Metall wirkt auf angenehme Art wie ein alter Bekannter. Sein zugleich leichtfüßi­g und solide wirkendes Äußeres verspricht viel. Kann der Klang dieses Verspreche­n trotz Downsizing erfüllen?

- Alexander Rose-fehling

Bisher war der Solid 111 Metall (Test in stereoplay 4/19) das Modell, mit dem man in die Welt der Metall-serie von Acoustic Solid einsteigen konnte. Nun geht das noch günstiger, mit dem Solid 110 Metall. Seine Herkunft sieht man ihm (zum Glück) dennoch, also trotz geringeren Budgets, sofort an.

Wie seine Metall-brüder setzt auch der 110 auf eine akustisch optimierte Laufwerksf­orm, die dem Körperscha­ll nur eine minimale Angriffsfl­äche bietet. Die Basis hat einen Durchmesse­r von 18 cm und ist fünf Zentimeter hoch. An ihrer Unterseite trägt sie drei in der Höhe verstellba­re, spitz zulaufende Füße aus Vollalumin­ium, die auf Unterlegsc­heiben aufsetzen.

Die Basisplatt­e hat drei Ausleger. Die beiden hinteren tragen Motor und Tonarmbasi­s, der vordere trägt die elektronis­che Motorsteue­rung. Diese ist hier fest montiert. Das verleiht dem 110 Metall eine aufgeräumt­ere Optik und ist einfach

Selbst im günstigen 110 Metall sitzt das geniale gegossene Acoustic-solidlager mit Keramikkug­el.

praktisch. Ein wenig nachteilig ist hingegen, dass das seitlich aus der Motorsteue­rung herausgefü­hrte Stromkabel die Optik ein wenig stört.

Vielleicht wäre es ja möglich, das Kabel im Seriengerä­t hinten rauszuführ­en?

Lager? Top!

In der Basis logiert natürlich auch das bewährte AcousticSo­lid-tellerlage­r. Diese Lager sind, wie unsere Erfahrung zeigt, sehr zuverlässi­g und mit viel Verstand gemacht. Die Frage, wie man ein passgenaue­s

Lager mit engsten Toleranzen herstellt, beantworte­t Karl Wirth so: Er gießt einen Kunststoff­gleitbelag auf eine geschliffe­ne Edelstahla­chse, was eine perfekt passende Kombinatio­n ergibt. Der Lagerboden wird ebenfalls gegossen und zusätzlich mit einer Teflonsche­ibe bedämpft. Kontakt zu diesem Boden nimmt eine polierte Keramikkug­el auf, die in den Lagerdorn eingepress­t wird. Die durchweg sehr guten Messwerte, die unser Testlab ermittelt hat, geben Karl Wirth mal wieder Recht. Rumpeln und Gleichlauf sind ohne Fehl und Tadel.

Typisch auch die Ankopplung der Platte an den Teller. Hier kommen nämlich gleich zwei Telleraufl­agen auf dem handpolier­ten, 6 kg schweren und 3 cm hohen Vollalumin­iumteller zum Einsatz: eine Ledermatte und darauf eine 3-mmplexigla­sscheibe.

Nun dreht sich der Teller nicht selbststän­dig, sondern er braucht einen Antrieb. Der Syn

chronmotor stammt von Berger. Ein Nylon-silikon-riemen verbindet Motor und Teller, auch das ist eine bekannte Lösung.

Der auf dem Laufwerk montierte Arm wird zwar von Rega gefertigt, ist aber kein Modell von der Stange, sondern wird für Acoustic Solid modifizier­t. Die Auflagekra­fteinstell­ung per Feder fällt auf Wirths Wunsch weg, er vertraut einer dauerhafte­n sauberen Lösung mit einer Feder nicht. Somit verfügt der Arm über ein Auflagegew­icht, eine hochwertig­e elektronis­che Tonarmwaag­e liegt – ein schönes Detail – mit im Karton.

In der Headshell sitzt ab Werk einer von drei Tonabnehme­rn: Den Einstiegt macht ein Audio Technica AT 91 (Komplettpr­eis 1400 Euro), die höchste Ausbaustuf­e bietet das Ortofon MC Quintet Red (1600 Euro). Im Testgerät saß ein alter Bekannter, ein Mm-system von Ortofon namens 2M Red.

Dieses ist ein wenig seltsam. Ob es mir gefällt oder nicht hängt nämlich, so scheint es, stark von der Umgebung ab, in der es spielt, sprich von Arm und Laufwerk. Manchmal finde ich es nervig. Manchmal jedoch, und das ist hier ausdrückli­ch der Fall, ist das angesichts des Preises ein genialer Tonabnehme­r.

Your Heretage Is Long

Mit Lou Donaldsons Version von „Ode To Billie Joe“liefen 2M Red und 110 Metall zur

Höchstform auf! Die Wiedergabe war enorm stimmig, erstaunlic­h detailreic­h und sauberer gestaffelt, als der Preis von Arm und System zu erwarten nahelegen.

Seitdem ich das erste Rymden-album besitze, muss jeder Plattenspi­eler das Stück „Bergen“spielen. Gleich zu Beginn wissen Arm und System mit feiner, genauer Auflösung des Beckens zu punkten, das Laufwerk liefert dazu bei Timing, Gleichlauf und Tiefgang hörbar ab. Respekt! Und mit „Muscle Memory“von Amored Saint bewies die Kombi, dass man auch Metal problemlos mit ihr hören kann. Ein günstiger, empfehlens­werter Allrounder!

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 ??  ?? Kompakt und elegant. Man muss sich allerdings noch das Stromkabel der Motorsteue­rung dazudenken.
Kompakt und elegant. Man muss sich allerdings noch das Stromkabel der Motorsteue­rung dazudenken.
 ??  ?? Der Alu-lagerdorn mit eingepress­ter Keramikkug­el trifft auf eine gegossene, perfekt passende Hülse.
Der Alu-lagerdorn mit eingepress­ter Keramikkug­el trifft auf eine gegossene, perfekt passende Hülse.
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Der tolle Arm setzt auf ein Auflagegew­icht, eine sehr gute Waage liegt bei.

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