Acoustic Solid 110 Metall
Der Acoustic Solid 110 Metall wirkt auf angenehme Art wie ein alter Bekannter. Sein zugleich leichtfüßig und solide wirkendes Äußeres verspricht viel. Kann der Klang dieses Versprechen trotz Downsizing erfüllen?
Bisher war der Solid 111 Metall (Test in stereoplay 4/19) das Modell, mit dem man in die Welt der Metall-serie von Acoustic Solid einsteigen konnte. Nun geht das noch günstiger, mit dem Solid 110 Metall. Seine Herkunft sieht man ihm (zum Glück) dennoch, also trotz geringeren Budgets, sofort an.
Wie seine Metall-brüder setzt auch der 110 auf eine akustisch optimierte Laufwerksform, die dem Körperschall nur eine minimale Angriffsfläche bietet. Die Basis hat einen Durchmesser von 18 cm und ist fünf Zentimeter hoch. An ihrer Unterseite trägt sie drei in der Höhe verstellbare, spitz zulaufende Füße aus Vollaluminium, die auf Unterlegscheiben aufsetzen.
Die Basisplatte hat drei Ausleger. Die beiden hinteren tragen Motor und Tonarmbasis, der vordere trägt die elektronische Motorsteuerung. Diese ist hier fest montiert. Das verleiht dem 110 Metall eine aufgeräumtere Optik und ist einfach
Selbst im günstigen 110 Metall sitzt das geniale gegossene Acoustic-solidlager mit Keramikkugel.
praktisch. Ein wenig nachteilig ist hingegen, dass das seitlich aus der Motorsteuerung herausgeführte Stromkabel die Optik ein wenig stört.
Vielleicht wäre es ja möglich, das Kabel im Seriengerät hinten rauszuführen?
Lager? Top!
In der Basis logiert natürlich auch das bewährte AcousticSolid-tellerlager. Diese Lager sind, wie unsere Erfahrung zeigt, sehr zuverlässig und mit viel Verstand gemacht. Die Frage, wie man ein passgenaues
Lager mit engsten Toleranzen herstellt, beantwortet Karl Wirth so: Er gießt einen Kunststoffgleitbelag auf eine geschliffene Edelstahlachse, was eine perfekt passende Kombination ergibt. Der Lagerboden wird ebenfalls gegossen und zusätzlich mit einer Teflonscheibe bedämpft. Kontakt zu diesem Boden nimmt eine polierte Keramikkugel auf, die in den Lagerdorn eingepresst wird. Die durchweg sehr guten Messwerte, die unser Testlab ermittelt hat, geben Karl Wirth mal wieder Recht. Rumpeln und Gleichlauf sind ohne Fehl und Tadel.
Typisch auch die Ankopplung der Platte an den Teller. Hier kommen nämlich gleich zwei Tellerauflagen auf dem handpolierten, 6 kg schweren und 3 cm hohen Vollaluminiumteller zum Einsatz: eine Ledermatte und darauf eine 3-mmplexiglasscheibe.
Nun dreht sich der Teller nicht selbstständig, sondern er braucht einen Antrieb. Der Syn
chronmotor stammt von Berger. Ein Nylon-silikon-riemen verbindet Motor und Teller, auch das ist eine bekannte Lösung.
Der auf dem Laufwerk montierte Arm wird zwar von Rega gefertigt, ist aber kein Modell von der Stange, sondern wird für Acoustic Solid modifiziert. Die Auflagekrafteinstellung per Feder fällt auf Wirths Wunsch weg, er vertraut einer dauerhaften sauberen Lösung mit einer Feder nicht. Somit verfügt der Arm über ein Auflagegewicht, eine hochwertige elektronische Tonarmwaage liegt – ein schönes Detail – mit im Karton.
In der Headshell sitzt ab Werk einer von drei Tonabnehmern: Den Einstiegt macht ein Audio Technica AT 91 (Komplettpreis 1400 Euro), die höchste Ausbaustufe bietet das Ortofon MC Quintet Red (1600 Euro). Im Testgerät saß ein alter Bekannter, ein Mm-system von Ortofon namens 2M Red.
Dieses ist ein wenig seltsam. Ob es mir gefällt oder nicht hängt nämlich, so scheint es, stark von der Umgebung ab, in der es spielt, sprich von Arm und Laufwerk. Manchmal finde ich es nervig. Manchmal jedoch, und das ist hier ausdrücklich der Fall, ist das angesichts des Preises ein genialer Tonabnehmer.
Your Heretage Is Long
Mit Lou Donaldsons Version von „Ode To Billie Joe“liefen 2M Red und 110 Metall zur
Höchstform auf! Die Wiedergabe war enorm stimmig, erstaunlich detailreich und sauberer gestaffelt, als der Preis von Arm und System zu erwarten nahelegen.
Seitdem ich das erste Rymden-album besitze, muss jeder Plattenspieler das Stück „Bergen“spielen. Gleich zu Beginn wissen Arm und System mit feiner, genauer Auflösung des Beckens zu punkten, das Laufwerk liefert dazu bei Timing, Gleichlauf und Tiefgang hörbar ab. Respekt! Und mit „Muscle Memory“von Amored Saint bewies die Kombi, dass man auch Metal problemlos mit ihr hören kann. Ein günstiger, empfehlenswerter Allrounder!